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Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Titel: Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Finney
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würden lachen über diesen, wie sie meinten, falschen Alarm. Hier oben würden überhastet und in Panik halb leere Boote zu Wasser gelassen werden – denk nicht dran! Ich ging zur Steuerbordseite des B-Decks hinüber, wo sich das weiß gestrichene Boot fünf befand. Hier hing es sicher an einem Schiffskran, glänzend weiß, darüber das straff gespannte Segeltuch; ich berührte den frischen Anstrich des Bootes. Unter meinen Fingerspitzen fühlte sich das Holz weich an und ein wenig warm von der Sonne, insgesamt aber ganz solide und wirklich. Titanic Boat Five stand in schwarzen Buchstaben an seinem Bug; ich strich über das T. Dann berührte ich die kühle Schiffsreling unter Boot fünf, und begriff, dass ich mich tatsächlich dort befand. Auf der neuen Titanic, deren Geschwindigkeit nun zunahm – ein zum Untergang verdammtes Schiff, das mich und jede andere Seele an Bord zu der riesigen eisigen Masse trug, die auf uns lauerte. Wieder fühlte ich mich trostlos mit meinem nutzlosen Wissen.
    Ich setzte die Besichtigung fort; neben mir, so hoch wie ein zehnstöckiges Gebäude, stand ein großer, beige- und schwarzfarbener Schornstein in einer Linie mit drei weiteren identischen Riesen hin zum Heck. Sie ragten aus den Aufbauten heraus, ihr dünner schwarzer Rauch vermischte sich mit der Luft und verlor sich hinter uns. Riesige Lüftungsschächte wuchsen wie gigantische Hörrohre aus dem Deck. Ich drehte mich um und schaute nach vorne. Direkt vor mir erstreckte sich die geschlossene Brücke über das gesamte vordere Ende des Decks. Eine Tür an der Seite stand offen und schwang im Rhythmus der Schiffsbewegungen hin und her. Ich ging darauf zu und warf einen Blick hinein. Dort waren sie, vier Offiziere, drei in Blau, der vierte, Captain Smith, in Weiß. Sie standen nebeneinander und blickten aufmerksam durch die breiten Frontfenster. Captain Smith hatte seine Arme hinter dem Rücken verschränkt. Hinter ihnen, in seinem eigenen verglasten Abteil, war der Steuermann, die Hände auf dem großen hölzernen Rad, die Augen auf den Kompass gerichtet, der sich vor ihm in einem Messinggehäuse befand. Er stand mir genau gegenüber, nur einige Meter entfernt, doch bevor er aufschauen und mich sehen konnte, ging ich rasch wieder.
    Eine Weile war ich allein dort draußen, sah hoch zur Antennenanlage zwischen den beiden Masten; die erste, die jemals ein SOS-Signal aussenden würde. Durch das Geflecht der schwarzen Drähte summte stetig, trauernd und einsam der Wind, als ob er wüsste, was passieren würde und es mir sagen wollte. Ich bummelte zurück zu meinem Treppenaufgang.
    Hier unten auf dem B-Deck, das durch große seitliche Glasfenster vor der See geschützt war, war es wärmer; ich ging auf der sonnigen Seite zum Heck hinunter. Ein Junge, der auf dem ruhigen Deck mit einem Kreisel spielte, hatte ein kleines Publikum um sich versammelt; ich gesellte mich zu ihnen und blieb gerade so lange, um diesen Schnappschuss zu machen. Wird dieser Junge überleben? Diese Frage verursachte mir jedes Mal mehr Unbehagen, denn nichts konnte ich tun, gar nichts.

    Ich ging weiter zum Heck. An jedem Eingang, an dem ich vorbeikam, begaben sich Passagiere in das warme Innere, ich aber setzte meinen Weg fort zum Eingang der Veranda und zum Palm Court. In der Nähe des Hecks standen Passagiere der zweiten Klasse auf ihrem Deck und beobachteten die privilegierte erste Klasse und das rote Lederfutteral meiner Kamera, als ich sie und den Eingang zum Palm Court aufnahm (rechts). Während ich dies in meinem winzig kleinen Sucher sah, dachte ich: Die meisten von euch werden Sonntag Nacht ertrinken . Ich drehte um und ging auf der Backbordseite zurück und wünschte dann, ich hätte es nicht getan. Es gab dort kaum Sonne, niemand war zu sehen, und die Reihen leerer Liegestühle erzeugten den Eindruck eines verlassenen Schiffes. Meine Schritte klangen, als wäre ich der einzige Passagier, und vorne bog ich um die Ecke zum Bug. Ich drehte den Film weiter und sah in dem kleinen roten Fenster, dass ich noch ein letztes Bild besaß. Über die Reling gebeugt, machte ich diese düstere Aufnahme (s. nächste Seite): die Titanic, die über diese seltsam tödlich ruhige See der Nacht entgegensteuerte.

    Ich hatte genug, verbrachte den Rest des Tages in meiner Kabine und ließ mir vom Steward das Essen bringen. Ich wollte keinen Menschen sehen, der dem letzten Tag seines Lebens entgegenfuhr, oder vorzeitig Archie begegnen und ihm stotternd und stammelnd alles

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