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Zentaurengelichter

Zentaurengelichter

Titel: Zentaurengelichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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Land vielleicht in Eile, so wie sich Ihre Freunde trotz Kabeljaugestank unter Deck verstecken. Nach allem, was ich gehört habe, seid ihr Landratten keine Freunde des Fischduftes.«
    Ich hatte den Gestank noch nicht erwähnt, höflicher Mensch, der ich bin. Aber: »Da Sie es schon selbst sagen …«
    »Was?«
    »Moment mal.«
    Einer der Vettern oder Neffen der Tates humpelte den Anleger hinab und suchte mit wildem Blick die Schiffe ab. Er war mit getrocknetem Blut überzogen. Die Leute gingen ihm aus dem Weg und starrten ihm nach.
    Er entdeckte mich und stolperte schneller. Ich ging ihm entgegen.
    »Mr. Garrett! Sie haben Tinnie und Rose! Sie sagen, wenn Sie ihnen nicht Dennys Papiere geben …«
    Er brach zusammen. Ich fing ihn, hob ihn auf und trug ihn an Bord der Orden von Binkey. Kapitän Arbanos warf mir einen entsetzten Blick zu. Bevor er zu nörgeln begann, steckte ich ihm zwei Taler zu. Seine Persönlichkeit verwandelte sich wie ein Wolf bei Vollmond. Man hätte glauben können, er wäre die Mutter des Jungen.
    Ein Schluck Branntwein im Magen versetzte den Jungen in die Lage, seine Geschichte zu erzählen.
    Rose und Tinnie waren – wie gewohnt – ausgegangen, um ihre nachmittäglichen Einkäufe auf dem Markt zu erledigen. Lester und die Vettern und Neffen und einige Küchenhilfen hatten sie begleitet, wie es ebenfalls üblich war. Als sie zurückkamen und die Diener und zwei Jungen Gemüse und alles mögliche schleppten, begegnete ihnen die Katastrophe in Form von Vasco und einem halben Dutzend Schläger.
    »Sie packten Rose und Tinnie, bevor wir die Lebensmittel fallen lassen und unsere Waffen ziehen konnten. Onkel Lester war der einzige, der … Sie haben ihn getötet, Mr. Garrett.«
    »Habt ihr ihnen Schaden zugefügt?« Der Junge hätte nicht so übel ausgesehen, wenn sie es nicht versucht hätten. Ich mußte wissen, wieviel Blut geflossen war, um beurteilen zu können, ob die Frauen eine Chance hatten.
    »Ein wenig«, räumte er ein. »Ich glaube nicht, daß wir jemanden getötet haben. Zuerst mußten wir uns zurückziehen. Da haben sie gesagt, wir könnten sie wiederhaben, wenn wir ihnen Dennys Briefe und Notizbücher und das andere Zeug geben würden.«
    Sie hatten keinen echten Grund, einen Mord zu begehen. Die Blutschuld war beglichen. Einer aus ihrem Haufen gegen Onkel Lester. Man konnte etwas aushandeln. Leider würden sie herausfinden, daß ich auf dem Weg nach Süden war, wenn ich allzuviel mit den Verhandlungen zu tun bekam.
    Ich grinste.
    »Hört sich böse an«, sagte Morpheus.
    »Ich dachte, du bleibst unter Deck.« Ich fragte mich, wie lange er schon auf diesem Sack mit Zwiebeln gesessen und zugehört hatte. Nicht, daß er etwas gehört hätte, was er nicht hätte hören sollen.
    Er zuckte mit den Achseln.
    »Haben sie euch gesagt, wo ihr sie erreichen könnt?« fragte ich den Jungen.
    »Ja. Am Eisernen …«
    Der Alte Tate persönlich erschien. Ich hatte gedacht, er würde den Familiengrund niemals verlassen. Er stürmte an Bord und bebte am ganzen Körper. Er war ganz außer Atem von seiner Wanderung und so verdammt wütend, daß er nur stammeln konnte.
    »Setzen Sie sich, Paps«, sagte ich. »Ich arbeite schon daran.«
    Er sackte auf einen anderen Zwiebelsack und nickte Morpheus kurz zu.
    »Folgendes schlage ich vor«, sagte ich. »Wir müssen auf den Handel eingehen.«
    Tate stammelte, dann nickte er, dann schnaufte er. »Wenn es nur um Rose ginge, wäre ich versucht, sie alle zum Teufel zu jagen.«
    »Gut. Hören Sie, ich habe die Papiere und all das Zeug in eine Kiste gepackt und diese aus Ihrem Haus geschafft, damit die Komiker sie nicht finden, wenn sie einbrechen. Was jetzt passiert ist, hätte ich ihnen nicht zugetraut. Wir müssen die Übergabe so organisieren, daß wir die Frauen heil zurückbekommen. Ich glaube, das kann ich schaffen, aber Sie müssen mir vertrauen.«
    Wieder fing Tate an zu stammeln.
    Morpheus sagte: »Er ist Experte, Mr. Tate. Lassen Sie ihn seine Expertise darlegen.« Sein Ton war diplomatischer als alles, was ich je zustande brächte.
    »Ich höre.« Tate funkelte mich an.
    »Kapitän Arbanos. Wann können wir morgen ablegen?«
    »Fünf Minuten nach der siebten Stunde.«
    »Gut. Mr. Tate, Sie gehen rüber zum Eisernen …« Ich schnippte mit den Fingern zu dem Jungen hin.
    »Der Eiserne Goblin«, sagte er.
    »Zum Eisernen Goblin. Sagen Sie demjenigen, den Sie dort treffen, daß er die Frauen um fünf Minuten nach sieben morgen früh abliefern soll.

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