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Zeitreise in Technicolor

Zeitreise in Technicolor

Titel: Zeitreise in Technicolor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Harrison
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ihm die Skizze. »Noch einmal: Sie sagen also, daß ich den Film in aller Ruhe beenden kann. Dann kehre ich in eine Zeit vor A zurück und liefere ihn ab?«
    »Richtig.«
    »Das klingt verrückt.«
    »Nur den Dummen erscheint Intelligenz wie Wahnsinn.«
    »Ich verzeihe Ihnen diese Bemerkung, wenn Sie mir eines sagen können: Wer hat diese Zeichnung angefertigt?«
    »Das kann ich nicht wissen. Ich habe sie ja eben zum erstenmal gesehen.«
    »Dann überlegen Sie doch. Mir wurde das Papier am Montagmorgen vor L. M.s Büro gegeben. Ich zeige es Ihnen jetzt. Dann stecke ich es in meine Brieftasche und trage es herum, bis der Film fertig ist. Anschließend mache ich einen Sprung zurück, um L. M. den Film auszuhändigen. Ich treffe mich selbst vor dem Büro, gebe mir das Blatt Papier, stecke es in die Brieftasche und so fort. Erkennen Sie einen Sinn dahinter?«
    »Ja. Ich empfinde den Vorgang ganz und gar nicht als beunruhigend.«
    »Nein? Aber wenn alles so vor sich geht, wie ich es eben beschrieben habe, dann hat kein Mensch je diese Zeichnung angefertigt. Sie steckt einfach in dieser Brieftasche, und ich überreiche sie mir selbst. Erklären Sie mir das!« Seine Stimme klang triumphierend.
    »Das ist nicht nötig. Das Stück Papier erklärt sich selbst. Es besteht aus einer in sich geschlossenen Zeitschleife. Niemand hat die Zeichnung angefertigt, das stimmt. Sie existiert, weil sie ist, und das ist eine ausreichende Erklärung. Wenn Sie es immer noch nicht verstehen, werde ich Ihnen ein Beispiel nennen. Sie wissen, daß alle Papierflächen zwei Seiten besitzen. Aber wenn Sie nun ein Papierband um 180 Grad verdrehen und dann die Enden zusammenfügen, erhalten Sie den sogenannten Möbiusstreifen, der nur eine Seite hat. Er existiert. Man kann nichts dagegen tun. Ebenso ist es bei Ihrer Zeichnung.«
    »Aber – woher kam sie?«
    »Wenn Sie unbedingt eine Quelle brauchen – man könnte sagen, daß sie daher kam, wohin die fehlende Seite des Möbiusstreifens verschwunden ist.«
    Barneys Gedanken verschlangen sich zu einem festen Knoten, dessen Enden frei herunterhingen. Er starrte die Zeichnung an, bis ihm die Augen wehtaten. Jemand mußte sie angefertigt haben. Und jedes Stück Papier mußte zwei Seiten haben ... Mit zittrigen Fingern steckte er das Diagramm in die Brieftasche und hoffte nur, daß er es vergessen würde.
    »Wir können in die Vergangenheit gehen, sobald Sie fertig sind«, verkündete Dallas.
    »In welche Vergangenheit?« Barney sah den Revolvermann überrascht an.
    »Ins Jahr 1006, davon reden wir doch schon die ganze Zeit. Ottar hat seine Nahrungsmittel, und die Filmgesellschaft ist bereit zum Aufbruch.« Er deutete auf die wartenden Lastwagen und Anhänger.
    »Ach ja richtig, wir wollten ins nächste Frühjahr. Dallas, wissen Sie, was ein Paradoxon ist?«
    »Der spanische Barbier, der alle Leute in der Stadt rasiert, die sich nicht selbst rasieren – wer rasiert nun den Barbier?«
    »So ungefähr – nur noch schlimmer.« Dann erinnerte sich Barney an die bandagierte Hand, und er untersuchte sorgfältig seine Rechte. »Was ist nur mit meiner Hand passiert?«
    »Ihre Hand sieht doch prächtig aus«, versicherte ihm Dallas. »Wollen Sie einen Drink?«
    »Das würde nichts nützen. Ich habe mich eben selbst mit einer bandagierten Hand getroffen, und ich wollte mir nicht verraten, was geschehen war. Weißt du, was das bedeutet?«
    »Ja. Sie brauchen wahrscheinlich zwei Drinks.«
    »Egal, wie du darüber denkst, Alkohol ist nicht für alle Probleme eine Lösung. Es bedeutet, daß ich etwas Einmaliges im Universum bin. Ich bin ein Sado-Masochist. Die anderen armen Teufel müssen sich darauf beschränken, masochistisch sich selbst gegenüber oder sadistisch den anderen gegenüber zu sein. Aber ich erhalte eine masochistische Befriedigung, indem ich sadistisch zu mir selbst bin. Kein anderer Neurotiker kann das von sich behaupten.« Er zitterte. »Ich glaube, ich kann den Drink doch gebrauchen.«
    »Bitte.«
    Der Schnaps entpuppte sich als billiger Rye, der wie Ameisensäure schmeckte und Barneys Kehle so verätzte, daß er eine Weile das Parodoxon der Zeit und seine eigenen sado-masochistischen Neigungen vergaß. »Dallas, tu mir einen Gefallen und sieh nach, ob die Indianer im März schon gesichtet worden sind. Wenn Ottar Nein sagt, dann dringst du in Abständen von einer Woche weiter vor, bis sie endlich auftauchen.«
    Barney trat zur Seite, als die Zeitplattform flimmerte und ein paar Zentimeter von ihrer

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