ZEITLOS - Band 2 (German Edition)
ist, seitdem du dir alle Tricks, Rezepte und Erfahrungen deiner Mutter darin notierst und somit bewahrst! Ich kenne niemanden außer dir, der das so systematisch betreibt. Weißt du eigentlich, dass du damit genau das tust, was die Maya-Mythen anmahnen: Bewahre das alte Wissen, füge das neue hinzu, und du weißt wie die Zukunft wird – Erinnere dich an die Fibonacci-Zahlenreihe!«
Damit konnte er ihren Selbstzweifeln noch immer am Wirkungsvollsten begegnen.
***
Am Vorabend der Feierlichkeiten verband sich NHE mit der International Society for Shamanistic Research. Nach wie vor waren sie sich der Gefahr bewusst, sich dabei zu verraten und enttarnt zu werden. Sich aber ganz von dem Netzwerk fernzuhalten, wäre auch verdächtig erschienen. Seit Brayasils Warnung waren sie sich darin einig, um keinen Preis etwas von ihrer eigenen Beteiligung an der Auslösung des Ereignisses zu erwähnen.
Während des gemeinsamen Kontaktes mit den Mitgliedern des Netzwerkes erfuhren sie, dass es überall ähnliche Veranstaltungen zum Jahrestag gab, aber gleichwohl in allen Ländern starke Kräfte, die alles daran setzten, die alten Strukturen wieder aufzubauen.
Die indischen Hacker, die damals die Börsenmanipulationen und die empörenden Vorgänge der durch die Pharmaindustrie zurück gehaltenen Medikamente aufdeckten, waren verhaftet und verschleppt worden. Von einem aus dieser Gruppe hatte es kurz vor seiner Liquidierung noch einen aufrüttelnden mentalen Kontakt gegeben, in dem er an die Society appellierte, nicht aufzugeben und den Kampf gegen die Unterdrücker frohen Herzens fortzusetzen. Er sähe seinem physischen Tod gelassen entgegen, da er wisse, dass er nur die Form wechsele. In’L’akesh…
Danach grokten sie gemeinsam Brayasil. Wie immer gab er ihnen mit seiner Würde und große Weisheit ausstrahlenden Ruhe, Kraft und Zuversicht und verabschiedete sie mit dem Hinweis, dass nun die Tage der Klarheit anbrächen. Diese seien davon geprägt, dass die vertrauten Formen in den Hintergrund träten und nun das wahre Wesen aller Dinge von denen, deren Herzen geweitet und gestärkt seien, geschaut werden könnten. Am Ende dieser Sitzung erlebten sie etwas völlig Außergewöhnliches: Es fühlte sich an, als ob Brayasil eine Dusche großen Glücks auf sie perlen ließ. Diese Glücksdusche ließ sie wohlig erschauern und stärkte sie auf wunderbare Weise. Sie schien sie gleichsam unverwundbar zu machen.
Längere Zeit noch saßen die Freunde voll inneren Frieden im Wohnzimmer von Lars und Edelgard, die sich mittlerweile auf die Ankunft ihres ersten, gemeinsamen Kindes vorbereiteten. Diesen besonderen Abend vor Beginn des Jahrestages hatten sie, außer im ersten Jahr nach dem Ereignis, immer in gemeinsamer Erinnerung und Besinnung verbracht. Er war der ganz besondere Feiertag von Neue Hoffnung Erde , und es war für sie alle unvorstellbar, diesen Abend nicht zusammen zu sein.
***
Markus traute seinen Augen kaum, als er am nächsten Tag am Straßenbuffet in Borby auf Nele traf. »Ich hatte gehofft, dich zu treffen, Markus. Wie geht’s?« Er glaubte ihr kein Wort, ließ sich aber höflichkeitshalber auf einen Smalltalk mit ihr ein.
Nach dem Austausch einiger Belanglosigkeiten stießen Simon und Birte dazu. Simons Blick verriet sofort seine Hab-Acht-Stellung! Markus stellte Birte vor, die unbefangen blieb. Die beiden hatten sich bisher nie persönlich getroffen, nur zu Zeiten vor dem Ereignis häufig telefonisch miteinander zu tun gehabt.
Ihr Gespräch wurde von einem fröhlich vorbeiziehenden Kinderumzug übertönt, dem folgte ein Musikzug. Die Paukenschläge gingen durch Mark und Bein. Ein Menschenpulk marschierte hinterher, schwenkte bunte Tücher, ihm schloss sich Svenja mit ihrer Tanzgruppe an, die heiße Salsa-Rhythmen vorführte. »Dort ist meine Tochter! Siehst du sie? Da, die erste Tänzerin mit den Kreolen und dem gelben Minirock!«
»Was, das ist Svenja, die Kleine auf dem Bild auf deinem Schreibtisch? Das kann doch nicht sein!«
»Doch! Sie ist mittlerweile fünfzehn und ein richtiger Teenager« Neles Mund umspielte ein spöttisches Lächeln als sie anmerkte: »Süß, die Kleine. Seid ihr jetzt eigentlich alle bei dieser Heilsarmee – äh, ich meine natürlich bei den Spiritisten?«
Markus konnte nicht verhindern, dass sich seine Miene schlagartig verfinsterte und eine steile Falte auf seiner Stirn erschien. »Du solltest dich besser nicht über uns lustig machen, Nele! Du weißt
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