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Zeitstop 1704

Zeitstop 1704

Titel: Zeitstop 1704 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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Boden ausstreckte. Erst lag sie auf der Seite, mit dem Gesicht der durchsichtigen Scheibe zugewandt, durch der sie den Meeresboden sehen konnte; und das, was sie erblickte, schien sie zu faszinieren. Und so warteten und warteten sie. Doch schließlich schien diese Stellung Patricia zu ermüden, und sie drehte der phantastischen Szene den Rücken zu. Im gleichen Augenblick schwebte einer der Lichtpunkte auf ihre Schulter.
    Etwas bewegte sich unter ihr, als Patricia wieder zu sich kam. Automatisch öffnete sie die Augen und stellte fest, daß sie auf dem Bauch auf etwas Glasartigem lag, auf dem sie jedoch merkwürdigerweise nicht ausglitt, als sie sich auf die Knie hob.
    In dieser Stellung hielt sie an, denn sie sah nun, daß sie geradewegs auf die etwa einsdreißig hohe Reling eines Bootes starrte. Und dieses Boot brauste über ein Meer, das, wie sie sah, als sie über die Reling schaute, in jeder Richtung bis zum Horizont reichte. Das Boot war erstaunlich groß, etwa neun Meter lang und ungefähr zweieinhalb Meter breit. Bug und Heck waren überdacht, und je ein paar Stufen führten dort nach unten. Plötzlich ließ die Geschwindigkeit des Fahrzeugs sie haltsuchend nach der Reling greifen. Während sie sich daran klammerte, dachte sie über ihre Lage nach.
    Als erstes wurde ihr bewußt, daß sie nicht mehr hungrig oder durstig war – woraufhin sie sich gleich besser fühlte. Sie sah nun auch, da es heller Tag war, daß das Boot sich in Ostnordost-Richtung hielt, daß es sich ohne Segel bewegte, und das mit erstaunlicher Geschwindigkeit.
    Im Lauf des Nachmittags stieg sie die Stufen hinunter und erkundete die überdachten Bug- und Heckteile, die sich als eine Art Kabine herausstellten. Im Heck befand sich ein großes Bett und im Bug so etwas wie eine Kombüse mit Wandbrettern und Zapfhähnen. Ein glasähnlicher Behälter ragte aus einem merkwürdigen Mechanismus. Sie ahnte, wozu er diente, nahm ihn in die Hand und zog. Er löste sich ohne Schwierigkeit. Als sie ihn unter einen Hahn hielt und drückte, floß Wasser hinein, das sie trank. Aus einem anderen Hahn ließ sich eine dicke, rötliche Flüssigkeit quetschen. Vorsichtig tauchte sie den Finger ein und versuchte einen Tropfen. Es schmeckte wie ein etwas säuerlicher, herber Syrup. Zweifellos war es Nahrung. Freudentränen stiegen ihr in die Augen. Sie würde nicht verhungern müssen.
    Nun nahm sie sich Zeit, sich zu fragen: Wie bin ich an die Oberfläche des Meeres gekommen? Was war das dort unten? Warum bin ich in diesem Boot. Wohin bringt es mich? Sie fand keine Antwort darauf, aber sie hatte das beruhigende Gefühl, daß sich jemand um sie kümmerte. Ja, jemand kümmerte sich um Lady Patricia Hemistan, die durch die Käuflichkeit der Seele eines Piraten in die Fluten des Karibischen Meeres geworfen worden war. Und sie wußte nun auch, ohne überlegen zu müssen, wer es gewesen war, der diesem Piraten dafür Geld geboten hatte – natürlich ihr habgieriger Vetter!
    Sie hatte sich manchmal seinetwegen Gedanken gemacht und hin und wieder sogar etwas wie ein Schuldgefühl empfunden, als hätte es an ihr gelegen, ihn zu retten. Armer Keith, hatte sie gedacht. Was wird aus dir werden, wenn du das ganze Vermögen deines Vaters durchgebracht hast? Das war etwas, womit er sich viel Mühe gab, es in möglichst kurzer Zeit zu schaffen. Aber trotzdem hatte sie sich nicht entschließen können, die von ihm gewünschte Ehe mit ihm einzugehen, einesteils der engen Blutsverwandtschaft wegen, andererseits, weil sie sich von ihm nicht angezogen fühlte.
    Mit diesen Erinnerungen und Gedanken und voll Hoffnung trank sie das Wasser und nippte von der flüssigen Nahrung, ehe sie auf dem großen Bett einschlief. Als sie erwachte, war es wieder Tag. Die Sonne ging gerade im Osten auf. Auch jetzt war ringsum nur Meer. Der Seewind griff mit eisigen Fingern nach ihr. Fröstelnd zog das Mädchen sich wieder in die wohlig warme Kabine zurück. Sie streckte sich noch einmal auf dem weichen Bett aus und dachte schaudernd, wie kalt es in der Nacht gewesen sein mußte, obgleich sie nichts davon gemerkt hatte. War es möglich, daß irgendwo in einem verborgenen Teil unterhalb der Kabine ein wärmendes Feuer brannte?
    Ein plötzlicher Gedanke beendete diese Überlegungen: Ich muß aufstehen. Sie rechnen mit mir, nun, da der Junge verschwunden ist.
    Dieser Gedanke war so völlig ohne Sinn für sie, daß es ihr auffiel, und er verdrehte sich zu der vernunftgemäßen Erklärung: Sie – ihre

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