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Zeitstop 1704

Zeitstop 1704

Titel: Zeitstop 1704 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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zweitgrößten Ozean der Erde gebracht hatte, fuhr noch ein Stück flußaufwärts, ehe es in einen verfallenen Hafen glitt. Sieben Tage lag es dort, bis zwei Achtjährige sich auf dem Superboot umsahen. Sie bemühten sich, die verschlossenen Heck- und Bugkabinen zu öffnen. Doch was sich darin befand, war nicht für kleine Jungen bestimmt. Das Metall hielt den Einbruchversuchen der beiden stand, die schließlich die Vergeblichkeit ihrer Anstrengungen einsahen und verschwanden. Aber in der gleichen Nacht noch zog sich das Boot aus dem nun nicht mehr sicheren Hafen zurück und fuhr noch weiter den Fluß hoch. Erst gegen Morgengrauen entdeckte es einen verlassenen Kai zwischen hohem Gras und Flußufer. Dort legte es an.

 
12.
     
    Die Orinda suchte einen bestimmten Anlegeplatz im Londoner Hafengebiet, der jedoch in der Dunkelheit nicht so leicht zu finden war. Und so war es bereits früher Morgen, als sie endlich vertäut war. Sie brauchten sie nicht zu verstecken, denn die Zeit, da die englischen Kauffahrer einer strengen Überwachung unterzogen wurden, war noch nicht gekommen.
    Schon bald nach Sonnenaufgang erschienen die Interessenten, achtunddreißig an der Zahl, die sich die Ladung – hauptsächlich Piratenbeute – ansehen wollten. Sie bestand aus Tabak, Wolle, Hartholz aus Mittelamerika, bestimmten Pelzen und den merkwürdig geformten Metallgegenständen (sie wurden als Schrott verkauft), die der Junge an Bord geschmuggelt hatte.
    Der Mann, der Billy Todds Raumschiffsantrieb billig erstand, war ein dunkelhäutiger Mann, vermutlich ein Jude, aber der Name auf seinem Fuhrwerk, mit dem er die Maschinenteile abschleppte, lautete Julius MacDonald.
    Es war anzunehmen, daß die Käufer Fletcher und seine Mannschaft für Piraten hielten. Das verschaffte ihnen einen gewissen Respekt, aber ließ sie auch die Haltung spüren, die besagte: Wenn ihr das Zeug nicht billig verkauft, werdet ihr es bereuen.
    Als die Käufer ihre erhandelten Waren aufluden, fielen Fletcher plötzlich Billy Todds Worte ein, daß es jetzt keinen anderen Ort im Zeituniversum gab als 1704. Während der wenigen Momente, als sein Geist sich geweitet hatte, um sich den unglaublichen Kosmos vorzustellen, geschah etwas in seinem Kopf. Bis zu dem Augenblick, da Billy davon gesprochen hatte, war er immer überzeugt gewesen, daß sein eigentliches tägliches Leben die einzig existierende Zeit war, Sekunde um Sekunde. Doch jetzt versetzte es ihm einen Schock, an eine solche Beschränkung auch nur zu denken. Er betrachtete die Käufer und seine eigene Mannschaft, und erschrak über seinen neuerlichen Gedanken: Mit diesen Halunken soll die menschliche Rasse noch einmal von vorn anfangen! Und die Befürchtung: Ein zweitesmal schaffen wir es nicht!
    Nachdem die Geschäfte abgeschlossen waren, stellte Fletcher überrascht fest, daß der Profit höher als erwartet war. Um erst gar kein Mißtrauen aufkommen zu lassen, wurde das eingenommene Geld in Anwesenheit von Shradd und drei Mannschaftsmitgliedern, die ein wenig rechnen konnten, gezählt und nach Anteilen ausbezahlt. Jeder der Piraten, der nicht schreiben konnte, kritzelte sein Zeichen auf die Liste zur Bestätigung des Erhalts. Dann erhielt die gesamte Besatzung zwei Wochen Urlaub, die die Männer damit verbringen würden, sich ein Mädchen zu suchen, oder die Zeit bei ihrer selten besuchten Familie zu verbringen. Letzteres endete jedoch gewöhnlich mit bitteren Vorwürfen der liebenden Frau und den tränenreichen Bitten um mehr Geld, damit sie und die »Kleinen« während der Reisen des Mannes und Vaters leben konnten.
    Fletcher sprach absichtlich mit einigen der Männer, um sich unauffällig auch mit den vier bekehrten Schurken unterhalten zu können. Als sie ihr Geld abholten, kam es bei allen vieren zu etwa dem gleichen Dialog:
    Fletcher: »Wie geht es dir jetzt?«
    Exschurke: »Ganz gut, Sir.«
    Fletcher: »Wartet eine Frau auf dich?«
    Exschurke: »Als verantwortungsbewußter Mann könnte man es so nennen.«
    Fletcher: »Wie sieht es aus, wenn wir dich in aller Eile brauchten?«
    Exschurke: »Ich würde in die nächste Kutsche steigen und in kürzester Zeit hier sein.«
    Derart verliefen die Gespräche, die sich Shradd stirnrunzelnd anhörte. Er und vier weitere beabsichtigten, an Bord zu bleiben. Wenn sie das Schiff verließen, dann nie mehr als zwei zur gleichen Zeit. Jedenfalls würden immer drei oder vier Mann an Bord sein. Mit Shradds Erlaubnis würde Fletcher auch die zweite Nacht noch auf dem

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