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Zeitreise in Technicolor

Zeitreise in Technicolor

Titel: Zeitreise in Technicolor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Harrison
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muß er aber schon wieder auf einen Raubzug fort, und er läßt dich zurück. Das ist die Szene, die wir jetzt drehen. Er ist weggegangen, du läufst ihm nach und rufst ihn, er dreht sich um, und du kommst zu ihm auf den Hügel. Ist das klar?«
    »Da!« sagte Ruf und deutete aufs Meer. »Da kommt ein Schiff.«
    Sie drehten sich alle um, und tatsächlich kam ein Wikinger-Langboot um die Landzunge. Das Segel war aufgerollt, aber der Drachenkopf am Bug hob und senkte sich mit den Schlägen der Ruderer.
    »Morgen!« schrie Barney. »Lyn, wo sind Sie? Hatten Sie und Ottar mit diesem Finnboggi nicht verabredet, daß er sein Schiff morgen bringen solle?«
    »Sie haben einen sehr dehnbaren Zeitbegriff«, meinte Lyn.
    Barney warf seinen Hut auf den Boden und rannte zur Kamera. »Was ist, Gino?« fragte er. »Können Sie davon Aufnahmen machen?«
    Gino drehte das Teleskop herum und klemmte sich hinter das Okular. »Sieht gut aus«, sagte er. »Gibt ein paar tolle Bilder.«
    »Gut, drehen wir, vielleicht läßt sich etwas gebrauchen.«
    Ottar und die anderen Nordmänner rannten den Hügel hinunter auf das Haus zu, und sie hielten auch nicht an, als Barney ihnen nachrief, sie sollten nicht ins Bild laufen.
    »Was machen sie?« fragte er, als sie mit Waffen in den Händen ausschwärmten.
    »Keine Ahnung«, erklärte Lyn. »Vielleicht ein Begrüßungsritual, das ich nicht kenne.«
    Ottar und seine Männer standen schreiend am Ufer, und die Männer im Wikingerschiff schrien zurück.
    »Nehmen Sie das alles auf, Gino«, befahl Barney. »Wenn es gut wird, bauen wir es ins Drehbuch ein.«
    Unter dem kräftigen Schlag der Ruder kam das Langboot auf den Strand. Der Drachenkopfbug überragte die wartenden Männer. Noch bevor das Schiff richtig stand, hatten die Leute an Bord ihre Schilde gepackt und waren ins Wasser gesprungen. Auch sie gestikulierten mit einem Sammelsurium an Waffen. Die beiden Gruppen trafen aufeinander.
    »Wie macht sich das?« fragte Barney.
    »Santa Maria!« keuchte Gino. »Die bringen sich um!«
    Das Klirren von Metall vermischte sich mit heiseren Kampfrufen, als die Männer aneinandergerieten. Die Beobachter am Hügel konnten keine Einzelheiten erkennen, bis sich einer der Männer aus dem Gewirr löste und humpelnd zum Schiff lief. Er schien verletzt zu sein, und er kam nicht weit. Sein Gegner folgte ihm mit der Axt und streckte ihn nieder.
    »Die meinen es ernst ...«, sagte Barney mit erstickter Stimme.
    »Ich glaube nicht, daß das das Finnboggi mit seinen Leuten ist«, sagte Lyn. »Vermutlich ist ein fremdes Schiff angekommen.«
    Barney war ein Mann der Tat, aber diese Taten waren auch ihm ungewohnt. Die Kampfszenen übten eine lähmende Wirkung auf ihn aus. Was konnte er tun? Es war nicht seine Welt und nicht seine Lebensart. Tex oder Dallas wurden mit solchen Dingen fertig. Wo waren sie überhaupt?
    »Das Funkgerät«, sagte er zu sich selbst und schaltete es, etwas verspätet, ein. Er rief nach den beiden Revolvermännern.
    »Er hat uns gesehen – er dreht sich um – er kommt auf uns zu«, schrie Gino. »Ein großartiges Bild.«
    Anstatt sich wieder dem Kampf zu widmen, kletterte der Wikinger axtschüttelnd den Hang hinauf und kam auf sie zu. Die Handvoll Filmleute sahen ihn, aber sie rührten sich nicht. Es war alles so fremdartig, daß sie sich wie Zuschauer vorkamen. Sie konnten sich nicht vorstellen, daß man sie in den mörderischen Kampf verwickeln würde. Der Angreifer kam immer näher, und man konnte auf seinem groben roten Wollkittel dunkle Wasserflecken erkennen. Seine Axt war blutverschmiert.
    Er wandte sich schweratmend Gino zu. Offenbar hielt er die Kamera für eine Art Waffe. Gino harrte bis zum letzten Moment aus und filmte. Dann, als die Axt niedersauste, warf er sich zur Seite. Das Beil hackte in eine der Stativstützen, und die Kamera wackelte.
    »He, aufpassen!« schrie Barney und bereute es sofort, denn der schwitzende, zornerfüllte Wikinger wandte sich ihm zu.
    Gino kauerte sprungbereit da, in der Faust ein blitzendes Messer. Es sah so aus, als könnte er gut damit umgehen – sicher ein Überbleibsel seiner Erziehung in den Elendsvierteln von Neapel. Gino stieß zu, als der Wikinger von ihm abgelenkt war.
    Normalerweise hätte er getroffen, aber der Wikinger war trotz seiner Größe flink wie eine Katze. Er wirbelte herum, und die Klinge traf nur den Hüftmuskel. Mit einem Schmerzensschrei riß er die Axt hoch und stieß Gino den Stiel gegen die Stirn. Der Kameramann sackte

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