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Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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überhaupt nicht auf meine Anwesenheit.
    »Nebogipfel«, sagte ich, »ich kann dir gar nicht sagen, wie froh ich bin, dich gefunden zu haben. Ich dachte schon, ich müßte verrückt werden – verrückt vor Einsamkeit!«
    Jetzt sah ich, daß ein Auge – das zerstörte rechte – von diesem Okular bedeckt war; das Rohr war mit der Pyramide verbunden, verschmolz mit dem Objekt, und auf dieser ganzen Konfiguration krabbelten Miniatur-Ameisen umher, die auch die Pyramide bedeckten. Ich betrachtete diese Szene mit einigem Ekel, denn ich hätte keinen Wert darauf gelegt, ein solches Gerät in meine Augenhöhle implantiert zu bekommen!
    Nebogipfels anderes, unversehrtes Auge schwenkte groß und graurot auf mich
    ein. »Eigentlich war ich es, der dich gefunden und darum gebeten hat, dich zu sehen. Und wie auch immer deine geistige Verfassung ist, scheinst du wenigstens gesund zu sein«, stellte er fest. »Was machen deine Erfrierungen?«
    Das verwirrte mich. »Welche Erfrierungen?« Ich betastete meine Haut, wobei ich aber ganz genau wußte, daß dort nichts zu sehen war.
    »Dann haben sie gute Arbeit geleistet«, konzedierte Nebogipfel.
    »Wer?«
    »Die Universalen Konstrukteure.« Damit mußte er wohl die Pyramiden-Maschine und ihre Vettern meinen.
    Mir fiel auf, wie gerade seine Haltung und wie gepflegt und gekämmt sein Haarpelz war. Ich stellte fest, daß er im Gegensatz zu mir in diesem Glühen des Mondlichts keine Brille als Sichtverstärker benötigte; offenbar waren unsere Kammern eher für seine Bedürfnisse ausgelegt als für meine. »Du siehst gut aus, Morlock«, sagte ich herzlich. »Dein Bein ist wieder gerichtet – und der schlimme Arm auch.«
    »Den Konstrukteuren ist es gelungen, die meisten meiner alten Verletzungen zu heilen – im Grunde bin ich jetzt wieder genauso gesund wie damals, als ich das erstemal an Bord deiner Zeitmaschine kam.«
    »Bis auf das Auge«, bemerkte ich mit einigem Bedauern, denn ich bezog mich
    auf das Auge, das ich vor lauter Angst und Zorn zerstört hatte. »Ich nehme an, daß sie – diese Konstrukteure – es nicht retten konnten.«
    »Mein Auge?« Er klang verwirrt. Er trat von der Optik zurück; das Rohr löste sich mit einem leisen Schmatzen von seinem Gesicht, baumelte an der Pyramide und wurde dann von der Metallhülle verschluckt. »Überhaupt nicht«, widersprach er. »Ich wollte, daß es so verändert wurde. Es bringt einige Erleichterungen mit sich, obwohl ich gestehen muß, daß ich den Konstrukteuren mein Anliegen nur schwer vermitteln konnte...«
    Nun wandte er sich mir zu. Die eine Augenhöhle war ein tiefes Loch. Das zerstörte Auge war herausgeholt worden, und es hatte den Anschein, als ob der Knochen abgefräst und das Loch vertieft worden wäre – in der Höhle glitzerte feuchtes, sich bewegendes Metall.

Der Konstrukteur
    Es stellte sich heraus, daß im Gegensatz zu meiner spartanischen Zelle Nebogipfel in einer veritablen Suite untergebracht worden war. Sie hatte vier Zimmer, von denen jedes so groß wie meins war, annähernd Kegelform hatte und zudem über
    Türen und Fenster verfügte, die unsere Gastgeber mir nicht zugestehen wollten: es war offenkundig, daß sie seinen Intellekt höher einschätzten als meinen!
    Möbel gab es jedoch genauso wenig wie bei mir, obwohl die Morlocks ohnehin
    ziemlich anspruchslos sind und Nebogipfel deshalb auch nichts vermißte. In einem Raum indessen fand ich ein bizarres Objekt: ein vielleicht zwölf Fuß langes und sieben Fuß breites tischähnliches Möbelstück, das mit einem weichen orangefarbe-nen Belag überzogen war. Um den Rand dieses Tisches verliefen Taschen, die alle mit einer harten Substanz beschichtet waren und grün glühten. Der Tisch war an-nähernd rechteckig, obwohl seine Ecken unregelmäßig geformt waren; und eine
    vereinzelte Kugel – weiß und aus einem schweren Material – lag auf der Tischplatte. Als ich die Kugel anstieß, rollte sie leicht über den Tisch, obwohl sie unlak-kiert war; ihre Geschwindigkeit war ziemlich hoch, und sie prallte mit einem festen Stoß von den Bandenkissen ab.
    Ich versuchte die tiefere Bedeutung dieser Konstruktion zu ergründen; aber, unglaublich – wie Sie aus meiner Beschreibung vielleicht schon geschlossen haben –, es war nichts anderes als ein Billardtisch! Ich fragte mich, ob das noch so eine verzerrte Replik aus einem Hotelzimmer des neunzehnten Jahrhunderts war – aber ein ziemlich skurriles Exponat, wenn es denn stimmte; und ohne Queues und nur mit

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