ZEITLOS - Band 2 (German Edition)
Schnüffelei Gertuleks und dessen Tod, gefolgt von den zahlreichen Hinweisen, dass verschiedene Leute sich bei Freunden, Kollegen oder Nachbarn nach ihnen erkundigten.
Die letzten beunruhigenden Vorkommnisse in dieser Kette sonderbarer Vorfälle, waren der Einbruch in Kerstins Wohnung und der Vorfall bei Lars in dessen Betrieb. Einbrecher hatten Kerstins Pastorat durchwühlt, aber nichts gestohlen. Man hatte offensichtlich nach etwas gesucht, aber, dem Himmel sei Dank, nicht finden können.
Lars erwischte einen seinen Mitarbeiter dabei, wie dieser in seinen persönlichen Sachen herum schnüffelte. Zur Rede gestellt, gab er zu von einem Unbekannten erpresst und dazu angestiftet worden zu sein. Lars warf ihn umgehend raus.
***
Die Vorbereitungen für die geplanten Feiern zum achten Jahrestag des Ereignisses liefen in vielen Städten und Gemeinden auf Hochtouren. Fenster und Türen wurden mit bunten Frühlingsblumen geschmückt, Kinder studierten mit ihren Lehrerinnen Lieder für die geplanten Umzüge ein, Jugendliche und Heranwachsende schmückten Bollerwagen und Traktoren. Die Erwachsenen waren damit beschäftigt, Speisen für die Straßenbuffets zuzubereiten.
Markus nutzte zwischendurch eine günstige Gelegenheit um seine Post durchzusehen. Er hatte einen Brief von seiner ehemaligen Assistentin bekommen und las ihn gerade ein zweites Mal durch. Sie war nach Berlin in die Wirtschaft gewechselt. Darüber war er keineswegs traurig, zu sehr hatte sie sich von seiner Sichtweise der Dinge entfernt und war ihm fremd geworden. Er war das Gefühl nie losgeworden, dass auch sie gelegentlich hinter ihm her schnüffelte.
Nun dieses Ansinnen von ihr: Sie bat ihn in dem Schreiben darum, dass er ihr eine Beurteilung zukommen ließ, in der er ihre maßgebliche Mitarbeit an den Clusterprojekten 4 und 5 bewertete und bestätigte. Sie hatte damals doch ein Zeugnis bekommen, das die Qualität ihrer Arbeit in jeder Weise würdigte. Wozu brauchte sie jetzt eine Bestätigung ihrer Fachkompetenz bei der Arbeit an diesen speziellen Clusterprojekten? So weit er wusste, war sie nicht mehr in der Forschung tätig.
Inmitten dieser Gedankengänge wurde er von Kim unterbrochen, der in sein Arbeitszimmer trat. »Väterchen, könntest du mir für einen Moment helfen? Ich brauch mal einen Experten!« Markus zog amüsiert eine Augenbraue hoch. Wenn sein Sohn so daher kam, dann war Vorsicht angesagt. Kim winkte ihn hinter sich her und ging voran in den Garten, wo er am bereits fertig geschmückten Traktor werkelte. »Na, Sohnemann, wo ist das Problem?«
»Ich krieg den Motor nicht wieder an, hab’s schon mehrfach probiert. Opa wäre das bestimmt nicht passiert« Markus nahm auf dem Fahrersitz Platz, drückte einen Schaltknopf. »Du musst bis zehn zählen, dann erst starten!« Nun erst drehte er den Zündschlüssel ganz durch, knatternd sprang der Diesel an, aus dem Auspuffrohr stob eine stinkende Qualmwolke in den Himmel. »Die alten Motoren müssen vorgeglüht werden, damit der kalte Dieselkraftstoff zünden kann. Schade, dass du dich, als Opa noch lebte, nie mit der Technik auseinandersetzen mochtest«
»Wozu auch? Ich hab ja dich!« Sein Sohn klopfte ihm auf die Schulter und sah auf ihn herab.
»Ja, und was wird, wenn auch wir eines Tages mal nicht mehr sind?«
»Oooch, dann gibt es bestimmt andere Experten, die sich mit der ollen Steinzeittechnik auskennen«
So war er, der Bengel. Markus wusste, dass er gerade von seinem Großen aufgezogen wurde. Er hatte die technischen Fähigkeiten seines Großvaters nicht geerbt. Seit der tot war, fehlten ihnen dessen Talent und liebenswerte Art überall.
Seine Schwiegermutter bewies dabei wieder einmal, welch tapfere Frau sie in den Zeiten der größten Not und Qual sein konnte, war doch sie diejenige, die die Familie mit den richtigen Worten tröstete - Sie, die doch eigentlich am allermeisten unter seinem Fortgang litt, besaß diese unglaubliche Fähigkeit, Energie aus Situationen zu ziehen, in denen andere in Selbstmitleid versanken.
Birte hatte ihm mehrfach anvertraut, wie sehr sie ihre Mutter um deren Kraft und Fähigkeiten bewunderte. Dagegen käme sie sich klein und hilflos vor. Wie oft antwortete er ihr daraufhin: »Schatz, du bist nicht deine Mutter, aber sie ist dein Fundament, auf dem deine Talente aufbauen. Du kannst andere Dinge, und du besitzt die Gabe, dir die jeweils erforderlichen Fähigkeiten anzueignen.
Sieh nur dein blaues Buch an, wie dick es mittlerweile geworden
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