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Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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tauchten leuchtend um mich herum auf, alle im Tal der Themse gelegen, und nahmen in meinen Augen eine gewisse Opazität an, die durch den Dopplereffekt bewirkt wurde. Es
    schien mir, als ob der Bogen der Sonne, die den tiefblauen Himmel zwischen ihren beiden Wendepunkten durchlief, heller würde, und eine grüne Decke legte sich über Richmond Hill und ergriff Besitz von dem Land, verbannte die winterlichen Braun-und Weißtöne. Wieder einmal war ich in jene Ära vorgedrungen, in der die Menschheit eine Klimakontrolle eingerichtet hatte.
    Ich überblickte eine Landschaft, die durch meine Geschwindigkeit wie eingefroren wirkte; alle Bewegungsabläufe, wie z. B. die Aktivitäten von Mensch und Tier und sogar die Bewegungen der Wolken am Himmel waren derart verlangsamt, daß
    mein schweifendes Auge sie nicht wahrnahm. Ich war in einer unheimlichen Stille gefangen. Wenn da nicht das oszillierende Band der Sonne und das intensive, unnatürlich blaue Zwielicht gewesen wären, hätte ich auch allein im Spätsommer in einem Park sitzen können.
    Meine Uhren sagten mir, daß ich noch nicht einmal ein Drittel der Distanz meiner großen Fahrt bewältigt hatte – obwohl ich bereits eine Viertelmillion Jahre von meiner eigenen Zeit entfernt war – und doch schien es, als ob die Phase, in der die Menschen die Erde gestaltet hatten, schon vergangen sei. Der Planet hatte sich in einen Garten verwandelt, in dem der Stamm der Eloi unbekümmert in den Tag
    hinein lebte; und ich wußte, daß Proto-Morlocks sich schon unter die Erdoberflä-
    che verzogen haben mußten und jetzt ihre riesigen, mit Maschinen vollgestellten Kavernen ausschachteten. Es würde sich nur noch wenig tun in dem Abschnitt von einer halben Million Jahren, den ich noch zu bewältigen hatte, abgesehen vom weiteren Niedergang der Menschheit und der Identität der Opfer in den Millionen winziger und schrecklicher Tragödien, aus denen von nun an die Geschichte der Menschen bestehen würde...
    Als ich mich jedoch aus diesen morbiden Betrachtungen löste, bemerkte ich, daß es doch eine Veränderung gab, die langsam mit der Landschaft vor sich ging. Ich verspürte ein Unbehagen, das diesmal nicht nur vom üblichen Schaukeln der Zeitmaschine herrührte. Etwas war anders – aber was? War vielleicht etwas mit dem Licht?
    Vom Sattel aus überflog ich die geisterhaften Bäume, die ebenen Wiesen um
    Petersham und die Biegung der geduldigen Themse.
    Dann sah ich hoch zu dem durch die Zeit geglätteten Himmel, und plötzlich registrierte ich, daß das Sonnenband stationär am Firmament stand. Die Erde rotierte noch immer so schnell um ihre Achse, daß die Bewegung unseres Sterns im All
    verschwamm und die Wandelsterne überhaupt nicht zu sehen waren, aber dieses
    Band aus Sonnenlicht oszillierte nicht mehr zwischen seinen Wendepunkten: es war statisch und unbewegt wie eine Konstruktion.
    Mit einemmal meldeten sich die Übelkeit und das Schwindelgefühl zurück. Ich
    mußte mich an den Streben der Maschine festhalten und schluckte, als ich mich bemühte, den Körper unter Kontrolle zu bekommen.
    Es fällt mir schwer, den Eindruck zu vermitteln, den diese triviale Veränderung meiner Umgebung auf mich machte. Zunächst war ich von dem schieren technolo-gischen Niveau geschockt, das die Suspendierung des Jahreszeitenzyklus ermöglicht hatte. Die Erdjahreszeiten wurden eigentlich durch die zur Bahnebene um die Sonne geneigte Planetenachse verursacht. Und jetzt schien es auf der Erde keine Jahreszeiten mehr zu geben. Das konnte nur bedeuten – schlagartig wurde mir das klar –, daß die Deklination des Planeten aufgehoben worden war.
    Ich versuchte mir vorzustellen, wie sie das geschafft hatten. Welch riesige Maschinen mußten an den Polen installiert worden sein? Welche Maßnahmen waren
    getroffen worden, um sicherzustellen, daß die Erdoberfläche während dieses Vorgangs nicht von tektonischen Verwerfungen in Mitleidenschaft gezogen wurde? –
    Vielleicht, so spekulierte ich, hatten sie irgendeinen riesigen Magneten verwendet, der den flüssigen und magnetischen Kern des Planeten manipuliert hatte.
    Aber es war nicht nur der Umfang dieses ›Terraformens‹, der mich beunruhigte: noch erschreckender war die Tatsache, daß ich diese Regulierung der Jahreszeiten nicht auch bei meinem ersten Abstecher in die Zukunft bemerkt hatte. Wie war es möglich, daß mir eine solch enorme und profunde Veränderung entgangen war?
    Schließlich bin ich zum Wissenschaftler ausgebildet worden;

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