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ZEITLOS (German Edition)

ZEITLOS (German Edition)

Titel: ZEITLOS (German Edition)
Autoren: Edward Finnings
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heute die Mehrheit der Menschen diesen Begriff?« Markus sah erstaunt zu Simon. Es sah ihm nicht ähnlich, in Diskussionen das Wort zu ergreifen, anscheinend hatten sie gerade eines seiner Reizthemen angesprochen. »…die Mehrheit der westlichen Zivilisationen sehen in diesem Begriff doch nur die Fähigkeit, viel Geld zu verdienen und dann auch gefälligst damit glücklich zu sein. Die Beobachtung und, nebenbei bemerkt, auch einige Studien belegen, dass das Glück nicht proportional zum Geldverdienen ansteigt, sondern nur bis zu einer gewissen Verdienstgrenze, die es einem ermöglicht, einigermaßen sorgenfrei leben zu können. Oberhalb dieser Verdienstgrenze kippt die Proportionalität. Wer gibt denn in unserer Gesellschaft vor, was Erfolg zu sein hat?«
    »Unser Gesellschaftssystem, würde ich sagen.«
    »Eben, liebe Edelgard. Sind wir uns denn tatsächlich darüber so sicher, dass dieses System, auch wenn es in der Nachkriegszeit beim Wiederaufbau gute Dienste geleistet hat, immer noch dazu geeignet ist, die Mehrheit der Menschen zufrieden zu machen? Sollte Politik, die wirklich für das Volk und nicht für Unternehmensinteressen gemacht wird, nicht das maximal mögliche Zufriedenheitspotenzial der größtmöglichen Masse anstreben?«
    Markus fiel seinem Freund in die Parade »Du meinst sicher den Utilitarismus, den seinerzeit Jeremy Bentham postulierte?«
    »Genau!«
    Lars wurde ungeduldig. »Könntet ihr bitte allgemeinverständlich reden, ihr Herren Akademiker? Damit auch einfache Leute, wie ich es bin, das verstehen?«
    »Wir meinen damit eine soziologische Ethik, die schon vor mehr als zweihundert Jahren formuliert wurde. Dabei geht es um das gemeinsame Ziel, möglichst viele Einzelmitglieder einer Gesellschaft glücklich und zufrieden zu machen. Zur Zeit kämpft jeder nur um seinen persönlichen Vorteil, nicht um das Vorankommen seiner Gruppe.«
    Kerstins Augen glänzten. »Das halte ich ja gerade für das Dilemma unserer Zeit, dass wir das Wohl der Allgemeinheit, also unserer Gruppe im größeren Sinne, aus den Augen verlieren, zugunsten unseres immer größer werdenden Egos. Damit befinden wir uns in einem ständigen Wettbewerb, der nur wenige Gewinner, jedoch viele Verlierer kennt. Ich finde dies ganz schlimm!« Kerstin stand auf um Birte beim Abräumen der Teller zu helfen.
    Das Telefon klingelte, Birte ging ran. Das Gespräch war anscheinend unerfreulich, denn sie knallte das Telefon auf die Anrichte. »Lars, könntest du bitte mal dein Auto ein Stück weiter vorfahren? Die Lemminge meinen, dass du ihre ungehinderte Ausfahrt behinderst.« Genervt verdrehte sie die Augen und ging in die Küche. Lars stand auf und griff zum Autoschlüssel.
    Markus hatte sich bisher an dieser Diskussion nur wenig beteiligt, er sammelte Material, schrieb unaufhörlich Stichworte auf – der Wissenschaftler in ihm arbeitete.  
    »Warum sagst du nichts? Es ist doch sonst nicht deine Art, zu schweigen?« Edelgard stellte ihm diese Frage und legte ihre kühle Hand auf seinen Arm.
    Er ließ das Notizbuch sinken. »Ich habe euch genau zugehört und mir Stichworte notiert. Meine Meinung kennt ihr zu genüge: Ich bin mit unserem jetzigen System überhaupt nicht einverstanden – ich finde es asozial und widerlich, wie sich die hohen Herren bedienen und den kleinen Mann bluten lassen. Ich denke, das wird nicht mehr lange gutgehen, denn irgendwann in absehbarer Zeit, werden sich die Massen das nicht mehr gefallen lassen. Und dann – wehe uns…«
    »Das glaube ich nicht, Markus«, sprach Simon, »ich beobachte, dass die Menschen sich hierzulande immer mehr gefallen lassen und vermute dahinter gezielte Beeinflussung. Wir werden durch Werbung, Medienberichte und viele Dinge unseres heutigen Alltags gezielt abgelenkt und in die Irre geführt. Die meisten Menschen sind in ihrer Aufmerksamkeit derart an unwichtige Themen gebunden, dass sie keine Zeit mehr finden, über das, was für sie wirklich wichtig wäre, nachzudenken.
    Meiner Meinung nach ist das von der herrschenden Klasse auch so gewollt. Ich nenne nur einige Beispiele: Ungesundes Fastfood, das fett und lethargisch macht, Internet- und Computerspiele, Fernsehen, SMS-Sucht, Chatforen, in denen nur Belangsloses geschwafelt wird… Man muss wohl auch ernsthaft in Erwägung ziehen, das wir alle möglicherweise schon einer technischen Beeinflussung zur Bewusstseinskontrolle unterworfen sein könnten.
    Es hat dazu schon öffentliche Versuche gegeben, die von der Mehrheit der
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