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Zeitstop 1704

Zeitstop 1704

Titel: Zeitstop 1704 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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ihnen entfernt vorbei. Es war ein atemberaubender Anblick, aber die Orinda wurde vom Wellengang hilflos meilenweit davongespült. Und während dieser ganzen Zeit war das Meer wie eine Schaumkrone.
    Lange, ehe sie sich wieder in ruhigem Gewässer in Sicherheit befanden, hatte Shradd sich Fletcher auf der Brücke angeschlossen und äußerte mit erstaunlich drohender Stimme seine Meinung: »Etwas Merkwürdiges geht hier vor, seit der Junge an Bord kam.«
    Fletcher hatte das Gefühl, auf diesen Machtkampf gewartet zu haben, seit Shradd von einem anderen Exsträfling vor drei Jahren an Bord gebracht worden war. Er dachte, ich habe jetzt vier Männer auf meiner Seite, von denen Shradd nichts weiß. Aber das war für später. »So?« sagte er nur.
    »Ich hab’ sofort gemerkt, daß mit ihm was nicht stimmt«, knurrte Shradd. »Sie hätten dafür sorgen müssen, daß wir kein Risiko eingehen!«
    Aber, stellte Fletcher fest, der Angriff seines Rivalen kam mit Worten, nicht Taten. Diese Tatsache war so beruhigend, daß er sich jetzt erhob. Er sagte glatt: »Wie Sie wissen, Mr. Shradd, leben wir in einer noch lange nicht perfekten Welt, und das beeinflußt so manches Mal unser Tun. Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen, wie die Tory-Regierung mein Eigentum beschlagnahmte. In diesem Augenblick wandte ich mich gegen das System und war bereit, so schmutzig zu handeln, wie sie es taten.« Er lächelte grimmig. »Und das habe ich auch.« Er hob die Linke und griff nach einem Stag. Jetzt hatte er einen festen Stand und konnte ungehindert seinen Degen ziehen, falls es nötig war. Er fuhr fort: »Ich glaube, ich bin jetzt bereit, die Männer zu töten, die für meinen Sturz verantwortlich waren. Aus diesem Grund werde ich die Orinda in London verlassen.«
    Die Lüge fiel ihm nicht schwer. Die Wahrheit war, daß die Männer, die er meinte, unangreifbar waren. Seine Feinde waren nicht nur intelligente, fähige Leute, sie hatten auch den Schutz des Staates und des Militärs. Nein, Nathan Fletcher beabsichtigte nicht, gegen sie vorzugehen. Aber für einen rachsüchtigen Burschen wie Shradd war diese Erklärung glaubhaft, und Fletcher bemerkte, daß er seinen Sieg mit Worten errungen hatte. Der drohende Ausdruck des Ersten hatte sich zu kaum verhohlener Freude gewandelt. Später, dachte Fletcher, würde er überlegen, was er tatsächlich in London tun würde.

 
11.
     
    Sie, die wie Lady Patricia Hemistan aussah und sich auch für sie hielt, verbrachte den größten Teil des »Nachmittags« liegenderweise auf dem dicken Samtboden. Sie war im Jahr 1704 nicht ganz stabil. Die Moleküle und Atome der toten Patricia waren in einer Maschine des dreiundachtzigsten Jahrhunderts neu zusammengesetzt worden. Nun war sie eine menschliche Frau mit – ja, womit?
    Menschen gehören in ihre eigene Ära, nicht nur psychisch, sondern auch, weil sie physisch Teil eines sich ständig weiterentwickelnden Universums sind, in dem jedes Teilchen sich zu jeder Zeit an seinem bestimmten Ort befindet. Und plötzlich eine Verschiebung! Etwas mußte nachgeben, mußte sich schneller als normalerweise umstellen, ohne zu zerbrechen. Diese Veränderung vollzog sich gerade.
    Sie fühlte sich gar nicht wohl. Durst quälte sie und Hunger. Alles in ihr war irgendwie – unrichtig. Ob sie wohl Fieber bekam? Irgend jemand sollte sich um sich kümmern, dachte sie. Ich bin krank …
    Die Maschinen hatten sie so zusammengesetzt, wie die Menschen im dreiundachtzigsten Jahrhundert waren. Physisch würde sich das bald als sehr vorteilhaft herausstellen. Geistig würde die Veränderung, da keine Ausbildung damit verbunden war, lange brauchen, bis sie sich zu ihren Gunsten erwies. Aber schließlich würde auch sie vollzogen sein.
    Das einzige Problem des Transitfahrzeugs war sein Antrieb, und der war inzwischen von Bord geschafft worden, um repariert werden zu können. Auf den Erfolg dieser Reparatur hofften die Wesen, die die Szene im Innern des Fahrzeugs beobachteten und die winzigen, mobilen funkelnden Punkte vernunftbegabten Leuchtens kontrollierten, die an den glänzenden Metallstreifen hafteten. Die lebenden Menschenkörper an Bord – die Mannschaft – befanden sich in ihren Hüllen hinter starken Schutzwänden und wurden automatisch mit Nährlösung versorgt.
    Die Wesenheiten beobachteten das bedauernswerte, gefangene, durstige und hungrige Mädchen, als sie zuerst ruhelos umherirrte, hauptsächlich, um etwas Trinkbares zu suchen, und dann, als sie sich auf dem

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