ZEITLOS - Band 2 (German Edition)
doch, wer zuletzt lacht, lacht am besten. Und nun entschuldige uns, wir müssen das Buffet neu bestücken. Viel Spaß weiterhin in Berlin!« Nele merkte, dass ihr Scherz offensichtlich nicht gut ankam. »War nicht so gemeint. Ich komme morgen bei euch wegen des Zeugnisses vorbei, dann kann ich es gleich mitnehmen, okay? Ich habe übrigens auch noch etwas für dich, das dich interessieren wird. Bis morgen!«
Dann ging sie in der bunten Menge unter. »Was will die denn bei uns? Die führt doch was im Schilde«
»Darauf kannst du wetten!« Simons Gesicht zeigte wieder die typischen Flecken von Aufgeregtheit.
»Markus, ich glaube, die möchte ich nicht bei uns zuhause haben. Ja?«
»Beruhige dich, Birte, ich werde sie vor der Tür abspeisen. Die kriegt ihr blödes Zeugnis in die Hand und das war’s. Soll die doch in Berlin glücklich werden«
Den ganzen Tag über spielten Musikkapellen, es gab Tanz, Speisen und Getränke. Einige Reden wurden gehalten, es war ein Tag, an dem die Eckernförder ausgelassen feierten, aber auch nicht vergaßen, an einer der vielen von Kerstin in den Straßen zelebrierten Kurzandachten teilzunehmen. Nele bekamen sie den ganzen Tag über nicht wieder zu Gesicht. Trotzdem konnte Markus sich eines warnenden Gefühls nicht erwehren.
Er täuschte sich nicht. Bereits am Mittag des nächsten Tages besuchte Nele sie in Borby. Vorwurfsvoll schaute sie ihn an und sagte, »das hättest du mir sagen können, dass ihr jetzt meistens bei deinen Schwiegereltern lebt. Ich war an deiner alten Adresse. Zum Glück sagte mir deine Nachbarin, wo ihr seid. Habe mich noch eine ganze Weile mit der guten Frau Lemming unterhalten. Ein wirklich nettes und äußerst aufschlussreiches Gespräch… Darf ich reinkommen?« Noch ehe er es verhindern konnte, trat sie an ihm vorbei in den kleinen Flur.
Die Freunde waren im Garten. Markus manövrierte Nele geschickt in sein Büro im Keller. Er wollte unbedingt verhindern, dass sie Lars und Edelgard auch noch kennen lernte. Zum Glück war Kerstin noch nicht da. Sie hatte sich erst zum Kaffee angemeldet.
Er wies auf den Drehstuhl in seinem engen, zum Büro umfunktionierten Kabuff. Sie nahm Platz und strahlte ihn etwas zu selbstsicher an. Da er sie rasch loszuwerden hoffte, übergab er ihr das gewünschte Zeugnis. Sie würdigte es keines Blickes, schob es nur achtlos in ihre Handtasche. »Danke, ich habe auch etwas für dich, lieber Markus und ich hoffe, ich bekomme eine kluge Antwort von dir. Eine, die mich vollkommen zufrieden stellt«
Was schlug sie bloß für einen unpassenden Ton an? Markus wurde wütend. »Was…«, weiter kam er nicht. Sie schob ihm die Fotografie eines handgeschriebenen Zettels über den Tisch, dessen Schrift ihm vertraut war - es war seine eigene.
Neugierig nahm er das Foto in die Hand und studierte es. Dann fiel es ihm siedendheiß ein. Das war eines seiner Ideen-Cluster, als er sich damals den Kopf darüber zerbrach, ob und wie er den Computercrash seines PC wohl erfolgreich verzögert hatte. Das musste mehr als zehn Jahre her sein. Wie kam sie an dieses Papier?
»Ich sehe, du erkennst den Entwurf. Ich war so frei, deine verwendeten Abkürzungen zu ergänzen. Sie schob einen Zettel mit ihrer Handschrift nach.
Er wurde blass, sie hatte ihn durchschaut: Klar erschienen nun um den eingekreisten Zentralbegriff CHIP die Seitenäste mit den ausgeschriebenen Bezeichnungen Halbleiter, Kristallbild, Siliziumgitter, Entropie, grooken … Es war eine Katastrophe. Er war sich sicher, er hatte diese Aufzeichnung in den Müll geworfen. Sie musste sie aus dem Papierkorb gefischt haben. »Ich habe mir jahrelang den Kopf über dich und dieses Papier zerbrochen, lieber Markus, bis ich das Wort grooken endlich verstand…
Du steckst hinter dem Ereignis!
Du, und deine Freundesgruppe! Frau Lemming hat mir eure Treffen, auch das am Vorabend vor dem Ereignis, beschrieben: Rosafarbene Elmsfeuer loderten über eurem Dach! Danach hat sie eine genaue Liste über eure Treffen und wer daran teilnahm, geführt. Das Bundeskriminalamt war auch schon bei ihr und hat sich nach euch erkundigt, verschiedene andere Leute auch. Na, was sagst du jetzt?«
Markus wurde es übel. War das jetzt der Zeitpunkt, an dem sich seine geheimen Ängste manifestierten? Er erinnerte sich an Brayasils Worte vor der Glücksdusche: Es brechen nun die Tage der Klarheit an, in denen das wahre Wesen der Dinge in den Vordergrund tritt … und von Menschen geschaut werden, deren
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