Zeitreisende sterben nie
rausgekommen.«
»Wann warst du das letzte Mal hier, Shel?«
»Mittwoch.« Vor fünf Tagen.
»Die Kette war nicht vorgelegt, als du gegangen bist?«
»Wie sollte sie?«
Jerry griff erneut zu den Schlüsseln. »Ohne seinen Wagen geht er nie irgendwohin.«
Shel ging zurück nach draußen. Frank Traeger, der Nachbar auf der anderen Straßenseite, rechte Laub zusammen.
Shel ging zu ihm hinüber.
»Shel«, sagte er. »Schön, dich zu sehen. Wie geht es dir?«
»Gut, Frank. Hör mal, hast du zufällig meinen Vater gesehen?«
»Nein«, sagte er. »Ich hatte angenommen, er wäre zu Hause.«
»Aber gesehen hast du ihn nicht?«
»Nein, nur den Wagen.«
Derweil rief Jerry im Haus die Polizei.
Zwanzig Minuten später hielt ein Wagen vor dem Haus. Zwei uniformierte Polizisten, beides Männer, stiegen aus.
Sie stellten einige Fragen, wollten wissen, ob ihr Vater gesundheitliche Probleme hatte, ob er öfter einfach davonspazierte, ohne jemandem etwas zu sagen, ob so etwas schon einmal passiert sei. Anschließend durchsuchten sie das Haus. Dann stellten sie noch ein paar Fragen. Als Jerry erwähnte, dass sie keine Ahnung hatten, wie ihr Vater aus dem Haus herausgekommen sein konnte, beschied ihn der kleinere der beiden, der, der offenbar der Verantwortliche war, dass der Weg hinaus nun wirklich zweitrangig sei. »Finden wir ihn erst mal. Dann können wir uns den Kopf über solche Details zerbrechen.« Als sie fertig waren, sagte er, ja, in Ordnung, sie würden einen Bericht schreiben. »Wir melden es«, sagte der Beamte, ein übergewichtiger Afroamerikaner, der nun eine weitere verrückte Geschichte erlebt hatte, die er seinen Kindern erzählen konnte. Shel nahm an, dass er die ganze Geschichte für einen Schwindel hielt, dass er glaubte, ihr Vater würde seine Söhne nur besonders gewitzt aufs Glatteis führen wollen. »Wir brauchen noch eine Beschreibung«, setzte er hinzu.
Shel trieb ein paar Fotos auf. Auf einigen waren beide Elternteile mit ihren Söhnen zu sehen. Ein anderes zeigte Michael mit seinen fast erwachsenen Kindern unter einem Baum. Und dann waren da noch einige relativ neue Fotos, darunter eines von Vater und Söhnen, als sie zur Eröffnung von Jerrys Kanzlei einen Toast ausbrachten.
»Okay«, sagte der kleinere Polizist. »Wenn er sich bei Ihnen meldet oder Sie herausfinden, was passiert ist, wäre es nett, wenn Sie uns informierten.«
Die Polizisten gingen hinaus und umrundeten das Haus. Dann baten sie Jerry, das Garagentor zu öffnen, und musterten den Skylark. »Ist das sein einziger Wagen?«, fragten sie.
»Ja, Sir«, sagte Shel.
»Es ist sonderbar«, bekundete der Partner. »Kennen Sie jemanden, der Ihrem Vater etwas antun wollte?«
»Nicht, dass ich wüsste«, sagte Shel.
»Okay. Wenn wir etwas herausfinden, melden wir uns bei Ihnen.«
Damit stiegen sie in ihren Streifenwagen und brausten davon.
Ihr Vater unterhielt ein Büro im hinteren Bereich des Hauses. Uberall Bücher, vorwiegend solche, die sich mit den Freuden der Physik befassten, der reinen Ekstase der Quantenwelt, der absoluten, ungetrübten Wonne der Null und den glücklichen Zeiten mit der Gravitationskonstante.
Mehrere Bücher, die Shel zuvor noch nie gesehen hatte, lagen auf einem Stapel auf dem Schreibtisch. Petrarcas Canzoniere, Die göttliche Komödie und Das Dekameron. Er klappte sie auf. Sie waren alle auf Italienisch geschrieben. Außerdem lagen zwei Software-Pakete auf dem Schreibtisch: Italienisch lernen für zu Hause und Sprechen Sie Italienisch wie ein Italiener.
Michael Shelborne hatte mit Italienisch wenig zu schaffen. Er hatte vor Jahren ein wenig aufgeschnappt, als sie Rom und Süditalien bereist hatten. Aber das hatte gerade gereicht, um »Hallo« und »Auf Wiedersehen« zu sagen.
Und, wie er gern scherzte, für »Sind Sie in festen Händen?«
Am Rand des Tisches entdeckte er eine Ausgabe der Denkschrift Walking with the Wind von John Lewis.
An den Wänden hingen noch mehr Familienbilder von ihm und Mom aus ihrer Jugend. Dann war da eines, das sie alle vier zeigte; Shel saß auf dem Schoß seiner Mutter, und Jerry stand vor ihnen und wiegte einen Baseballschläger in den Armen. Und dann war da noch ein Bild von Clemmie, einer Katze, die ihnen vor vielen Jahren gehört hatte.
Über einem Tisch stapelten sich diverse Auszeichnungen und Zertifikate, in denen Michaels Errungenschaften hervorgehoben wurden. Vielen Dank von Parker Electronics. Mit großer Anerkennung von Deercroft Oversight.
Mann des
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