Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
Abschnitt der Kabine vorarbeitete. »Alles klar – ich habe noch mehr Kerzen...«
    Seine Stimme brach ab, als er hinten angelangt war, und ich hörte, wie seine Füße auf dem trümmerübersäten Boden knirschten...
    ... und dann ertönte ein lautes Stöhnen, wie ein groteskes Keuchen, und ein bedrohlicher Lärm von oben. Ich hörte, wie Moses aufschrie.
    Ich fuhr herum und wollte hinter Moses drein aus der Kabine hechten – da spürte ich plötzlich den Biß kleiner Zähne im Handballen – Morlock-Zähne!
    In diesem Moment – wo der Tod drohend über mir hing und ich erneut in eine
    urweltliche Dunkelheit gestürzt war – die unmittelbare Gegenwart des Morlocks, der die Zähne in mein Fleisch geschlagen hatte und dessen Haar meine Haut kitzelte: das war zuviel! Ich brüllte los und knallte die Faust in das weiche Fleisch des Morlock-Gesichts....Aber er schrie nicht auf; selbst als ich ihn traf, spürte ich noch, wie er an mir vorbei zum Instrumentenbrett griff.
    Die Dunkelheit wich von meinen Augen – das Krachen und Poltern einstürzenden Betons wich der Stille – und ich merkte, wie ich erneut in das graue Licht der Zeitreise fiel.

Der Sturz durch die Zeit
    Ein Rucken ging durch das Zeit-Fahrzeug. Ich griff nach dem Schalensitz, wurde aber zu Boden geschleudert und knallte dabei mit Kopf und Schultern gegen eine der Holzbänke. Im Vergleich hierzu waren die Schmerzen, die ich durch den Biß des Morlocks in der Hand verspürte, minimal.
    Weißes Licht durchflutete die Kabine und brach wie eine lautlose Explosion über uns herein. Ich hörte den Morlock aufschreien. Meine Sicht war verschwommen
    und durch das Blut behindert, das an Wangen und Augenbrauen klebte. Durch die Heckklappe und die diversen Sehschlitze drang ein uniformes, blasses Glühen in die vibrierende Kabine; zunächst flackerte es, doch dann verfärbte es sich zu einem ausgebleichten grauen Glühen. Ich fragte mich, ob sich wieder irgendwo eine Katastrophe ereignet hatte: vielleicht wurde diese Entwicklungsabteilung gerade von Flammen verzehrt...
    Aber dann erkannte ich, daß die Qualität des Lichts dafür zu stetig, zu neutral war. Ich begriff, daß wir bereits weit von diesem Kriegszeiten-Entwicklungs-laboratorium entfernt waren.
    Das Glühen war natürlich Tageslicht, dessen Übergänge durch den schnellen
    Tag-und Nachtwechsel konturenlos und verwaschen waren und vom menschlichen
    Auge nicht mehr wahrgenommen werden konnten. Wir bewegten uns durch die
    Zeit; dieses Fahrzeug – obwohl primitiv und schlecht ausgewuchtet – funktionierte korrekt. Ich konnte nicht sagen, ob wir in die Zukunft oder in die Vergangenheit stürzten, aber auf jeden Fall hatte uns das Fahrzeug bereits in einen Zeitabschnitt jenseits der Existenz der Londoner Kuppel befördert.
    Ich schob die Hände unter mich und versuchte aufzustehen, aber da war Blut –
    entweder mein eigenes oder das des Morlocks – auf den Handflächen, und sie glitten unter mir weg. Ich taumelte wieder auf den harten Boden und schlug erneut mit dem Kopf gegen die Bank.
    Ich fiel in eine tiefe, bleierne Müdigkeit. Die Belastungen, die ich während der Beschießungen erlitten hatte und die durch die jüngsten Geschehnisse verdrängt worden waren, brachen sich jetzt um so heftiger Bahn. Ich ließ den Kopf auf die Metallstreben des Bodens sinken und schloß die Augen. »Wozu ist das alles überhaupt noch gut?« fragte ich, ohne dabei eine bestimmte Person zu meinen. Moses war tot... verloren, mit Professor Gödel, unter Tonnen von Gestein in diesem zerstörten Labor begraben. Ich hatte keine Ahnung, ob der Morlock tot oder lebendig war; es war mir auch egal. Sollte das Zeit-Fahrzeug mich doch in die Zukunft oder in die Vergangenheit tragen; sollte es einfach weiterfliegen, bis es irgendwann an den Wänden der Unendlichkeit und Ewigkeit in Stücke gerissen wurde! Sollte der Sache ein Ende gemacht werden – ich konnte nichts mehr tun. »Es ist die Kerze nicht wert«, murmelte ich. »Nicht die Kerze wert...«
    Ich glaubte, weiche Hände auf den meinen zu spüren, Haar, das über mein Gesicht streifte; aber ich protestierte und – mit letzter Kraft – schob ich die Hände weg.
    Ich fiel in einen tiefen, traumlosen, bleiernen Schlaf.
    Ich wurde durch heftige Knüffe aufgeweckt und auf dem Kabinenboden durchgeschüttelt. Etwas Weiches lag unter meinem Kopf, aber das glitt weg, und ich
    schlug mit dem Kopf gegen die harte Kante einer Bank. Diese neuerliche
    Schmerzwelle ließ mich wieder zu

Weitere Kostenlose Bücher