ZEITLOS (German Edition)
echten Schädel sprechen mit ihren kundigen Besitzern.«
»Ach? Und auf welchem Wege?«
»Nun ja, man muss dazu natürlich ein wenig mehr über ihre Herkunft und ihre Bedeutung wissen, Herr Stettner. Wer sich meditativ auf die Schwingungsfrequenz eines solchen Schädels einzustellen vermag, kann Fragen formulieren und erhält Antworten in Form von Visionen, Traumbildern oder auf eine Weise, die wir Mexikaner gerne inneres Gespräch nennen. Den Überlieferungen zufolge gibt es davon 4 x 13 Schädel, also insgesamt 52 alte Maya-Schädel – sie sind über die ganze Welt verstreut.«
»Ich habe gelesen, dass man ihnen die Bedeutung zuschreibt, eines Tages die Welt zu erwecken, was immer damit gemeint sein soll!«
»Oh ja, Herr Stettner, eines Tages – und wer weiß, vielleicht ist dieser Tag gar nicht mehr so fern wie viele Leute denken.«
»Woher wissen Sie, dass der abgebildete Schädel den Namen Corona de Luz trägt, sind Sie auf diesem Gebiet Experte?«
»Die Heiligen Schädel gehören zu unseren uralten Mythen, Herr Stettner, jeder indigene Mexikaner ist mit diesen Geschichten aufgewachsen, so wie Sie mit Ihren deutschen Märchen.«
»Haben Sie schon einmal mit einem Kristallschädel gesprochen?«
»Ja.«
»Sie glauben wirklich, dass Menschen mit Siliziumkristallen sprechen können?«
»Nicht jeder Mensch, dafür braucht man spezielle Einweisungen.«
»Und? Sind Sie ein solcher Eingeweihter?«
Die Frage schwebte vor dem gleichmäßigen Summen der Triebwerke sekundenlang im Raum. Antonio Rodriguéz Brayasil sah seinem Gesprächspartner in die schwarzen Augen, sah tiefer hinein, durchbrach den Schleier und suchte Kontakt zum Geist dieses interessanten Mannes. Dann formte er in seinem Kopf nur ein einziges starkes Wort:
›JA!‹
»Ich hab’s gewusst!«
Der Deutsche wandte den Blick ab und lehnte sich sichtlich erschüttert in seinen Sitz zurück.
Er hatte ihn also vernommen, obwohl seine Lippen kein Wort gesagt hatten, nur Don Rodriguéz Geist hatte dieses Wort geformt.
Eine Weile herrschte Schweigen, der Deutsche schien verwirrt, versuchte augenscheinlich seine aufgewühlten Gedanken unter Kontrolle zu bringen. Don Rodriguéz nahm die feinen Schwingungen, die von dem irritierten Deutschen ausgingen, sehr deutlich wahr. Diesem Mann war etwas passiert, mit dem er nicht fertig wurde und es hing offenbar mit Siliziumkristallen zusammen, mit denen dieses Gespräch begonnen hatte. »Ihnen brennt eine Frage auf den Lippen, Sie trauen sich aber nicht mich zu fragen. Nur zu – fragen Sie!«
»Woher…, woher wissen Sie das?« Nun klang die Stimme Stettners beinahe ehrfürchtig.
»Meine Vorfahren waren Tolteken, ich gehöre zum Stamm der Pipiles. Unser Stamm verehrt Quetzalcoatl, die gefiederte Schlange, einem mythischen Symbol für den Großen Schöpfergeist. Wir sind es gewohnt, auf vielerlei Arten mit unserer Umgebung, den Menschen, den Tieren, den Pflanzen und den Naturgeistern Verbindung aufzunehmen. Diese Fähigkeit hat der moderne Mensch fast verloren, das ist es wohl, was Sie jetzt irritiert. Sie können mich bedenkenlos über das was Ihnen auf der Seele liegt befragen, ich werde versuchen Ihnen eine Antwort zu geben – wenn ich kann!«
Der weitere Flug nach Paris verlief sehr kurzweilig und nach der Landung auf dem Airport Charles de Gaulle verbrachten sie noch zwei weitere Stunden in einem Restaurant am Flughafen.
Beim Abschied versprachen sie miteinander in Verbindung zu bleiben und tauschten ihre Visitenkarten aus. Dann trennten sie sich, wie zwei langjährige Freunde.
21.08.2010; Samstag; 11:05 Uhr/MEZ; Eckernförde-Grasholz; Privathaus
Birte sah vergnügt zu, wie Svenja mit der Katze auf dem Boden herumtollte. Mara war jetzt seit fast zwei Wochen bei ihnen im Haus und Svenjas Begeisterung für den neuen Hausgenossen hielt noch immer an. Immer wieder warf sie den Miniflummi und Mara hechtete in langen Sätzen hinterher um ihn zu fangen.
Während Birte im Hauswirtschaftsraum stand und Wäsche zusammenlegte, hörte sie Markus die Treppe herunter kommen. Sie hatte längst allein mit den Kindern gefrühstückt, um ihn sein Jetlag ausschlafen zu lassen. Nun, nach guten zehn Stunden Schlaf, schien er wieder unter den Lebenden zu weilen.
Er war noch nicht auf der untersten Treppenstufe angekommen, da trat sie ihm mit ausgebreiteten Armen lächelnd in den Weg und sie hielten sich eine Weile still umarmt. »Na komm! Dein Frühstück wartet schon.« Sie zog ihn
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