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Zentaurengelichter

Zentaurengelichter

Titel: Zentaurengelichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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karentinisch. Und wenn du sie dir ansiehst, dann lächeln sie noch. Aber ich glaube nicht, daß sie noch lächeln, wenn ich für sie übersetzen muß. Du weißt, wie Grolle sind, wenn sie wütend werden.«
    Er überlegte, ob er streiten sollte. Vielleicht hätte er es mit vierzig oder fünfzig Männern im Rücken getan. Aber Doris und Marsha verstanden langsam, wo das Problem lag. Das Lächeln verschwand von ihren Gesichtern, und ihre Wangen wurden fleckig.
    »Wir wollen Bier«, sagte ich. »Nicht eure Frauen.«
    Er lachte nicht. Er ging zum Zapfhahn. Nicht viele Leute sind so dumm, einen Groll wütend zu machen.
    Die werden wirklich fies.
    »Kein übles Bier«, sagte ich, als ich mein drittes schlürfte, während sich Doris und Marsha an ihren Eimern erfreuten. »Und es zu bekommen, hat keinem geschadet, hab ich recht?«
    Der Barmann hatte keine Lust, sich mit mir zu unterhalten.
    Die meisten Stammgäste hatten ihn verlassen.
    Wir folgten ihrem Beispiel.
    Draußen hatten sich etwa fünfzig finstere Gestalten versammelt. Ihre Mienen machten einen häßlichen Eindruck. Ich sagte zu Morpheus: »Ich sollte besser darauf achten, in welcher Art Viertel ich bin.«
    »Da kann ich dir nur zustimmen, Garrett.«
    Ein halber Mauerstein flog im hohen Bogen auf uns zu. Irgendein Arm steckte dahinter. Doris – vielleicht war es auch Marsha – streckte eine Pfote aus und fing den Stein. Eine Sekunde lang sah er ihn an. Dann drückte er zu und ließ das Pulver durch seine Finger rinnen.
    Es beeindruckte mich, aber nicht den Pöbel.
    Also packte er den Ast, an dem das Tavernenschild hing. Er riß das Schild ab und schleuderte den Ast herum wie eine Gerte.
    Jetzt war die Botschaft klar. Der Pöbel zerstreute sich.
    Morpheus sagte: »Könnte das auch ein Maultier schaffen?«
    »Nein.«
    Bei der Auswahl unserer Übernachtungsmöglichkeit waren wir umsichtiger.

 
19. Kapitel
     
    »Wo, zum Henker, ist er?« wollte ich wissen. Von Dojango war nicht mal der Hauch eines Schattens zu sehen.
    Morpheus machte einen trostlosen Eindruck. So hatte er schon eine ganze Weile ausgesehen. Ich überlegte, ob ich ihm einen Bund Möhren oder so was kaufen sollte. Er murmelte: »Wahrscheinlich müssen wir die Gassen und Tavernen absuchen.«
    »Ich werde mir das Schiff mal ansehen. Wir treffen uns an der Pier, wenn ihr ihn findet.«
    Morpheus sagte etwas zu den beiden verbliebenen Drillingen. Sie grunzten und zogen weiter. Ich marschierte dorthin, wo ich einen Blick auf das Schiff mit dem gestreiften Segel werfen konnte.
    Es gab nicht viel zu sehen, nur ein paar Männer, die Sachen ent-, dann andere Sachen aufluden. Es war nicht schwer zu verstehen, warum Dojango sich verdrückt hatte. Beobachten ist langweilig. Man muß geduldig sein, wenn man vom Belauern leben will.
    Ein Mann trat auf das Achterdeck, lehnte sich an die Reling, hustete und spuckte in den Hafen.
    »Interessant.« Es war der Große aus Morpheus’ Laden, der auch auf der Pier gewesen war.
    Er fing an, den Hafen abzusuchen, als hätte er mich gehört. Dann zuckte er mit den Schultern und ging zurück in die Kajüte.
    Seltsam.
    Vielleicht wäre Dojango geblieben, wenn er den Kerl gesehen hätte.
    Ich lümmelte mich im Schatten und wünschte, ich hätte einen Krug Bier bei mir. Ich fragte mich, warum Morpheus so lange brauchte. Nichts geschah. Irgendwann waren die Schauerleute mit Beladen fertig.
    Hinter mir hörte ich ein schlurfendes Geräusch. Vielleicht endlich …
     
    Aber als ich mich umdrehte, sah ich den Großen. Er hatte keine gute Laune.
    Ich sprang von dem Ballen, auf dem ich gelegen hatte. Waren hier todbringende Waffen angebracht?
    Er kam direkt auf mich zu und schlug probehalber mit einem Knüppel auf den Ballen ein. Keine Vorwürfe. Keine Fragen. Rein geschäftlich. Ich wich ihm aus und gab ihm eins in die Magengrube.
    Es bewirkte ebensoviel, als hätte ich ein Faß Pökelfleisch geboxt.
    Dieser Knüppel sollte mir das Hirn zermalmen; das war zumindest meine Befürchtung. Ich zückte ein Messer.
    Ich kam nicht dazu, es zu benutzen. Die Kavallerie erschien in Form von Doris oder Marsha. Der Groll packte den Großen an einem Arm und hielt ihn wie eine Puppe in die Luft. Langsam breitete sich ein Grinsen auf seinem grünen Gesicht aus. Dann warf er ihn beiläufig über die Ballen ins Hafenbecken.
    Der Große gab nicht mal einen Grunzer von sich.
    Mich hätte man noch in fünfzig Meilen Entfernung fluchen gehört.
    Doris – oder Marsha, was sehr wohl möglich war – winkte

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