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Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Untersuchung hätte durchführen können. Ohne entsprechende Mittel konnte ich die interne Struktur der Pyramide also nicht studieren.
    Ich registrierte eine gewisse Aktivität an der Grundfläche der Pyramide. Als ich mich bückte, sah ich, daß sich ständig winzige Gruppen dieser Metallfühler –
    höchstens ameisengroß – vom Konstrukteur ablösten. Diese isolierten Stücke schienen sich aufzulösen, während sie zu Boden sanken, und zerfielen wohl zu Komponenten, die so klein waren, daß ich sie nicht sehen konnte. Doch manchmal bemerkte ich, daß diese Ableger des Konstrukteurs ameisengleich auf dem Boden umherwuselten und unbekannten Zielorten zustrebten. Nun beobachtete ich, daß auf vergleichbare Art weitere Klumpen dieser Fäden aus dem Boden wuchsen, an den Flanken des Konstrukteurs emporkletterten und sich in seine Substanz integrierten, als ob sie immer schon dazugehört hätten!
    Ich berichtete Nebogipfel davon. »Es ist erstaunlich«, sagte ich, »aber man kann sich leicht vorstellen, was da abläuft. Die Komponenten des Konstrukteurs tauschen sich selbst aus. Sie kriechen auf dem Boden davon – oder fliegen sogar durch die Luft, nach allem, was ich bisher weiß oder beobachten konnte. Die abgelösten Stücke müssen entweder auf die eine oder andere Art absterben, wenn sie defekt sind – oder sich an den glitzernden Leib eines anderen unglücklichen Konstrukteurs anlagern.
    Verdammt«, meinte ich, »der ganze Planet muß mit einer dünnen Schleimschicht dieser isolierten, wimmelnden Fäden überzogen sein! Und nach einer gewissen
    Zeit – einem Jahrhundert vielleicht – wird von dem ursprünglichen Körper dieses Geräts, das wir hier sehen, wohl nichts mehr übrig sein. All seine Komponenten, analog zu Haaren und Zähnen und Augen, werden sich dann zu einem Besuch bei
    seinem Nachbarn verabschiedet haben!«
    »Das ist überhaupt kein einzigartiger Vorgang«, korrigierte Nebogipfel. »In deinem Körper – und meinem – sterben ständig Zellen ab und werden durch neue
    ersetzt.«
    »Vielleicht; aber trotzdem – kann man denn diesen Konstrukteur hier wirklich als Individuum bezeichnen? Ich meine: wenn ich eine Bürste kaufe – und dann den
    Griff ersetze, und danach den Kopf – hätte ich dann immer noch dieselbe Bürste?«
    Die rotgrauen Augen des Morlocks wandten sich wieder der Pyramide zu, und
    dieses ausgeformte Metallrohr senkte sich erneut mit einem glitschenden Geräusch in seinen Kopf.
    »Dieser Konstrukteur ist keine autonome Maschine wie z. B. ein Auto«, belehrte er mich. »Er ist ein Verbund, der aus vielen Millionen Sub-Maschinen besteht –
    Gliedern, wenn du so willst. Diese sind in hierarchischer Struktur gegliedert und strahlen von einem zentralen Stamm über Äste und Zweige aus, wie ein Strauch.
    Die an der Peripherie sitzenden kleinsten Glieder sind so winzig, daß du sie nicht sehen kannst; sie funktionieren auf der molekularen oder atomaren Ebene.«
    »Aber welchen Zweck«, fragte ich, »erfüllen diese Insektenfühler? Natürlich kann man Atome und Moleküle herumschieben – aber wozu? Was für eine stupide und unproduktive Angelegenheit.«
    »Mitnichten«, meinte er müde. »Wenn man Fertigungsprozesse auf der elemen—
    tarsten Ebene der Materie ablaufen lassen kann – und wenn man genug Zeit und Geduld aufbringt – kann man alles erreichen.« Er schaute zu mir hoch. »Ohne das molekulare Ingenieurswesen der Konstrukteure hätten du – und ich – unseren ersten Kontakt mit der Weißen Erde nämlich von vornherein nicht überlebt.«
    »Was meinst du damit?«
    »Die ›Behandlung‹, die an dir vorgenommen wurde«, erklärte Nebogipfel, »fand auf zellularer Ebene statt – dort, wo die Frostschäden aufgetreten waren...«
    In schaurigen Details referierte Nebogipfel, wie in der extremen Kälte, der wir ausgesetzt gewesen waren, die Membranen meiner Zellen (und seiner) durch das Gefrieren und die Expansion ihres Inhalts aufplatzten – und kein mir bekannter chirurgischer Eingriff hätte unser Leben retten können.
    Statt dessen hatten sich die mikroskopisch kleinen, äußeren Extremitäten des Konstrukteurs vom Trägerkörper gelöst und waren durch meinen beschädigten Körper gewandert und hatten die Frostschäden auf der molekularen Ebene repariert. Als sie – etwas unwissenschaftlich ausgedrückt – die andere Seite erreicht hatten, verließen sie meinen Körper und integrierten sich wieder in die Basis.
    Ich war quasi von einer Armee wuselnder

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