Zeitreise in Technicolor
Lötkolben hinter seiner Maschine hervor. Der Dieselmotor drehte sich einmal stöhnend herum. Eine blaue Rauchwolke stieg in die Luft. Dann ratterte er gleichmäßig los.
»Wie geht es, Professor?« fragte Barney durch die offene Tür. Hewett schrak zusammen und drehte sich um.
»Guten Morgen, Mister Hendrickson. Ich nehme an, Sie wollen sich nach meinem Vremeatron Nummer Zwei erkundigen. Es freut mich, Ihnen mitteilen zu können, daß alle Stromkreise überprüft sind und der Reise nichts mehr im Wege steht.«
Barney sah die Zimmerleute an, die die letzten Planken festmachten, und stieß mit dem Fuß ein Stück Holz von der Plattform. »Wir müssen sofort starten – außer Sie haben das Rückkehrproblem anders gelöst.«
Hewett schüttelte bedauernd den Kopf. »Ich habe mit dem Vremeatron experimentiert, um zu sehen, ob diese Barriere überwunden werden kann, aber es ist unmöglich. Wenn wir in unsere Zeit zurückkehren, schneiden wir einen Bogen durch das Kontinuum. Wir brauchen Energie, um unsere eigenen Zeitlinien von den Weltzeitlinien abzuzweigen. Die Rückreise nach einem Besuch in der Vergangenheit, ganz gleich, wie lange er sich hingezogen hat, ist eine Reise entlang dem gleichen Zeitvektor, der durch die erste Zeitbewegung errichtet wurde. Man könnte die Rückreise gewissermaßen endotemporär nennen, eine Absorption der Zeitenergie, so wie die Hinreise in die Vergangenheit exotemporär war. Wir können deshalb nicht zu einem Punkt zurückkehren, der hinter unserem Ausgangspunkt liegt – ebensowenig wie ein Ball, den man zu Boden prellt, beim zweiten Mal nicht höher als beim ersten Mal springen kann. Verstehen Sie das?«
»Kein Wort.«
Professor Hewett nahm ein kleines Fichtenbrettchen vom Boden, feuchtete seinen Kugelschreiber an und zeichnete ein paar Linien darauf.
»Sehen Sie sich das an«, sagte er, »dann wird Ihnen alles klar. Die Linie A 1 Z 1 ist die Weltzeitlinie, wobei A 1 die Vergangenheit und Z 1 die Zukunft bedeutet. Der Punkt B ist unser augenblicklicher Standort in der Zeit. Die Linie AZ ist die Zeitlinie des Vremeatrons, wenn es eine Zeitreise vollführt, oder auch unsere eigene Zeitlinie, da wir ja mitreisen. Sie sehen also, daß wir die Weltlinie bei Punkt B verlassen und in einem Bogen durch das extratemporäre Kontinuum zurückgehen, um, sagen wir im Jahre 1000, bei Punkt C anzukommen. Der Bogen BC ist also unsere Reise. Wir treffen bei C wieder auf die Weltzeitlinie und bleiben eine Zeitlang darauf, solange wir uns in der Vergangenheit aufhalten. Die Dauer unseres Besuches wird also von der Linie CD dargestellt. Können Sie mir folgen?«
»Bis jetzt schon«, sagte Barney und zog die Linien mit dem Finger nach. »Reden Sie schnell weiter, solange ich den Faden noch nicht verloren habe.«
»Gewiß. Nun sehen Sie sich den Bogen DE an, unsere Rückreise in der Zeit zu einem Punkt, der hinter dem Startpunkt B liegt. Ich kann diesen Punkt E bis zu dem Bruchteil einer Sekunde hinter B setzen, aber niemals vor B. Die Reihenfolge muß immer BE sein.«
»Weshalb?«
»Ich bin froh, daß Sie diese Frage stellen, denn das ist das Kernproblem. Sehen Sie sich nun einmal Punkt K an. Das ist die Schnittstelle der beiden Bögen BC und DE. Dieser Punkt K muß existieren, sonst wäre eine Rückreise unmöglich, denn bei K erfolgt der Energieaustausch, der das Gleichgewicht der Zeit wieder herstellt. Wenn man Punkt E zwischen D und B setzt, kreuzen sich die Bögen nicht, ganz gleich, wie nahe sie aneinander kommen. Also gleicht sich auch die Energie nicht aus, und die Reise kommt nicht zustande.«
Barney glättete seine Stirn. »Kurz gesagt, wir können nicht zu einem Punkt zurück, der vor unserer Abreise liegt.«
»Richtig.«
»Dann ist also die Zeit, die wir für die Vorbereitungen verbraucht haben, endgültig vorbei?«
»Richtig.«
»Wenn wir also den Film am Montag um zehn Uhr vormittags fertig haben wollen, müssen wir jetzt in die Vergangenheit starten und dürfen nicht mehr zurückkommen, bis alles erledigt ist?«
»Ich hätte es selbst nicht deutlicher formulieren können.«
»Dann fangen wir schleunigst an. Schließlich haben wir schon Samstagvormittag. Die Zimmerleute sind fertig, es steht uns nichts mehr im Wege.«
Das erste Fahrzeug der Kolonne war ein Jeep. Tex lag schlafend auf den Vordersitzen und Dallas auf der Rückbank. Barney beugte sich in den Wagen und wollte auf die Hupe drücken, doch plötzlich starrte er in den Lauf eines Revolvers. Tex hielt ihn
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