Zentaurengelichter
als wir versuchten, ihr etwas zu entlocken. Tinnie stellte sich einfach taub.
Morpheus und ich gingen zum Achterschiff und brüteten allein darüber.
»Es geht nicht, Garrett«, knurrte er nach einer Weile.
»Mh«, brummte ich.
»Keine Chance.«
»Mh.«
»Röcke im Cantard. Schlimmer als Gift, hat man mir gesagt. Wenn wir mit den Frauen da reingehen, sind wir geliefert. Garantiert.«
»Ich weiß. Aber wir können ihnen auch nicht einfach weglaufen.«
Er sah mich an. »Wäre es in diesem Fall nicht ein Zeichen für jämmerlichen Geschäftssinn, würde ich sagen, du bist zu romantisch. Gepäck ist Gepäck. Keine von beiden sitzt auf etwas, das du nicht auch bei einer anderen finden könntest.«
Auf dem Fluß herrschte einiger Verkehr, der die Flut nutzte. Und das meist schneller als Die Orden von Binkey. Nur ein protziges, jachtähnliches Schiff stromaufwärts hinter uns schien sich in unserem Fahrwasser zu halten. »Ich weiß nicht, wie jemand mit deiner Einstellung soviel Glück haben kann.«
Die Jacht prahlte mit einem Segel voll roter und gelber Streifen und war schnittig geformt. Sie stank nach Geld, was soviel wie Macht bedeutete. Ohne weiteres hätte sie uns überholen können, doch sie hielt sich zurück.
»Sie wollen es so, Garrett. Wenn du sie nicht wie Ratten behandelst, müssen sie zugeben, daß sie für ihr Verhalten selbst verantwortlich sind. Und du kennst die Frauen. Sie würden nie zugeben, daß es ihnen gefällt, sich rumzutreiben.«
»Wie wäre es, wenn wir folgendes versuchen würden … falls Kapitän Arbanos dazu bereit ist.«
»Ich höre.«
»Wir fesseln sie, kurz bevor wir in den Hafen kommen. Er versteckt sie, während er ent- und belädt, dann nimmt er sie mit zurück nach TunFaire. Als Teil der Ladung.«
»Hört sich gut an. Wenn du mit ihm sprichst, erkundige dich nach dem Schiff mit dem gestreiften Segel.«
Ich hatte mich schon gefragt, ob es ihm aufgefallen war.
Kapitän Arbanos erpreßte mich. Der Mann war ein Pirat. Aber ich saß in der Klemme, und das wußte er. Für ihn zahlte es sich aus. Schließlich kam das Geld ohnehin aus Tates Tasche.
Ich fragte ihn nach dem gestreiften Segelschiff.
Er sah mich an, als wäre ich ein Vollidiot. »Tut mir leid. Ich vergesse immer, daß Sie kein Mann des Flusses sind. Das ist die Taifun, das Privatschiff von Sturmlord Donnerbolz. Jeder auf dem Fluß kennt es. Es fährt ständig den Fluß auf und ab und zeigt die Farben des Kriegslords.«
»Oha«, stieß ich hervor.
»Der Sturmlord segelt die Jacht nie selbst. Sie soll nur Eindruck machen. Ihr Kapitän ist ein fieser Cartha mit den Launen und der Moral einer Straßenkatze. Er hat sich schon mit fast allen auf diesem Fluß angelegt. Manche sagen, sie streichen nachts das gestreifte Segel und hissen die Schwarze Flagge.«
»Was soll das heißen?«
»Daß manche glauben, sie würde zum Piratenschiff, wenn keiner hinsieht.«
»Ist das Geschwätz? Oder ist da was dran?« Als ob es mir nicht ähnlich sähe, auf einer Barkasse zu landen, die von Piraten verfolgt wird. Die Götter haben extra einen Burschen abgestellt, der mir persönlich Ärger machen soll.
»Wer weiß? Es sind Piraten. Ich habe gesehen, was sie zurücklassen.«
»Und?« Er ließ sich bitten.
»Sie lassen keine Zeugen zurück. Weshalb ich nie Ladung annehme, die ihnen gefallen könnte.«
In meinem Kopf ratterten kleine Rädchen und Schalter wie in einer Wasseruhr. Einer Uhr, die etwas zu langsam lief. Welche Art von Ladung mochte einen Piraten ansprechen, wenn er von einem Schiff aus operierte, das einem der Sturmlords gehörte?
Silber. Süßes Silber. Treibstoff der Magie.
Eine weitere Komplikation?
Warum auch nicht? Um alles andere hatten wir uns gekümmert, oder nicht?
Ich gab Kapitän Arbanos eine großzügige Prise des metallenen Zuckers. Er versicherte mir, meine Wünsche bezüglich der Frauen würden ausgeführt. Man würde sie wie königliche Hoheiten behandeln, und wenn die Binkey wieder in TunFaire sei, wolle er sie persönlich dem alten Tate übergeben.
Mehr konnte ich nicht verlangen.
Kapitän Arbanos’ Mannschaft – allesamt Verwandte – schlugen in der Nacht zu, bevor wir Leifmold erreichen sollten. Sie schnappten sich die Mädchen, als diese schliefen.
Ein wildes Heulen und Fluchen! Unglaublich. Ich hatte erwartet, daß Rose nicht gerade höflich reagieren würde, aber zumindest Tinnie hatte ich halbwegs für eine Dame gehalten. Sie entpuppte sich als die lautere der beiden.
Das
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