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ZEITLOS (German Edition)

ZEITLOS (German Edition)

Titel: ZEITLOS (German Edition)
Autoren: Edward Finnings
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kam dabei heraus, dass auf dem Chip die Trägerplatte, die aus halbleitendem monokristallinen Silizium besteht, Einbrüche aufwies. Um es verständlicher auszudrücken: Das Atomgittergefüge hatte an einigen Stellen seine regelmäßige Struktur verloren und war nach dem Zweiten Satz der Thermodynamik in seine polykristalline Struktur, einem Zustand niedrigerer Ordnung, gekippt, die dadurch elektrisch stark leitend wurde.«
    Lars unterbrach: »Du meinst das, was die Computerexperten einen Schuss nennen, abgeleitet von Kurzschluss?«
    »Ganz genau! Nun fragen wir uns natürlich: War das ein Zufall oder war das mentale Beeinflussung? Hat Markus' hochintensives, leidenschaftliches Verhalten, verbunden mit der bildlichen Vorstellung, das Atomgitter für kurze Augenblicke stabilisieren und am Zerfallen hindern können?« Die Gruppe schwieg verblüfft.
    »Dieses Buch über die Aborigines, heißt das zufällig Traumfänger von Marlo Morgan ?« Kerstin sah Markus fragend an. Er nickte bestätigend.
    »Das habe ich auch gelesen und war sehr beeindruckt davon. Ihr kennt ja meine Vorliebe für diese Themen, denn die sind schließlich häufig Inhalte in meinen Predigten. Ihr erinnert euch an folgenden Satz aus der Bibel: Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen. Matthäus, Kapitel 28? Ich habe an diesen Satz denken müssen, als ich den Traumfänger las, denn dort entstanden die stärksten mentalen Wirkungen aus dem Bewusstsein der Gruppe heraus.«
    Markus lauschte in sich hinein. War das ein wichtiges Stichwort? Gruppenbewusstsein? »Das könnte ein interessanter Hinweis sein, Kerstin.«
    »Ach ja? Warum, glaubst du, kommen wir Christen zum gemeinsamen Gebet zusammen? Das sind keine hohlen Rituale, das hat Bedeutung. Deshalb ist auch unser Reis-Experiment so deutlich ausgefallen – durch die gemeinsame Zuwendung unserer Gesangsgruppe und durch die Kraft unseres Gesanges.«
    »Also schlagen wir demnächst vor, im Bundestag die Debatten durch gemeinsame Gebete und Gesänge zu ersetzen?« Edelgard wollte witzig klingen, verfehlte aber die beabsichtigte Wirkung. Niemand konnte darüber wirklich lachen.
    Kerstin nutzte diese Steilvorlage und konterte: »Ein Versuch wäre es allemal wert, ich bin davon überzeugt, dass unter solchen Gegebenheiten bessere und der Gesellschaft dienlichere Beschlüsse gefasst würden.«
    Damit nahm der Diskussionsverlauf eine Wende und konzentrierte sich nun auf Themen der sozialen Ungerechtigkeit, was Edelgard, Kerstin und Markus auf eine gemeinsame Argumentationslinie brachte. Lars war der einzige, der dagegen hielt: »Kinder, Kinder, wenn ich das schon höre: Ungerechtigkeit, sich öffnende Einkommensschere, Umverteilung von unten nach oben. Das ist doch alles nur  Gejammer, nichts als Gejammer! Jeder hat doch die Möglichkeit, sein Schicksal in die Hand zu nehmen. Jeder kann frei darüber entscheiden, wie viel er in seine Fortbildung investiert, wie viel Risiko er bereit ist, auf sich zu nehmen. Seht mich an: Obwohl ich kein Abitur gemacht habe, stand mir die Chance offen, mich selbständig zu machen. Meine Mühe und meine Risikobereitschaft haben ein übriges dazu getan. Ich habe Erfolg, bin gesund und habe trotzdem noch Zeit für andere Interessen. Jeder kann das Gleiche machen wie ich, oder in die Politik gehen, oder Manager werden, oder was weiß ich!«
    Kerstin antwortete ihm sanft. »Vielleicht hatte das weniger mit den von dir aufgezählten Eigenschaften zu tun, sondern beruhte vielmehr auf deiner von Grund auf positiven Lebenseinstellung. Du erwartest einfach, dass dir alles gelingt und dann gelingt es dir auch! Hast du einmal darüber nachgedacht, dass diese Eigenschaft nicht aus dir allein entspringt. Vielleicht war es dein glückliches Elternhaus, das dir in deinen entscheidenden Prägephasen erst das nötige Grundvertrauen in das Leben gab.
    Andere könnten unglücklicher dran gewesen sein. Wir Theologen diskutieren das häufig und fragen uns, woher die positive oder negative Lebenseinstellung eines Menschen rührt. Es scheint sehr viel mit vorgeburtlichen Erfahrungen und später mit bestimmten Prägungsstadien zu tun zu haben. Denk einmal darüber nach! Vielleicht ist doch nicht jeder so unbeschränkt frei, um seines eigenen Glückes Schmied sein zu können.«
    Edelgard kam ihrem Schwarm zu Hilfe. »Nein, nein, ich glaube schon, dass Lars recht hat. Wer Erfolg haben will, muss bereit sein, Risiken einzugehen.«
    »Erfolg. Wie definiert denn
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