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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Fernsehgerät hatte. Die Fahrt mit dem Chevy dauerte nur Augenblicke. Auf den Straßen schienen nur wenige Menschen unterwegs zu sein.
    In drei Reihen hatten sich Studenten vor dem Apparat versammelt. Als Gordon hereinkam, sagte Walter Cronkite gerade: »Ich wiederhole, es gibt noch immer keine definitive Erklärung aus dem Parkland Memorial Hospital über den Zustand des Präsidenten. Ein Priester, der gerade aus dem Operationssaal kam, soll gesagt haben, der Präsident liege im Sterben. Das ist allerdings keine offizielle Erklärung. Der Priester bestätigte, daß der Präsident das Sterbesakrament erhalten hat.«
    Gordon fragte einen Studenten: »Was ist passiert?«
    »Irgend jemand hat aus einem Verlagsgebäude auf ihn geschossen, heißt es.«
    Cronkite nahm einen Zettel, der ihm vor die Kamera gereicht wurde. »Gouverneur John Conally wird im Operationssaal neben dem Präsidenten behandelt. Die Ärzte, die ihn operieren, haben nur gesagt, daß sein Zustand ernst ist. Inzwischen, so war zu erfahren, ist Vizepräsident Johnson im Hospital eingetroffen. Offenbar wartet er in einem kleinen Zimmer auf dem Gang, an dem der Operationssaal des Präsidenten liegt. Mit Hilfe der Polizei von Dallas hat der Secret Service das Gelände vollständig abgeschirmt.«
    Gordon sah einige Studenten aus seinem Seminar in der Nähe. Der Raum war jetzt voll. Die Menge war völlig still, als Cronkite eine Pause machte und in einen kleinen Kopfhörer lauschte, den er sich ans Ohr preßte. Durch die Glastüren, die auf eine Holzveranda führten, sah Gordon die Wellen, die weiß an den Strand brandeten. Draußen ging die Welt in ihrem endlosen Rhythmus weiter. In dieser kleinen Nische hatte ein flackernder Bildschirm die Herrschaft übernommen.
    Cronkite blickte zur Seite und dann wieder in die Kamera. »Die Polizei von Dallas hat gerade den Namen des Mannes veröffentlicht, den sie für den Schützen hält. Sein Name ist Lee Oswald. Anscheinend ist er in dem Verlagsgebäude, in dem Schulbücher gelagert werden, angestellt. Das ist das Gebäude, aus dem die Schüsse – einige sagen Gewehrschüsse, aber das ist noch nicht bestätigt – kamen. Weitere Informationen hat die Polizei noch nicht gegeben. Rund um das Gebäude sind jetzt viele Polizeibeamte, und es ist sehr schwierig, Informationen zu bekommen. Aber wir haben Leute vor Ort, und wie man mir sagt, wird gerade eine Fernsehkamera aufgebaut.«
    In dem Zimmer wurde es heiß. Das Licht der Herbstsonne fiel durch die Glastüren. Jemand zündete sich eine Zigarette an. Der Rauch blieb als blaue Schicht in der Luft, als Cronkite weitersprach, sich wiederholte und auf weitere Berichte wartete. Gordon begann heftig zu atmen, als könnte die geschwängerte Luft nicht ungehindert in seine Lungen dringen. Das Licht wurde wäßrig schwankend. Die Menge um ihn herum wurde von dem gleichen Gefühl erfaßt und bewegte sich unruhig – menschlicher Weizen unter einem fremdartigen Wind.
    »Einige Augenzeugen aus der Zuschauermenge an der Deeley Plaza sagen, zwei Schüsse seien auf den Fahrzeugkonvoi des Präsidenten abgegeben worden. Andere berichten von drei oder vier Schüssen. Einer unserer Reporter vor Ort sagt, die Schüsse seien aus dem sechsten Stock des Buchlagers gekommen…«
    Abrupt wechselte das Bild auf eine bleiche Herbstlandschaft in Schwarz-weiß. Menschengruppen scharten sich auf dem Bürgersteig vor einem Backsteinbau zusammen. Dunkle Bäume kontrastierten vor dem hellen Himmel. Die Kamera schwenkte auf einen ausgebleichten offenen Platz. Autos blockierten die Straßen. Ziellos strömten Menschen durch die Szenerie.
    »Jetzt sehen Sie den Ort des Attentats«, fuhr Cronkite fort. »Über den Zustand des Präsidenten gibt es noch immer keine definitive Auskunft. Eine Krankenschwester im Flur hat gesagt, die Ärzte hätten eine Tracheotomie ausgeführt – einen Schnitt in die Luftröhre, um dem Präsidenten einen anderen Atemweg zu ermöglichen. Das scheint Berichte zu bestätigen, nach denen Mr. Kennedy im Nacken getroffen wurde.«
    Gordon verspürte Übelkeit. Er wischte sich Schweißperlen von der Stirn. Er war der einzige Anwesende, der Jacke und Krawatte trug. Die Luft war seidig-feucht. Langsam verebbte das sonderbare Gefühl, das kurz vorher alle erfaßt hatte.
    »Es heißt, Mrs. Kennedy wurde im Flur vor dem Operationssaal gesehen. Wir haben keinerlei Hinweis darauf, was das bedeuten mag.« Cronkite war in Hemdsärmeln. Er wirkte unsicher und nervös.
    »Zurück zur Deeley

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