ZEITLOS - Band 2 (German Edition)
Analyseergebnisse verschiedener getesteter Antibabypillen in Händen, alle aus dem Hause Mehringer. Es gab keinerlei Hinweise darauf, dass sich darin Substanzen befanden, die da nicht hinein gehörten. Vielleicht war die Zeit zu kurz gewesen, um die finsteren Pläne schon in die Tat umsetzen zu können. Er wusste es nicht.
Sicher war nur, dass er handeln musste – und zwar schnell! Die Zeitungsmeldungen über das Geständnis Kerstins hatten ihn dazu veranlasst weitere Recherchen anzustellen. Er war in den Artikeln über die schamanischen Rituale und die Erwähnung der alten Mayabräuche gestolpert.
In den Bibliotheken der Stadt fand er hinreichend Stoff dazu und auch über die Kristallschädelmythologie der Mayas. Er wusste nun, dass den Schädeln der Legende nach, eine herausragende Rolle am Ende der Zeit zukam. Eigentlich war das Thema schon seit Jahren durch, hatte man nicht damals für die Wintersonnenwende 2012 dieses angebliche Ende der Zeit erwartet?
Na gut, man musste schon zugestehen, dass sich wenige Mon a te zuvor ein weltweites Unglück ereignet hatte, so glaubte man zumindest anfangs. Doch erstaunlich schnell erkannten viele Menschen, dass ihnen der Zusammenbruch der Datenprozesse auch neue Möglichkeiten bot. So waren durch weitere Umstände die Spiritistengemeinden entstanden, die neue Werte postulierten und lebten. Dies konnte aber, da war sich Plätschner sicher, keinesfalls das vom Mayakalender Tzolkin vorausgesagte Ende der Zeit sein.
Er wusste, dass sich die Schädel aus den Museen in Paris und London auf dem Weg nach Mexiko befanden, angeblich zu einer Ausstellung über die alte Mayahochkultur. Er hatte das sich öffnende Dritte Auge des Pariser Schädels gesehen und dessen magische Wirkung am eigenen Leib gespürt.
An diese hatte er sich erinnert gefühlt, als er in Borby das erste Mal Jankowskis Gottesdienst besuchte, der ihn bis in seine Grundfesten erschütterte. Die Erinnerung daran bewegte ihn erneut , und ließ seine Gedanken weiter nach Garding wandern. Allerdings, beim Wunder von Garding war die beherrschende Aura eine andere gewesen und doch…
Er strengte sich an, visualisierte das Geschehen von Garding. Da war etwas, das ihm schon damals unbewusst auffiel, dann aber von den nachfolgenden Geschehnissen verdrängt wurde. Was war das nur? Er musste unbedingt zurück nach Kiel, sich die alten Fotos ansehen. Da war etwas Bedeutendes, das spürte er. Hier, in Berlin, konnte er ohnehin nicht länger nützlich sein.
Noch am späten Abend desselben Tages stürmte er in seine Wohnung. Während der gesamten Zugfahrt hatte er sich das Hirn zermartert. Er wusste ganz genau, dass er dicht vor einer sensationellen Entdeckung stand.
Die Fotos! Er fuhr hastig mit den Fingern über die chronologisch sortierten Schuhkartons, in denen er sie aufbewahrte. Die dazugehörenden Negative verwahrte er im sicheren Tresor eines Anwalts. Er nahm einen Stapel Fotos und blätterte ihn durch. Nichts von Bedeutung.
Nun unternahm er einen neuen Anlauf, diesmal mit einer Lupe bewaffnet. Schon beim dritten Foto fand er, wonach er instinktiv gesucht hatte - natürlich! Wieso war er darüber nicht schon viel früher gestolpert?
Er schloss die Augen und versetzte sich noch einmal in die damalige Situation. Ja, nun erinnerte er sich: Der Gospelchor, wie er Aufstellung nahm und mit dem ersten Lied begann, die Unruhe der Sängerinnen, die um die Solistin herum standen, dann, als diese nach vorne ging trat Jankowski in die entstehende Lücke und wischte mit den Füßen etwas beiseite, woraufhin sich unmittelbar die Wirkung dieser wundersamen Liebeskraft zu entfalten begann, die ihre Herzen erfasste und das Beben und Sehnen hinter dem Brustbein auslöste. Ganz so, wie er es von Borby, wie er es von Paris, aus dem Museé du quai Brainly kannte.
Er öffnete die Augen, griff erneut zur Lupe, besah sich das weiße Tuch auf dem Ashita Lee stand. Dann nahm er die nächsten Fotos. Auf Ashitas Platz stand nun Kerstin, das Tuch mit den Füßen zur Seite befördernd, so dass es hinter ihr, an der Stufe zum nächst höheren Podest, zu liegen kam. Das Podest! Das Knistern in der Luft und dann die rosa Feuersäule in der Kerstin stand. Schräg dahinter, von Kerstin fast verdeckt, Birte Stettner. Da waren Schädelkräfte am Werk! Sollte sich etwa ein solcher Maya-Kristallschädel unter dem Podest befunden haben? Von dem weißen Tüllstoff bedeckt?
Augenblicklich kam Plätschner seine naturwissenschaftliche Ausbildung zu
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