Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
ein großer Vogel aus dem Himmel hereinkam
    und uns in einem Laderaum deponierte, der irgendwie den Eindruck eines Magens vermittelte. In der Dunkelheit verspürte ich einen heftigen Ruck, als sich dieses Gerät durch die Luft schob und seine Geschwindigkeit reduzierte; und dann verlief unsere Landung extrem sanft.
    Als ich dann wieder die Sterne sehen konnte, gab es keine Spur mehr von dem
    Vogelschiff. Unsere Kapsel war auf dem ausgetrockneten, leblosen Boden von
    Richmond Hill gelandet, keine hundert Yards von der weißen Sphinx entfernt.

Richmond Hill
    Nebogipfel ließ die Kapsel auffahren, und ich trat aus ihr hinaus und setzte mir die Brille auf die Nase. Plötzlich gewann die nächtliche Landschaft an Konturen und Details, und zum erstenmal war ich in der Lage, einige Einzelheiten dieser Welt des Jahres 657208 n. Chr. auszumachen.
    Es war eine klare Nacht – die Sterne funkelten nur so am Himmel – und der
    dräuende Schemen, den die Sphäre darstellte, war gut zu erkennen. Ein rostiger Geruch und eine gewisse Feuchtigkeit, wie von Flechten und Moos, gingen von
    dem allgegenwärtigen Sand aus. Und überall lag der süßliche Gestank der Morlocks drückend in der Luft.
    Ich war erleichtert, endlich dieser Tablette entkommen zu sein und festen Boden unter den Füßen zu haben. Ich erklomm den Hügel bis zum bronzebeschichteten
    Sockel der Sphinx, und da stand ich nun, auf halber Höhe von Richmond Hill, an dem Ort, der einst meine Heimat gewesen war. Etwas weiter oben am Hügel stand ein neues Bauwerk, eine kleine, flache Hütte. Ich sah keine Morlocks. Es war ein scharfer Kontrast zu den Eindrücken, die ich bei meinem letzten Aufenthalt hier gehabt hatte, als sie – während ich in der Dunkelheit umherstolperte – überall zu sein schienen.
    Keinerlei Hinweise auf meine Zeitmaschine – nur tief in den Sand gefräste Spuren und die seltsamen kleinen Fußabdrücke der Morlocks. Hatten sie die Maschine etwa wieder in die Basis der Sphinx geschleppt? So wiederholte sich also die Geschichte! – dachte ich zumindest. Ich spürte, wie sich die Hände zu Fäusten ballten, so schnell hatte sich meine galaktische Stimmung verflüchtigt; und Panik wallte in mir auf. Ich beruhigte mich wieder. War ich denn ein Narr, daß ich erwartet hatte, die Zeitmaschine würde beim Verlassen der Kapsel auf mich warten? Ich durfte mich nicht auf Gewalt verlegen – nicht jetzt! – nicht, wo mein Fluchtplan kurz vor seiner Ausführung stand.
    Nebogipfel schloß zu mir auf.
    »Wir scheinen hier allein zu sein«, bemerkte ich.
    »Die Kinder sind aus diesem Sektor weggebracht worden.«
    Ich spürte, wie mich erneut Scham überkam. »Bin ich denn tatsächlich so gefährlich?... Sag mir, wo sich die Maschine befindet.«
    Er hatte die Brille abgenommen, doch ich konnte den Ausdruck in diesen grauroten Augen nicht interpretieren. »Sie ist in Sicherheit. Sie ist an einen günstigeren Ort gebracht worden. Wenn du willst, kannst du sie inspizieren.«
    Ich fühlte mich, als ob ich durch ein Stahlseil mit meiner Zeitmaschine verbunden wäre und zu ihr hingezogen würde! Ich wäre am liebsten zur Maschine gerannt, hätte mich in den Sattel geschwungen – fertig mit dieser Welt der Dunkelheit und den Morlocks, und ab in die Vergangenheit! – Aber ich mußte an mich halten. »Das ist nicht nötig«, bluffte ich und versuchte dabei unbeteiligt zu klingen.
    Nebogipfel führte mich den Hügel hinauf, zu dem kleinen Gebäude, das mir
    schon früher aufgefallen war. Es war in dem üblichen fugenlosen, schlichten Morlock-Design erbaut und wirkte wie ein Puppenhaus, mit einer primitiv an—
    geflanschten Tür und einem schrägen Dach. Im Innern befand sich eine Pritsche als Schlafgelegenheit, mit einer Decke, außerdem ein Stuhl und ein kleines Tablett mit Essen und Wasser – alles machte einen vertrauenerweckend soliden Eindruck. Mein Rucksack lag auf der Pritsche.
    Ich wandte mich Nebogipfel zu. »Du hast an alles gedacht«, lobte ich ihn aufrichtig.
    »Wir respektieren deine Rechte.« Er verließ meine Hütte. Als ich die Brille abnahm, verschwamm er zu einem Schatten.
    Mit einiger Erleichterung schloß ich die Tür. Es war ein Genuß, für eine Weile allein zu sein. Ich schämte mich, daß ich so systematisch plante, ihn und sein Volk zu hintergehen! Aber mein Plan hatte mich bereits über eine Distanz von mehreren hundert Millionen Meilen geführt – bis auf einige hundert Yards an die Zeitmaschine heran – und ich konnte die Vorstellung

Weitere Kostenlose Bücher