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Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Titel: Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Finney
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und Erleichterung.
    Wir feierten – nahmen einige Drinks im Café Parisien, saßen uns gegenüber, lächelten uns unablässig an, stießen an – auf uns, auf den Steuermann, auf Dr. Danziger, Rube Prien, Captain Smith, dieses herrliche neue Schiff. Die Gäste an den anderen Tischen lächelten uns zu, wir prosteten ihnen zu und fühlten uns großartig. Um Jot zu ärgern, sagte ich: »Verändere niemals die Vergangenheit! Niemals, niemals, niemals!«
    »Ach, halten Sie den Mund.«
    »Sie haben das heilige Gesetz gebrochen! Und was wird Dr. Danziger wohl dazu sagen?«
    »Dass ich genau richtig gehandelt habe.«
    »Oh nein, das wird er nicht sagen. Aber ich sage es. Sie haben es richtig, ganz großartig gemacht.«
    Wir achteten darauf, nicht zu viel zu trinken, zum Abendessen nicht einmal Wein. Um elf Uhr fünfzehn saßen wir in der Lounge an einem Tisch für zwei, neben einem Steuerbordfenster; der große Eisberg musste nahe an uns vorüberziehen, wir wollten ihn sehen. Wir redeten, ich weiß nicht mehr worüber, und schauten oft auf die große runde Wanduhr. Sie wurde mit Luftdruck betrieben, hatte ein Steward mir erläutert, der große Zeiger sprang immer eine volle Minute weiter. Als sie von 11:19 auf 11:20 umsprang, hörten wir auf zu reden und warteten.
    Draußen, das wusste ich, starrte oben im Korb des vorderen Mastes ein Seemann in dicke Kleidung gehüllt hinaus auf die schwarze See und den Himmel, der mit Sternen übersät war. Jeden Moment musste er sich nach vorne beugen, die Augen zusammenkneifen, sich noch einmal vergewissern … um dann schnell die Alarmglocke zu läuten. Ein paar Sekunden vergingen … noch einige, die Zeiger der Uhr standen noch immer auf 11:20. Dann hörten wir, was nur wir schon gewusst hatten: die schnellen Schläge der Alarmglocke, die schwach und wie aus großer Ferne durch das Fenster drangen. Eine lange Pause, der Mann im Mastkorb sprach – wie wir wussten – über Telefon mit der Brücke. Dann – wir lächelten uns zu – spürten wir die Zeitlupenbewegung des großen Schiffes, dessen Ruder herumgeworfen wurde. Und plötzlich, überraschend, war er da, glitt dort draußen an unserem Fenster vorbei, ein großer weißer Eisfelsen, der das gesamte Fenster ausfüllte – wir hätten ihn berühren können, so nahe waren wir. Und dann berührte sie auf ihrem neuen Kurs … auf ihrem neuen Kurs  … auf einem durch das Jotta Girl nur leicht veränderten Kurs, die riesige Eismasse, die sie sonst niemals berührt hätte.
    Dann hörten wir – nicht allzu laut, spürten es mehr durch die Sohlen unserer Schuhe – das lange, langsam reißende Geräusch, das Kratzen des Eissporns, der tief unter uns genau an der richtigen Stelle den Schiffsboden aufriss und den ersten Schwall Meereswasser einließ, der nicht mehr aufzuhalten war und zwei Stunden später zum Untergang der Titanic führen sollte. Die Augen Jots weiteten sich vor Entsetzen, wurden größer, als sie das Geräusch vernahm, alle Farbe wich aus ihrem Gesicht, und sie flüsterte: »Verändere niemals …« In ihren Augen bildeten sich Tränen. »Verändere niemals …« Abrupt stand sie auf, als ich meinen Stuhl zurückschob, sagte sie: »Nein!« Dann, fast wütend: »Nein, folgen Sie mir nicht! Nein!« Sie drehte sich um und entfernte sich schnell.
    Vor dem Fenster ging ein Schiffsoffizier vorbei, er zeigte keine Eile, wie ich sehen konnte. Der Eisberg war nun verschwunden, irgendwo in der Dunkelheit hinter uns. Ich sah mich um und erblickte Archibald Butt, der mit anderen Männern um einen Tisch saß, wo er, wie ich wusste, bleiben würde. Ich lehnte mich zurück – zwei lange, lange Stunden lagen noch vor mir; ich musste mich nicht beeilen – und nahm meinen Drink.

30
    Ich bin wieder zu Hause. Endlich. Und sitze hier draußen in der Beinahe-Dunkelheit auf den Stufen vor unserem Haus – ein Stück weiter brennt eine Straßenlaterne – es geht mir gut. Im Großen und Ganzen jedenfalls. Aber ich möchte hier nicht mehr weg, ich möchte nicht mehr woanders sein. Nicht mehr an Rube Prien denken. Oder an Dr. Danziger, und wie recht er hatte. Rover ist draußen, irgendwo auf der anderen Straßenseite. Er schaut oft zu mir herüber; ich sehe das grünliche Schimmern seiner Augen unter der Straßenlampe. Er will sicher sein, dass ich noch hier bin, während er überprüft, ob die Umgebung noch die alte ist.
    Was sie auch beinahe ist. Letzte Nacht bin ich um den Block gegangen, um sie selbst in Augenschein zu

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