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Zeitstop 1704

Zeitstop 1704

Titel: Zeitstop 1704 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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die ursprüngliche Lady Patricia Hemistan, aber es war ihr doch sehr ähnlich. Es hatte fast ihr ganzes Gedächtnis, es sah aus wie sie, und was am wichtigsten war, es hielt sich für sie.
    Das Erwachen war nicht schmerzhaft. Das Mädchen blieb eine Weile mit geschlossenen Augen ganz ruhig liegen. Sie dachte sich, wenn sie sich nicht bewegte, würden die Piraten sie nicht bemerken. Sie erinnerte sich nicht daran, gestorben zu sein, und nahm deshalb an, sich noch auf dem Piratenschiff zu befinden. Schließlich gestattete sie sich einen vorsichtigen Blick durch die nur leicht gehobenen Wimpern.
    Erschrocken schloß sie die Augen wieder. Was sie gesehen hatte, war zu phantastisch. All diese merkwürdigen Metallstreifen! Und dann stellte sie auch noch fest, daß sie nicht auf einem Bett lag, sondern auf etwas angenehm Weichem, das Teil des Bodens oder vielleicht gar der Boden selbst zu sein schien. Mit jetzt weit offenen Augen versuchte Patricia sich klar zu werden, was geschehen war. Ich wurde über Bord geworfen, dachte sie, und dann muß mich jemand gerettet haben.
    Nach einer Stunde, als sie den Meeresgrund durch dickes Glas gesehen hatte und durch gut ein Dutzend riesige Zimmer, alle mit diesen bis fast zum Boden hängenden Metallfäden, gekrochen war, ohne auch nur auf ein lebendes Wesen gestoßen zu sein oder etwas zu essen gefunden zu haben, erfüllte sie große Besorgnis.

 
4.
     
    Wieder verging ein Tag, und bei Einbruch der Nacht brauste ein Torpedo auf das Piratenschiff zu. Dort angekommen, öffnete es sich. Ein Junge stieg aus und kletterte auf unvorstellbare Weise die glatte Schiffshülle hoch. Hinter ihm schloß das Torpedo sich wieder und verschwand in den Fluten.
    Weichherz-Joe hatte mitten im Würfelspiel einen Gedanken. Er stand auf und brummte: »Ich komm’ gleich zurück. Ich brauch’ ein bißchen frische Luft.« Er hielt es für seinen eigenen Einfall, und erstaunlicherweise dachte sich niemand etwas dabei, daß Joe zum erstenmal ein Spiel unterbrochen hatte. Das Glücksspiel war sein einziges Laster. Nie beteiligte er sich an der Vergewaltigung der gefangenen Frauen, und bei einem Angriff übernahm er stets Deck- oder Segelpflichten oder übernahm das Ruder für den Steuermann. Nie hatte Weichherz einen Menschen getötet oder auch nur verwundet.
    An Deck begab Joe sich unmittelbar zu der Stelle, wo der Junge darauf wartete, sich von dem einzigen Piraten an Bord gefangennehmen zu lassen, der ihn bei ihrer Begegnung nicht gleich umbringen würde. Weichherz, der den Jungen im Dunkeln sah, schien sofort zu wissen, was er tun mußte, obgleich ihm ein eisiger Schauder über den Rücken lief, weil er ihn für den ertrunkenen Schiffsjungen hielt. Aber gerade das veranlaßte ihn, nicht Alarm zu schlagen, denn er befürchtete, die Mörder des Schiffsjungen würden herbeieilen und erneut handeln, ohne sich der Identität zu vergewissern. Außerdem erinnerte er sich der blinden Wut der Mannschaft, die Figarty gestern nachmittag fast das Leben gekostet hatte.
    So überwältigte er den Jungen und brachte ihn fast auf Zehenspitzen hinunter in die Kapitänskabine. Erstaunlicherweise dachte er sich auch nichts dabei, daß der Junge keinen Laut von sich gab.
    Kapitän Fletcher lauschte erstaunt Joes Bericht, dann schickte er ihn nach Mr. Shradd. Minuten später musterten die beiden Männer ihren Gefangenen eingehend. Sie sahen einen nicht sehr großen, etwa fünfzehnjährigen Jungen mit dunklem Haar und dunklen Augen in einem runden, blassen Gesicht, der einen Samtanzug trug. In einem Englisch der gebildeten Schichten erzählte er, er sei Schiffsjunge auf der Schwarzer Falke gewesen, die vor ein paar Tagen auf ein Riff auflief und unterging.
    Kapitän Fletcher, der den Jungen nicht aus den Augen ließ, hatte keineswegs das Gefühl, daß mit dem Bürschchen etwas nicht stimmte, aber da er ein in jeder Beziehung gründlicher Mann war, stellte er ihm die notwendigen Fragen, deren Antworten alle glaubhaft waren. So erfuhr er auch, daß der Junge Billy Todd hieß und aus London stammte.
    »Du hast Glück, Billy«, sagte er. »Wir brauchen einen Schiffsjungen. Du kannst bei uns bleiben, bis wir wieder nach London zurückkehren. Das wird allerdings eine Weile dauern, da wir noch einige, ah, Geschäfte in diesen Gewässern zu erledigen haben.«
    Shradd gestikulierte wild, aber Fletcher ignorierte ihn. Erst nachdem er den Jungen mit der Mannschaft bekannt und mit seiner Geschichte vertraut gemacht hatte und Billy

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