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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Entwicklung, was so heißt. Und Springfield sagt ebenfalls, sie hätten keine AD45-Pestizide. Da muß bei den Signalen etwas durcheinandergeraten sein.«
    »Sie könnten es also nicht duplizieren?«
    »Nicht exakt – aber exakt brauchen wir’s gar nicht. Die Langketten-Babys sind vielseitig anwendbar.«
    »Wie können Sie…«
    »Ich habe die Proben mit zu Scripps genommen. Bin mit Hussinger essen gewesen und habe das Projekt diskutiert. Konnte ihn dazu bringen, mir ein paar Meerwassertests zu machen. Sie sind erstklassig – konstante Temperatur, konstanter Salzgehalt, kontinuierliche Überprüfung, alles. Und viel Sonnenlicht. Und…« Er machte eine Pause, ein Lächeln unterdrückend. »Und die ganze Geschichte bestätigte sich. Stück für Stück.«
    »Der Teil mit der Kieselalgenblüte, meinen Sie?«
    »Sicher, aber das ist ein späteres Stadium. Die Langketten-Klamotten hauen voll rein, sage ich Ihnen. Mit dem Meerwasser fing es ganz normal an, Sauerstoffübersättigung. Nach zwei Monaten bekamen wir komische Werte an der Sauerstoffsäule. Es handelt sich dabei um eine Messung des Sauerstoffgehalts in einer vertikalen Wassersäule, etwa dreißig Meter hoch. Und dann ging’s mit dem Plankton los. Verschwand einfach – tot oder neue merkwürdige Formen.«
    »Wie das?«
    Ramsey zuckte die Achseln. »In Ihrer Botschaft heißt es ›Virus-Anfangsstadium‹. Hokuspokus, schätze ich. Was haben Viren mit Meereswasser zu tun?«
    »Was hat ein Pestizid mit Plankton zu tun?«
    »Ja, gut. Wir wissen es nicht. Und dann der andere Satz – ›in eigene chemische Form umwandeln, verwendet atmosphärischen Sauerstoff, bis Sauerstoffanteil auf ein für den größten Teil der Nahrungskette tödliches Maß sinkt‹. Klingt so, als wüßte es irgend jemand, richtig?«
    »Offenbar.«
    »Genau, denn das ist der Hammer bei unseren Ergebnissen!«
    »Es vertilgt den Sauerstoff?«
    »Und wie.« Er zog eine Augenbraue hoch. »Und breitet sich irrwitzig aus. Die Mixtur wandelt das Plankton zu sich selbst um, scheint es. Und erzeugt noch ein paar tödliche Nebenprodukte – chlorierte Benzole, polychlorierte Biphenyle, allen möglichen Dreck. Gucken Sie sich das mal an!«
    Ein Foto, mit großer Geste aus einem Aktenordner gezogen. Ein dünner Fisch auf einer Betonscheibe, glasige Augen. Die ausgestülpten Lippen grün und mit dünnen blauen Streifen. Ein heller Wundfleck unterhalb der Kiemen.
    »Lippenkrebs, Assymetrien, Geschwülste – Hussinger wurde blaß, als er sah, was es mit deinen Proben anstellte. Normalerweise machen ihm Krankheitskeime in seinen Gefäßen keine Sorgen. Meerwasser ist kalt und salzhaltig. Es tötet Krankheitserreger ab, alles bis auf einige…«
    Die auffällige Pause veranlaßte Gordon zu der Frage: »Bis auf was?«
    »Bis auf einige Viren, sagt Hussinger.«
    »Aha. ›Virus-Anfangsstadium‹. Und die Fische…«
    »Hussinger hat meine Gefäße isoliert und die Tests gestoppt. Alle Fische sind gestorben.«
    Die beiden Männer blickten sich an. »Ich frage mich, wer das Zeug am Amazonas einsetzt«, sagte Ramsey leise.
    »Russen?« Diese Möglichkeit erschien Gordon jetzt sehr real.
    »Wo liegt der strategische Vorteil?«
    »Vielleicht ein Unfall?«
    »Ich weiß nicht… Sie wissen immer noch nicht, wie Sie die Botschaft über das NMR-Experiment empfangen?«
    »Nein.«
    »Diese Schriffer-Geschichte…«
    Gordon winkte ab. »Nicht meine Idee. Vergessen Sie’s!«
    »Das hier können wir nicht vergessen.« Ramsey hielt das Foto hoch.
    »Allerdings nicht.«
    »Hussinger will es sofort veröffentlichen.«
    »Machen Sie weiter!«
    »Sind Sie sicher, es hat nichts mit dem Verteidigungsministerium zu tun?«
    »Nein. Das war schließlich Ihre Idee.«
    »Sie haben nicht widersprochen.«
    »Sagen wir mal, ich wollte meine Quelle nicht offenlegen. Sie sehen ja, was passiert ist, als Saul daran kam.«
    »Ja.« Ramsey musterte ihn, ein sachlicher, prüfender Blick. »Sie sind ganz schön gerissen.«
    Gordon hielt die Bemerkung für ungerecht. »Sie haben das Verteidigungsministerium ins Spiel gebracht. Ich habe nichts gesagt.«
    »Okay, okay. Aber ziemlich trickreich.«
    Gordon fragte sich, ob Ramsey im stillen Raffinierter Jude dachte. Aber er verwarf den Gedanken sofort. Welche Paranoia!
    Er wurde wie seine Mutter, die stets glaubte, die Goyim wollten ihnen etwas anhängen.
    »Es tut mir leid«, sagte Gordon. »Ich hatte gefürchtet, Sie würden nicht daran arbeiten, wenn ich…«
    »Schon in Ordnung. Nicht so schlimm.

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