Zeitreise in Technicolor
– damit ist die Sache für Sie abgetan! Während ich bei diesen verlausten Barbaren gefangen war und ihre dreckigen Tiere versorgen mußte! Fünf Minuten, nachdem Sie fort waren, versetzte mir Ottar einen Schlag auf den Schädel und nahm mir alle Kleider, Vorräte und natürlich auch den Whisky weg.«
»Weshalb für Whisky arbeiten, wenn Whisky auch so da?« fragte Ottar in schönster Wikingerlogik.
»Es ist nun mal geschehen«, sagte Barney. »Sie haben ein hartes Jahr hinter sich, aber ich werde dafür sorgen, daß man Sie entschädigt. Ihr Vertrag wird selbstverständlich auf ein Jahr verlängert. Das ist eine hübsche Summe, und außerdem haben Sie dann noch Ihr Universitätsjahr frei, weil im zwanzigsten Jahrhundert inzwischen nur ein paar Tage vergangen sind. Sie haben Ihre Aufgabe erfüllt und Ottar Englisch beigebracht ...«
»Das haben Sie nur seinem Durst zu verdanken. Er war fast einen Monat lang abscheulich betrunken, und als er wieder zu sich kam, erinnerte er sich an die Englischlektionen. Ich mußte ihm täglich etwas beibringen, damit er von Ihnen Whisky verlangen könne, sobald Sie ankämen.«
»Ottar spricht gut, wirklich. Wo ist Whisky?«
»Wir haben genug, beruhige dich nur«, sagte Barney und wandte sich wieder an Jens. Der Gedanke an Paragraphen und Gerichtsverhandlungen machte ihm zu schaffen. »Was halten Sie davon, wenn wir die Sache auf sich beruhen lassen, Doc? Ein Jahresgehalt dafür, daß Sie Ottar Englisch beigebracht haben und weitere Prämien für Ihre Mitarbeit während des Films. Ich bin sicher, daß es ein interessantes Erlebnis war ...«
»Aaaarh!«
»Sie werden es bestimmt nicht so schnell vergessen. Außerdem haben Sie garantiert eine Menge Altnordisch gelernt ...«
»Weit mehr, als mir lieb war.«
»Wir sind also quitt, nicht wahr?«
Jens Lyn stand lange Zeit mit geballten Fäusten da, dann warf er den Eimer zu Boden und zertrampelte ihn wild.
»Gut«, sagte er schließlich. »Ich habe ja keine andere Wahl. Aber ich rühre keinen Finger, bevor ich ein anständiges Bad, eine Entlausung und neue Kleider bekomme.«
»Sicher, Doc. Wir fahren Sie gleich zu unserer Gesellschaft. Wir sind hinter der Landzunge ...«
»Danke, ich finde selbst hin«, sagte er und stapfte zum Strand hinunter.
»Whisky«, sagte Ottar.
»Arbeite«, erklärte ihm Barney. »Wenn du Whisky haben willst, mußt du ihn dir verdienen. Wir fangen morgen mit den Dreharbeiten an, und ich brauche ein paar Informationen.«
»Gut. Komm ins Haus.«
»Um Himmels willen.« Barney trat einen Schritt zurück. »Ich weiß noch, was mit dem letzten Knaben geschah, der deine Einladung annahm.«
8
»Stillhalten!« rief Gino. »Du brauchst doch nur stillzuhalten, und nicht einmal das kannst du!«
»Brauche einen Drink!« knurrte Ottar und schüttelte den Knecht, der für Slithey Probe stand. Der Mann brach beinahe zusammen.
Gino setzte fluchend die Kamera ab. »Barney, sprechen Sie mit diesen beiden Steinzeitklötzen! Das hier soll eine Liebesszene werden und kein Ringkampf. Das sind die gräßlichsten Doubles, mit denen ich je gearbeitet habe.«
»Richten Sie nur alles für die Aufnahme her, ich bin gleich bei Ihnen, Gino«, sagte Barney und wandte sich wieder seinen Stars zu. Ruf hatte die Arme überkreuzt und starrte leer in den Raum. Er sah mit seiner Wikingerausrüstung und dem blonden Bart sehr eindrucksvoll aus. Slithey lehnte sich in ihrem Safaristuhl zurück, während ihre Perücke gekämmt wurde, und sie sah mit ihrem großzügigen Dekolleté noch eindrucksvoller aus.
»Also noch einmal«, sagte Barney. »Du bist verliebt, und Ruf muß in den Krieg ziehen, und du siehst ihn vielleicht nie wieder. Also verabschiedest du dich leidenschaftlich von ihm – dort drüben auf dem Hügel.«
»Ich dachte, ich würde ihn hassen?« sagte Slithey.
»Das war gestern«, erklärte Barney. »Wir machen die Aufnahmen nicht der Reihe nach, das habe ich dir heute schon zweimal gesagt. Also, ich wiederhole noch einmal kurz, und es kann nicht schaden, wenn du auch aufpaßt, Ruf. Der Film beginnt damit, daß Thor, der von Ruf dargestellt wird, mit seinen Wikingerpiraten die Farm überfällt, auf der du wohnst, Slithey. Du bist Gudrid, die Tochter des Hauses. Bei dem Kampf werden alle außer dir von den Wikingern getötet, und Thor nimmt dich als Beute mit. Er will dich besitzen, aber du bekämpfst ihn, weil du ihn haßt. Doch langsam gewinnt er dein Herz, und du verliebst dich in ihn. Als das geschieht,
Weitere Kostenlose Bücher