Zeitschiffe
Mühe
konnten wir darüber hinwegklettern. Aber nun fühlte ich mich desorientiert und ziemlich verloren; doch Gödel – ich konnte ihn vor mir sehen, mit dem glühenden Plattneritglas unter dem Arm – schien den Weg auch so zu kennen.
Binnen weniger Minuten erreichten wir den Punkt, den Wallis als ZVK—
Entwicklungsabteilung bezeichnet hatte. Moses hob seine Kerze hoch, und das
Licht wanderte in der großen Werkstatt umher. Abgesehen von der fehlenden Beleuchtung und einem langen, geraden Riß, der diagonal durch die Decke verlief, hatte sich in diesem Raum nichts verändert. Motorenteile, Ersatzräder und – ketten, Öl-und Treibstoffbehälter, Lappen und Overalls – eben die ganzen Werkstattuten-silien – lagen auf dem Boden; Ketten baumelten an Flaschenzügen, die an in die Decke eingelassenen Krampen befestigt waren und warfen lange, komplexe
Schatten. Im Mittelpunkt des Bodens sah ich eine halbleere Tasse Tee, die offensichtlich mit einer gewissen Sorgfalt dort abgesetzt worden war und deren Oberflä-
che mit einer dünnen Schicht Betonstaub überzogen war.
Das eine, fast fertige Zeit-Fahrzeug stand in der Mitte des Raums, wobei sein blankes waffengraues Finish im Licht von Moses' Kerze schimmerte. Moses ging zu dem Vehikel hin und fuhr mit der Hand über seine kastenförmige Kabine. »Und das soll es sein?«
Ich grinste. »Das Beste, was die Technologie der dreißiger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts zu bieten hat. Ein ›Universal-Transporter‹, wie ihn Wallis meines Wissens bezeichnet hat.«
»Nun«, meinte Moses, »das kann wohl kaum als eine elegante Konstruktion bezeichnet werden.«
»Ich glaube auch nicht, daß es hier auf Eleganz ankommt«, stellte ich richtig.
»Dies ist ein Kampfwagen und kein Freizeit-, Expeditions-oder Forschungsfahrzeug.«
Gödel näherte sich dem Zeit-Fahrzeug, stellte das Plattnerit auf den Boden und schickte sich an, eine der mit der Fahrzeughülle verschweißten Stahlflaschen zu öffnen. Er legte die Hände um den Schraubverschluß und grunzte vor Anstrengung, konnte ihn aber nicht abbekommen. »Wir müssen den Rahmen mit Plattnerit grundieren«, sagte er. »Oder...«
Moses stellte die Kerze auf ein Regal, stöberte in den Werkzeugstapeln herum und brachte schließlich einen großen verstellbaren Schraubenschlüssel zum Vorschein. »Hier«, meinte er. »Laßt es mich mal damit versuchen.« Er paßte die
Maulweite dem Verschlußdurchmesser an und drehte, mit etwas Anstrengung, die Kappe ab.
Gödel nahm das Plattnerit-Glas und stopfte das Zeug in den Behälter. Moses ging derweil um das Zeit-Fahrzeug herum und schraubte die restlichen Verschlüsse ab.
Ich ging zum Heck des Fahrzeugs, wo ich eine Tür fand, die von einem Metall—
stift gesichert wurde. Ich entfernte diesen Stift, klappte die Tür herunter und kletterte in die Kabine. Ich fand zwei Holzbänke, von denen jede lang genug war, zwei oder drei Personen aufzunehmen, und vorne einen einzelnen Schalensitz vor einem Sehschlitz. Ich nahm in diesem Fahrersitz Platz.
Vor mir sah ich ein einfaches Lenkrad – ich legte die Hände darauf – und ein kleines Instrumentenbrett, das mit Skalen, Schaltern, Hebeln und Knöpfen bestückt war; am Boden gab es noch mehr Hebel, die offensichtlich mit dem Fuß betätigt wurden, und ich interpretierte sie als Äquivalent von Kupplung, Bremse etc. eines normalen Motorwagens, die wegen der Kettenausführung des Vehikels vielleicht etwas komplizierter zu bedienen waren. Die Instrumente wirkten billig und unfertig; die Skalen und Schalter waren nicht beschriftet, und hinter dem Instrumentenbrett schauten Drähte und mechanische Schalthebel hervor.
Nebogipfel kam zu mir in die Kabine und stellte sich neben meine Schulter; in der Enge dieser Kabine raubte mir die starke, süßliche Ausdünstung des Morlocks fast die Sinne. Durch den Sehschlitz konnte ich erkennen, wie Gödel und Moses die Behälter auffüllten.
»Verstehen Sie das Funktionsprinzip des ZVF? Das ist natürlich Wallis' Konstruktion – ich hatte mit der Entwicklung dieses Fahrzeuges nicht viel zu tun...«
Ich legte das Gesicht an den Sehschlitz. »Ich sitze gerade an der Steuerung«, sagte ich. »Aber sie ist nicht beschriftet. Und ich kann auch nichts erkennen, das Ähnlichkeit mit einem Chronometer hätte.«
Gödel schaute während des vorsichtigen Abfüllungsvorgangs nicht auf. »Ich ha-be die Vermutung, daß solche Kleinigkeiten wie Chronometeruhren noch nicht
eingebaut worden sind. Dies ist
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