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Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Kommentaren in einigen Boulevardblättern, die ich jedoch ignorierte.
    Nach all diesen Vorkommnissen gab ich meine Versuche auf, ein kalendarisch
    gestütztes Chronometer-Zählwerk zu konstruieren, und verlegte mich statt dessen auf die simple Zählung von Tagen. Ich hatte schon immer ein Faible für Zahlen, und daher war es nicht schwer für mich, die von den Uhren angezeigten Tage im Kopf in Jahre umzurechnen. Auf meiner ersten Fahrt war ich bis zum Tag
    292495934 gekommen, was sich – unter Berücksichtigung der Schaltjahre – als das Jahr 802701 n. Chr. herausstellte. Jetzt jedoch mußte ich so lange reisen, bis die Uhren den Stand von 292495940 Tagen anzeigten – der exakte Tag, an dem ich
    Weena, und mit ihr einen großen Teil meiner Selbstachtung, verloren hatte, in den Flammen dieses Waldes.
    Ich hatte in einer Reihenhaussiedlung in der Petersham Road gewohnt, in dem Abschnitt unterhalb von Hill Rise, ein Stück vom Fluß entfernt. Jetzt, da mein Haus schon lange zerstört war, saß ich auf einem freien Hang. Die Flanke von Richmond Hill erhob sich hinter mir, eine vor Urzeiten entstandene geologische Formation.
    Die Bäume erblühten und schrumpften erzitternd zu Stümpfen zusammen, wobei
    ihre jahrhundertelange Existenz zu einigen Herzschlägen komprimiert wurde. Die Themse war ein Band aus silbrigem Licht, geglättet durch meine Reise durch die Zeit, und sie grub sich ein neues Bett: der Fluß schien sich in Gestalt eines großen, trägen Wurmes durch die Landschaft zu winden. Neue Gebäude erhoben sich wie
    Rauchsäulen: manche stiegen sogar um mich herum auf, an der Stelle meines alten Hauses. Einige dieser Gebäude verblüfften mich durch ihre Größe und Eleganz.
    Die Richmond Bridge meiner Zeit war längst verschwunden, aber ich erblickte
    einen neuen Bogen, vielleicht eine Meile lang, der sich freischwebend durch die Luft und über die Themse spannte; und da stießen Türme in die flimmernde Luft, um deren schlanke Silhouetten sich enorme Massen legten. Ich wollte schon meine Kodak nehmen und versuchen, diese Phantasmen zu fotografieren, aber ich wußte, daß die durch die Zeitreise in Mitleidenschaft gezogenen Bildplatten zu licht-schwach waren, um irgend etwas abbilden zu können. Die architektonische Technologie, die ich hier sah, schien mir so weit von den Möglichkeiten des neunzehnten Jahrhunderts entfernt zu sein wie die großen gotischen Kathedralen von den Römern oder Griechen. Sicherlich, überlegte ich, hatten die Menschen dieser zu-künftigen Zeit es vermocht, dem gnadenlosen Zug der Schwerkraft Fesseln anzulegen; denn wie sonst hätten sich diese großen Strukturen in den Himmel erstrecken können?
    Doch nicht lange, und die große Themsebrücke setzte braune und grüne Flecken an, die Farben des vergänglichen, zerstörerischen Lebens, und – mit einem Blinzeln, so schien es mir – brach sie im Mittelpunkt ein und kollabierte zu zwei nackten Stümpfen an den Ufern. Wie alles Menschenwerk, so sah ich, waren auch diese großen Strukturen vergängliche Schimären, der Vergänglichkeit anheimgegeben, verglichen mit der äonenlangen Geduld des Landes.
    Ich fühlte mich der Welt außerordentlich entrückt, ein erhabenes Gefühl, das durch die Zeitreise verursacht wurde. Ich erinnerte mich an die Neugier und den Überschwang, den ich verspürt hatte, als ich zum erstenmal durch diese Träume der Zukunftsarchitektur gerast war; ich dachte zurück an die kurze, fieberhafte Spekulation über die Errungenschaften dieser zukünftigen Menschheit. Jetzt wußte ich es besser; jetzt wußte ich, daß ungeachtet dieser großen Leistungen die
    Menschheit unweigerlich zurückfallen würde, unter dem unerbittlichen Druck der Devolution, in die Dekadenz und den Niedergang der Eloi und Morlocks.
    Ich war betroffen davon, wie unwissend wir Menschen sind – oder uns selbst
    machen –, was den Lauf der Zeit betrifft. Wie kurz unser Leben ist! – und wie bedeutungslos die Ereignisse, die unser kleines Selbst beschäftigen, wenn man sie aus der großen plastischen Perspektive der Geschichte betrachtet. Wir sind weniger als Eintagsfliegen, hilflos angesichts der permanenten Kräfte der Geologie und Evolution – Kräfte, die unerbittlich walten, und doch so langsam, daß wir uns im Alltagsleben ihrer Existenz nicht einmal bewußt sind.

Eine neue Vision
    Bald hatte ich das Zeitalter der Großen Architektur hinter mir gelassen. Neue Häuser und Hallen, groß und scheinbar für die Ewigkeit errichtet,

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