Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeitstop 1704

Zeitstop 1704

Titel: Zeitstop 1704 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
Vom Netzwerk:
mit der Besatzung aus, und Fletcher befürchtete, daß sie in einer Krise zu Shradd, nicht ihm, stehen würden.
    Da sich Fletcher, außer wenn es eine schnelle Entscheidung zu treffen galt, immer höflich die Meinung seiner Offiziere, ja sogar der Mannschaft anhörte, wenn sie eine äußerte, fragte er jetzt auch seinen Ersten: »Was schlagen Sie vor, Mr. Shradd?«
    »Sie werden inzwischen ihren Schrecken und auch ihre Wut überwunden haben. Wir sagen ihnen einfach, daß Ratte einen Sonnenstich hatte. Das werden sie glauben, weil sie von der Hitze selbst schon ganz verrückt sind.«
    Aber das gefiel Figarty nicht. »Ich hab’s genau gesehen!« japste er. »Es war ganz aus glänzendem Metall und Glas! Und riesig! Und es ist vom Himmel gefallen!«
    Das gab für Fletcher den Ausschlag. Der Bursche war tatsächlich verrückt. »Hör zu«, sagte der Kapitän deshalb mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete. »Wir versuchen nur, dein Leben zu retten. Du weißt, was mit dem Schiffsjungen passiert ist! Wir warnten ihn, mit seinen Streichen die Mannschaft noch weiter zu verärgern. Er hörte nicht auf uns. Eines Nachts flog er über Bord. Mein Rat: Mr. Shradd und ich gehen mit dir an Deck und erklären den Jungs, was Mr. Shradd vorschlug. Und dabei bleibt es, verstanden?«

 
2.
     
    Die Nacht war hereingebrochen. Der Kapitän berechnete den Kurs. Das Rendezvous mit dem nächsten ahnungslosen Opfer stand dicht bevor, und dann sollte es geradewegs nach England zurückgehen. Dort würden sie die von verschiedenen Schiffen erbeutete Ladung an den Mann bringen und die Einnahmen gerecht verteilen. Er würde noch die zehntausend Guineen Blutgeld kassieren, das war zusätzlich zu der Vorauszahlung von fünftausend, die er bereits eingesteckt hatte. Mit fünfzehntausend, von denen der Rest der Besatzung nichts wußte, und noch ein paar gewissen anderen Summen konnte er ein neues Leben führen, vielleicht nicht in England, aber doch in Europa. Er zog Frankreich vor, aber Italien würde sicherer sein.
    Angenehme Gedanken gingen ihm durch den Kopf. Plötzlich runzelte er die Stirn. Wie konnte es sein, daß er sich ganz deutlich an Dinge erinnerte, die überhaupt noch nicht geschehen waren? Zumindest fünfunddreißig Jahre seines Lebens – seines zukünftigen Lebens! – sah er ganz deutlich, wie in einem Rückblick. Verrückt! Total verrückt! Verwirrt legte er sich schließlich auf seine Koje und träumte von einer dunkelhaarigen Schönheit in Italien, die er erst in acht Jahren kennenlernen würde.
    Fletcher erwachte von einem Schrei des Ausgucks, der Alarm gab. Als er an Deck eilte, war er nicht überrascht, daß ihr Opfer, wenn auch noch weit entfernt, geradewegs auf sie zukam. Das Piratenschiff hatte die britische Flagge gehißt und segelte dem anderen Schiff entgegen.
    »Das Kriegsschiff begleitete die Rote Prinzessin nur fünfundzwanzig Meilen aus dem Hafen«, erklärte der Kapitän seinem Ersten Offizier. Er grinste grimmig. »Schließlich hat es noch andere Pflichten – außerdem rechnet niemand damit, daß sich ein Pirat in die Nähe eines Marinestützpunkts wagt. Alles ist genau geplant.«
    »Ich muß zugeben, daß ich nicht Ihre politischen Verbindungen habe, die es Ihnen ermöglichen, Botschaften zu Verrätern in der Admiralität zu schicken …«
    »Mit ziemlich hohen Bestechungsgeldern!« unterbrach ihn Fletcher.
    Shradd fuhr fort: »Aber ich bin der Ansicht, daß wir diesmal ein sehr großes Risiko eingehen.«
    »Die Sache ist abgeschlossen. Ich kann und will auch keinen Rückzieher machen«, sagte Fletcher fest. »Die Beute wird Sie nicht enttäuschen, Mr. Shradd.«
    Zur allgemeinen Erleichterung, einschließlich Shradds, war die Verfolgung und das Kapern der Roten Prinzessin für die schwerbewaffnete Orinda reine Routine.
    Eilig wurde die Fracht übernommen und die Frauen an Bord gebracht. Man ließ ihnen die Wahl zwischen dem Tod durch Ertrinken oder der Vergewaltigung. Fletcher interessierte sich nicht wirklich, welche Wahl die reiche Erbin traf. Erklärte sie sich mit der Vergewaltigung einverstanden, dann würde man eben einen kleinen Unfall, dessen Opfer sie war, arrangieren müssen, ehe die Frauen auf die Rote Prinzessin zurückgeschafft wurden.
    Nach dem, was er über sie wußte, überraschte es ihn nicht, daß sie den Tod vorzog. Und so stand Lady Patricia Hemistan mit erstarrtem Gesicht, als man ein Ende des Kabels um ihr Fußgelenk schlang und das andere an eine dicke Kette. Ihre Lippen bewegten

Weitere Kostenlose Bücher