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Zeitstop 1704

Zeitstop 1704

Titel: Zeitstop 1704 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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Mitpassagiere von der Roten Prinzessin – hofften, daß sie dem Tod entgangen war, weil sie sie brauchten. (Der Gedanke an den Jungen paßte nicht, also vergaß sie ihn als unwichtig.)
    Sie war am Abend voll angekleidet ins Bett gekrochen. Jetzt setzte sie sich auf und versuchte, die Falten aus dem langen Kleid zu streichen. Und plötzlich bemerkte sie etwas: In der glatten Wand am Kopfende des Bettes befanden sich offenbar Schubladen, drei Stück. Sie lehnte sich vor und betastete sie. Jetzt erst fielen ihr die schmalen Schlitze auf. Sie steckte die Finger hinein und zog. Auf diese Weise ließ sich jede der Schubladen öffnen. In ihnen befanden sich – ja, was war es eigentlich?
    Beim Betrachten eines stabähnlichen Gegenstands in der obersten Lade überwältigte sie ein merkwürdiger, drängender Gedanke. Ihr war, als befehle der kleine Stab ihr, ihn herauszuholen. Sie schüttelte den Kopf über diese verrückte Einbildung. Trotzdem nahm sie ihn in die Hand und musterte ihn von allen Seiten und strich fast liebkosend darüber. Sie fragte sich, wofür er wohl benutzt wurde. Dann legte sie ihn zurück. Aber kaum ließen ihre Finger ihn los, ging ein durchdringendes Schrillen von ihm aus. Erschrocken sprang sie zurück und rannte hinaus auf das Deck. Aber das Schrillen verstummte nicht. Lächerlich, dachte sie. Es hörte auch nicht auf, als sie zur Kombüse ging und ihr Frühstück aus Wasser und dem syrupähnlichen Zeug zu sich nahm. Schließlich kehrte sie zu der offenen Schublade zurück. Der Gedanke kam ihr, daß dieses Schrillen im Grunde genommen nur für einen Einbrecher erschreckend sein würde. Aber hier gab es keine Einbrecher. Vermutlich hatte sie dieses Geräusch irgendwie ausgelöst, als sie den Stab in der Hand gehalten hatte. Also nahm sie ihn wieder aus der Lade. Sofort hörte das Schrillen auf. Sie legte ihn zurück. Kaum hatte sie die Finger zurückgezogen, fing er wieder an. Sie griff nach ihm. Er verstummte.
    Sie durfte ihn nicht aus der Hand lassen, wollte sie sich nicht erneut diesem ohrenbetäubenden Ton aussetzen. Schließlich kam sie darauf, daß er auch schwieg, wenn sie ihn unter den Netzeinsatz ihres Kleides an den Busen schob. Jedenfalls schien der Mechanismus des Stabes mit diesem Aufbewahrungsort zufrieden zu sein. Aber sie hatte ihre Lektion gelernt. Vorsichtig schloß sie alle drei Laden, ohne einen weiteren Gegenstand zu berühren.
    Wieder begann ein langer Tag für Patricia, allein in einem Wasserfahrzeug, das pro Stunde achtzig Kilometer zurücklegte (was sie natürlich nicht wußte). Sie saß herum, legte sich auf ihr Bett und wartete, oder beobachtete die Wolken, die viel zu schnell über den Himmel zu ziehen schienen. Hin und wieder blinzelte die Sonne hervor, und immer blies ein heftiger Fahrtwind. So vergingen mehrere Tage, die auf gewisse Weise recht angenehm waren. Erfreulich und interessant war für Patricia auch die Feststellung, daß das Boot immer noch in Nordostrichtung fuhr. War sein Ziel Nordeuropa? England?
    Es war England!
    So exakt war der Richtungssinn des Bootes, daß es schließlich in die Mündung des Flusses fuhr, den Patricia selbst im Dunst des frühen Morgens als die Themse erkannte. Das kleine Schiff brachte sie den Fluß hoch hinauf, bis zu einem Punkt ganz in der Nähe des Wohnsitzes ihres Londoner Vetters. Und dann, als ihr ein freier Kai von der richtigen Höhe auffiel – fuhr das Boot darauf zu! Es hielt parallel zu den herausragenden Planken an.
    Patricia hörte, wie die Bootsseite an die hölzerne Plattform rieb, als das Wasserfahrzeug abwartend anlegte.
    Es will, daß ich aussteige!
    Die Vorstellung war so verrückt, daß Patricia sich selbst auslachte. »Meine teure Miß Hemistan«, sagte sie zu sich, »du mußt aufhören mit diesen kindischen Spielen, zu Booten und kleinen glänzenden Stäben zu sprechen!«
    Es gab gute Gründe für eine junge Dame, einen sicheren Ort nicht allein zu verlassen. Vom Deck des sanft schaukelnden Bootes aus schaute sie hinaus auf die unmittelbare Umgebung. Ihr Fahrzeug lag an einem Kai, der als Anlegeplatz für Flußschiffe benutzt wurde. Unmittelbar hinter der hölzernen Plattform befand sich eine Böschung, an der einige Stufen zu einer Droschkenstraße hinaufführten, die parallel zum Fluß verlief.
    Das Problem war jegliche Straße in London. Denn nirgends konnte ein unbewaffneter Mann oder eine wie eine Dame gekleidete Frau ohne Schutz, ob nun am Tag oder des Nachts, sich im London des Jahres 1704 auf einer

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