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Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Bewegung, um sich den einfallenden Deutschen zu stellen. Aber dann drückte Wallis einen Knopf, diese Fragmente von Armageddon verschwanden, und er ging wieder die Aufzeichnung
    der Flugbahn der Rota-Mine durch.
    »Eine verzweifelte Situation«, stellte er fest. »Wir hätten sie zuerst haben können! Aber was für eine wundervolle Entwicklung... nicht einmal ich wußte, ob sie überhaupt machbar gewesen wäre.« Sein Blick war gebannt auf den Bildschirm
    gerichtet, und die Augen verschmolzen mit den flackernden, bedeutungslosen Reflexen der Bilder.
    So ließ ich ihn zurück; mit einem merkwürdigen Impuls des Bedauerns schloß
    ich leise die Bürotür hinter mir.
    Das Zeit-Fahrzeug
    Kurt Gödel stand mit verschränkten Armen am gardinenlosen Fenster seines Bü-
    ros.
    »Professor Gödel...«
    »Wenigstens haben sie noch kein Gas hereingeschossen«, sagte Gödel ohne eine Begrüßung. »Ich habe nämlich mal einen Gasangriff miterlebt, wissen Sie. Er wurde von englischen Bombern gegen Berlin geführt. Ich bog gerade von Unter den Linden in die Siegesallee ein, als es passierte... so würdelos! Man stirbt so schnell, müssen Sie wissen.« Er drehte sich um und lächelte mich traurig an. »Gas ist übrigens sehr demokratisch, meinen Sie nicht auch?«
    Ich ging auf ihn zu. »Professor Gödel. Bitte... Wir wissen, daß Sie etwas Plattnerit haben. Ich habe es gesehen.«
    Anstatt zu antworten ging er schnell zu einem Schrank. Als er in einem Abstand von gerade einem Schritt an Nebogipfel vorbeiging, blickte er ihn nur flüchtig an; von allen Menschen des Jahres 1938 hatte Gödel bisher am unbeteiligtsten auf den Morlock reagiert. Gödel nahm einen Glasbehälter vom Schrank; er enthielt eine grün funkelnde Substanz, die das Licht zu absorbieren schien.
    »Plattnerit«, keuchte Moses.
    »Ganz richtig. Erstaunlich leicht aus Carolinum zu synthetisieren – wenn man weiß, wie's geht und Zugang zu einem Atomreaktor hat.« Er schaute spitzbübisch drein. »Ich wollte, daß Sie es sehen«, sagte er zu mir; »ich habe gehofft, daß Sie es identifizieren könnten. Ich finde es so wunderbar leicht, diese affektierten Engländer an der Nase herumzuführen, mit ihren Direktoraten für alles und jedes, und die nicht einmal den Schatz erkennen konnten, der direkt vor ihnen liegt! Und jetzt soll er Ihr Schlüssel zum Verlassen dieses Tals der Tränen werden – richtig?«
    »Ich hoffe es«, bestätigte ich mit Nachdruck. »Oh, ich hoffe es.«
    »Dann kommen Sie!« rief er. »In den ZVK-Bereich.« Und er hielt das Plattnerit in die Luft wie eine Boje und führte uns aus dem Büro.
    Erneut betraten wir dieses Labyrinth aus Betonwänden. Wallis hatte recht gehabt: die Wachen hatten ihre Posten verlassen, und obwohl wir zwei oder drei Wissenschaftlern oder Technikern in weißen Kitteln begegneten, die durch die Gänge hasteten, unternahmen sie keinen Versuch, uns aufzuhalten oder nach unserem Ziel zu fragen.
    Und dann schlug wieder ein Geschoß ein.
    Die elektrischen Lampen erloschen, und der Korridor wurde so stark erschüttert, daß ich zu Boden ging. Ich fiel mit dem Gesicht auf den staubigen Boden und
    spürte, wie mir warmes Blut aus der Nase lief, und ich merkte, daß ein leichter Körper, war wohl Nebogipfel, über mein Bein stolperte.
    Nach wenigen Sekunden hatte sich die Erschütterung der Fundamente gelegt. Die Lichter gingen aber nicht wieder an.
    Ich bekam einen Hustenanfall, denn die Luft war mit Betonstaub geschwängert, und ich verspürte wieder einen Anflug meiner alten Furcht vor der Dunkelheit.
    Dann hörte ich, wie ein Streichholz angerissen wurde – ich erkannte kurz Moses'
    breites Gesicht – und sah, wie er die Flamme an einen Kerzendocht hielt. Er hielt die Kerze hoch, umschloß die Flamme mit den Händen, und ihr gelbes Licht
    leuchtete einen Abschnitt des Korridors aus. Er lächelte mich an. »Ich habe vor-sichtshalber mal ein paar von den Dingen eingesteckt, wie du mir empfohlen hattest«, erklärte er.
    Gödel kam etwas unbeholfen auf die Füße; er hatte (wie ich mit Dankbarkeit registrierte) das Plattnerit an die Brust gedrückt, und der Behälter war auch noch ganz. »Ich glaube, daß es einen Treffer auf dem Campus des College gegeben hat.
    Wir können froh sein, daß wir noch am Leben sind; diese Wände hätten nämlich leicht über uns einstürzen können.«
    Also setzten wir unseren Marsch durch diese düsteren Korridore fort. Zweimal wurden wir von herabgefallenem Mauerwerk behindert, aber mit etwas

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