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Zeitstop 1704

Zeitstop 1704

Titel: Zeitstop 1704 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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sich lautlos. Kapitän Fletcher konnte sich nicht zurückhalten. »Ich nehme an, Sie beten zu Gott, Miß?«
    Sie antwortete nicht. Vermutlich hatte sie ihn in ihrem Schockzustand überhaupt nicht gehört. Aber es war für seinen Zweck wichtig, den Anschein zu erwecken, als ließe er jeder Frau die Wahl. Er hatte ein paar argwöhnische Burschen an Bord, die gar nicht so dumm waren. Und da er nicht beabsichtigte, auch nur einen Penny des Blutgelds zu teilen, und bereits überzeugt war, daß sie ihren Entschluß nicht ändern würde, fuhr er in seiner Taktik fort.
    »Wenn Sie, wie ich, an einem Leben nach dem Tod zweifeln, würde ich Ihnen sehr empfehlen, den Weg des Fleisches zu wählen.«
    Etwas mußte doch zu ihr durchgedrungen sein. Ohne den Kopf zu drehen, sagte das Mädchen: »Ich glaube an Gott.« Ihre Reinheit, ihre ganze Ausstrahlung erweckten plötzlich unerwarteterweise sein Verlangen. Schließlich kann sie ja wirklich an einem Unfall sterben – später, dachte er. Seine graublauen Augen starrten sie hungrig an. »Miß«, sagte er heiser. »Ihre jugendliche Schönheit – Sie sind zu jung, zu sterben. Ich verspreche Ihnen, nur mein Erster Offizier, ich und ein weiterer werden Sie haben …«
    Ein protestierendes Gemurmel wurde unter der Mannschaft laut. Als eine heftige Handbewegung seinerseits es zum Verstummen brachte, hatten sich die Wangen des Mädchens leicht gefärbt. »Verschonen Sie mich mit Ihrer Art von Erbarmen«, sagte sie, »und machen Sie weiter mit Ihrem Attentat.«
    Ein schwaches Lächeln verzog das sonnengebräunte, gutgeschnittene Gesicht des Kapitäns. »Das ist kein Attentat, Miß. Das ist Mord.« Plötzlich regten sich unglaublicherweise alte, längstvergessene Gefühle tief in ihm – die des Mitleids, Anstands und Bedauerns. Aber das hatte ihm, der er ein sehr überzeugendes Motiv für dieses Verbrechen hatte – nämlich Geld –, gerade noch gefehlt. »Werft sie über Bord!« befahl er barsch.

 
3.
     
    Glücklicherweise tauchte das außer Kontrolle geratene Raumfahrzeug gerade dort ins Karibische Meer, wo seine beiden Becken durch ein Plateau voneinander getrennt sind, das an keiner Stelle eine Tiefe von mehr als zweitausend Metern überschreitet. Natürlich hatte die Besatzung bei Erreichung des Nullmoments – der Augenblick, da das Raumschiff mit einer ungeheuren Geschwindigkeit die Wasseroberfläche berührte – ihre verletzliche fleischige Hülle in einen so gut wie unverwundbaren Energiezustand umgewandelt, wie es für Ultralichtgeschwindigkeitsreisen üblich war. Und so überlebten sie als Wesenheiten. Und da ihr Schiff dem Druck in einer Wassertiefe von zweitausend Metern gerade noch widerstehen konnte, passierte auch ihm nichts. Es sank lediglich ein paar Meter in den Sand des Meeresgrunds und setzte sich dort fest.
    Im Innern des Raumfahrzeugs befanden sich Zimmer, die nach den Begriffen des Jahres 1704 gewiß nicht als solche angesehen worden wären. Dünne Metallstreifen hingen von der Decke bis fast zum Boden jedes Raumes und vermittelten einen – gefiederten Eindruck. Das Licht, das durch die Fäden farbigen Metalls strich, bildete ein wundersames Muster wie von feingeklöppelter Spitze. Es war ein unirdischer Anblick.
    Zeit verstrich. Etwas im Schiff wurde sich der Nacht über der Meeresoberfläche bewußt, und dann des Morgens. Ein wenig später registrierte dieselbe Wahrnehmungsart, daß ein Mädchen über Bord geworfen worden war. Es bot der Leiche eine subtile Verbindung an, und sie akzeptierte. Infolgedessen wurde sie mit großer Geschwindigkeit über die weite Entfernung zu dem fremdartigen Schiff gezogen.
    Erst jetzt bewegte sich etwas in dem Raumfahrzeug: ein funkelndes, leuchtendes Etwas, das zwischen den dicht zusammenhängenden Metallfäden dahinzufließen schien, als benötigte es sie, um sich daran festzuhalten. Wie ein Mensch, der von großer Höhe eine schmale Leiter hinunterklettert, schimmerte die glitzernde Wesenheit durch mehrere Zimmer und hielt schließlich in dem größten bei der durchsichtigen Trennwand an, die das Schiff vom Meeresgrund trennte.
    Es blickte hinaus und sah die Leiche einer Frau, die bestimmt nicht älter als achtzehn oder neunzehn Jahre gewesen war. Und plötzlich befand sie sich in der Wasserschleuse des Raumfahrzeugs. Vorsichtig wurde sie in ein kleines Transitgitter gesteckt, das zur vorgeschriebenen Ausrüstung gehörte. Und genauso vorsichtig wurde sie hindurchbewegt.
    Was an seinem Ende herauskam, war nicht mehr genau

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