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Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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eine Fleischkugel –
    wie ein körperloser Kopf, mit einem Durchmesser von drei Fuß oder mehr und mit zwei Tentakelbüscheln, die wie Finger über das Riff baumelten. Der Mund des
    Wesens war schnabelförmig, und es hatte keine Nase. Seine Augen – deren zwei, groß und dunkel – wirkten humanoid ...«
    Und selbst als ich dem geduldigen Nebogipfel das Ding beschrieb, realisierte ich die Ähnlichkeit mit dieser Vision der Zukunft und meinem merkwürdigen Begleiter auf meiner letzten Reise durch die Zeit – dem schwebenden, grün fluoreszierenden Ding, das ich Beobachter genannt hatte. Konnte es sein, fragte ich mich, daß mein Beobachter nicht mehr als eine Heimsuchung war, vom Ende der Zeit?
    »Und so«, sagte ich schließlich, »kletterte ich wieder auf meine Maschine – ich verspürte großes Unbehagen dabei, dort zu liegen, hilflos in dieser grimmigen Kälte – und kehrte in mein eigenes Jahrhundert zurück.«
    Im Flüsterton sprach ich weiter, wobei die großen Augen von Nebogipfel auf
    mich fixiert waren, und ich erkannte in ihnen ein rudimentäres Flackern dieser Neugier und des Wunders, das die Menschheit charakterisiert.
    Diese paar Tage im Weltraum schienen kaum eine Bedeutung für mein restliches Leben gehabt zu haben; manchmal kam mir die Periode, die ich in dieser Kabine schwebend verbrachte, kürzer als ein Herzschlag im großen Fluß meines Lebens vor, und dann wiederum hatte es den Anschein, als ob ich eine Ewigkeit in der Kapsel verbracht hätte, während ich zwischen den Welten driftete. Es war, als ob ich mich von meinem Leben gelöst hätte und in der Lage wäre, es gleichsam als Außenstehender zu betrachten, als ob es ein noch nicht vollendeter Roman wäre.
    Hier war ich als junger Mann, der mit seinen Versuchsanordnungen und Vorrichtungen und Plattneritstapeln hantierte, die Gelegenheit verschmähte, unter Leute zu kommen, das Leben, die Liebe, die Politik und Künste kennenzulernen – ich weigerte mich sogar zu schlafen! – auf der Suche nach der absoluten Erkenntnis. Ich hatte sogar den Eindruck, daß ich mich nach der Beendigung dieser interplanetarischen Reise sah, mit meinem Plan, die Morlocks zu überlisten und in meine eigene Zeit zu entfliehen. Sie müssen verstehen, daß ich nach wie vor fest entschlossen war, diesen Plan durchzuführen – aber es schien mir, als ob ich die Aktionen einer anderen Figur beobachtete, die unbedeutender war als ich.
    Schließlich bekam ich den Eindruck, daß ich mich nicht nur meiner Ursprungs—
    welt entfremdete – sondern allen Welten und sogar dem Raum und der Zeit.
    Was sollte in meiner eigenen Zukunft aus mir werden, wenn nicht wieder der
    vom Wind der Zeit getriebene Hauch eines Bewußtseins?
    Erst als die Erde merklich näherrückte – ein dunklerer Schatten im All, wobei das Licht der Sterne von den Weltmeeren reflektiert wurde – wandte ich mich wieder den trivialen Belangen der Menschheit zu. Erneut liefen die Details meiner Pläne –
    und meine Hoffnungen und Ängste in bezug auf die Zukunft – wie ein Uhrwerk in meinem Gehirn ab, und ich tauchte wieder in das pralle Leben ein.
    Ich habe dieses kurze interplanetarische Zwischenspiel nie vergessen, und
    manchmal – im Zustand zwischen Wachen und Schlafen – stelle ich mir vor, daß ich wieder zwischen der Sphäre und der Erde treibe, nur in der Gesellschaft eines geduldigen Morlocks.
    Nebogipfel ließ meine Vision der Ersten Zukunft auf sich wirken. »Du sagst, du wärst dreißig Millionen Jahre weit gereist.«
    »Soviel oder noch mehr«, bestätigte ich. »Vielleicht könnte ich die Chronologie noch präziser bestimmen, wenn...«
    Er wischte das beiseite. »Etwas stimmt hier nicht. Deine Beschreibung der Evolution der Sonne ist zwar plausibel, aber sie ist eine schleichende Zerstörung, die –
    nach Angaben unserer Wissenschaftler – in einem Zeitraum von Tausenden von Millionen Jahren abläuft und nicht in nur ein paar Millionen.«
    Ich fühlte mich in die Verteidigung gedrängt. »Ich gebe nur das wieder, was ich gesehen habe, authentisch und akkurat.«
    »Daran zweifle ich auch nicht«, konzedierte Nebogipfel. »Aber die einzige
    Schlußfolgerung ist, daß in dieser anderen Historie – wie auch in meiner eigenen –
    die Evolution der Sonne nicht ohne fremde Intervention vonstatten ging.«
    »Du meinst...«
    »Ich meine, daß ein stümperhafter Versuch unternommen worden sein muß, die
    Intensität der Sonne bzw. ihre Lebensdauer zu manipulieren, um den Stern

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