ZEITLOS - Band 2 (German Edition)
dahinter steckte, sie mussten sich schützen. Dazu schlug Lars vor, den Gegner auf eine falsche Fährte zu führen. Falls die Society wirklich von PSI-Agenten überwacht oder unterwandert war, dann galt es, diese Möglichkeit in ihrem Sinne gegen den Gegner zu nutzen. Heute Abend wollten sie die Sache angehen und mit dem Netzwerk in Kontakt treten. Es musste alles wohlüberlegt sein.
Ihre Kollegin, Greta Ohlsen, öffnete die Badezimmertür. Birte war gerade dabei, sich die dunklen Ränder unter den übernächtigten Augen wegzupudern. »Oh, hier bist du. Wir suchen dich schon. Ein Herr Gertulek wünscht die Leitung des Kindergartens zu sprechen« Vor Schreck fiel ihr die Puderdose ins Waschbecken, verschmutzte das weiße Porzellan. »Lass nur, geh zu dem Typen, ich mach das schon! Nicht gut drauf heute?«
»Danke, Greta. Alles in Ordnung«
Sie strich sich den Pony aus der Stirn und versuchte sich zu beruhigen. In der Halle stand ein schlanker Mittvierziger, der sie nun, ohne ein Lächeln im Gesicht, ansah. »Frau Stettner?«
»Ja, die bin ich. Was kann ich für Sie tun?«
»Mein Name ist Gertulek. Könnte ich Sie bitte ungestört unter vier Augen sprechen?« Ihr Herz machte einen Aussetzer. Oh Gott! Sie spürte Gefahr. Von diesem Menschen ging nichts Gutes aus. Sie straffte sich und wurde förmlich. »Ja, selbstverständlich, wenn Sie mir bitte folgen würden« Sie wies auf ihr Büro und ließ den Besucher an sich vorbei. »Bitte, wenn Sie Platz nehmen wollen?« Sie schloss die Tür und nahm hinter dem Schreibtisch Platz, sie brauchte eine Barriere zwischen sich und diesem Mann. »Ich will gleich zur Sache kommen, Frau Stettner. Er zückte einen Ausweis und legte ihr den auf den Tisch. Sie nahm ihn erstaunt, sah in steilen Buchstaben die Titelzeile: Bundesnachrichtendienst
»Oh! Sie sind also vom Geheimdienst!« Oskar Gertulek stand unter dem Passbild. Sie gab den Ausweis zurück. »Ja. Können Sie sich denken, warum ich hier bin?«
»Natürlich nicht! Wie kann ich Ihnen helfen?« Gertulek musterte sie aufmerksam. Der ging zum Lachen wahrscheinlich in den Keller. »Sehen Sie, meine Behörde ermittelt in einer Sache, die, wie soll ich sagen, etwas delikat ist. Ich meine, es sind in dieser Stadt erstaunliche Dinge geschehen und in einigen Nachbargemeinden ebenso. Das Zentrum dieser außergewöhnlichen Vorgänge liegt aber in dieser Stadt, genauer gesagt in Borby. Na, können Sie sich nun denken, was ich meine?« Ihr Brustkorb zog sich zusammen, wurde eng. Verdammt! Sie hörte sich mit überraschend fester Stimme entgegnen: »Herr Gertulek, ich habe für solche Spielchen weder Sinn noch Zeit. Einhundertsechs Kinder sind hier und müssen betreut werden. Außer drei Kolleginnen und meiner Wenigkeit, gibt es niemand sonst, der diese Arbeit erledigt. Bitte sagen Sie klar und deutlich, was Sie von mir wollen und spielen Sie kein Quiz mit mir!«
»Na gut, Frau Stettner. Es geht um Kerstin Jankowski, die junge Pastorin. Ihre Gottesdienste in der Borbyer Kirche erfreuen sich großer Beliebtheit, wirklich ganz außergewöhnlicher Beliebtheit… Sie sind eng mit ihr befreundet. Sagen Sie mir, was an ihrer seelsorgerischen Tätigkeit so außergewöhnlich ist und die Leute derart in ihren Bann zu ziehen vermag!«
»Herr Gertulek, ich glaube nicht, dass ich mit dem Bundesnachrichtendienst über meine Freundin sprechen möchte« Spuren legen, falsche Spuren legen . Das hatten sie doch über Nacht diskutiert. Hier bot sich nun eine einmalige Gelegenheit dazu. Ihr Verstand arbeitete hinter der Fassade ihres eingefrorenen Lächelns fieberhaft, »…das heißt…«
»Ja, ich höre!« Gertuleks Augen verengten sich. »Ja, ich kann nur sagen, dass sie eine gute Freundin von mir ist und dass sie eine leidenschaftliche Kämpferin für die kirchliche Sache ist. Seit dem Ereignis suchen die Menschen wieder vermehrt nach Gott. Sie gibt ihnen die Antworten, die sie brauchen. Seit dem Ereignis ist es, als stünde sie mit Gott in einer besonders persönlichen Beziehung«
»Genau, das ist es ja, was ich meine, Frau Stettner. Das ist uns zu Ohren gekommen. Hatte sie eine Offenbarungserfahrung?« Das war die Chance! »Hm, also, Offenbarung würde ich es nicht nennen, das ist ein Begriff, der mir nicht wirklich vertraut ist. Sie hat mir einmal angedeutet, dass ihr in der Nacht des Ereignisses Jesus im Traum erschienen sei und ihr prophezeit hätte, dass ihre Stunde nun gekommen wäre. Sie solle nur auf das hören, was aus ihrem
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