Zentaurengelichter
Angriffe ausgesetzt sind, die mit der Unberechenbarkeit tropischer Stürme auftreten.
Da sind sie komisch – nur zu gern bereit, durch den gesamten Cantard zu ziehen und für Ruhm und persönliche Bereicherung Risiken einzugehen, aber …
Ich verstehe sie ebensowenig, wie ich Frösche verstehe. Aber ich lebe auch mit dem Handicap der niedrigen Geburt.
Kayeans Vater war einer der Senatoren gewesen, die auf den Hügeln lebten, mit einer Frau, vier Dienern und acht Kindern. Kayean war die Älteste.
Erinnerungen kehrten zurück und brachten eine gewisse Wehmut mit sich, als ich die gemietete Kutsche über die Straßen am Meer lenkte.
»Was guckst du so belemmert?« wollte Morpheus wissen. Wir hatten die Drillinge im Gasthaus zurückgelassen, was ich nach wie vor nicht übermäßig klug fand, auch wenn Morpheus mir versicherte, er habe ihnen keinen roten Heller dagelassen.
»Ich denke an damals. Junge Liebe. Erste Liebe. Hier oben auf den Hügeln.« Ich hatte ihm noch nicht jedes Detail verraten. Ein Leibwächter muß nicht sämtliche schmutzigen Aspekte einer Sache kennen.
»Ich bin selbst ein nostalgischer Romantiker, aber dich hätte ich nie für einen gehalten, Garrett.«
»Ich? Der Ritter in rostiger Rüstung, der klappernd loszieht, unwürdige Jungfern zu retten oder sich mit den Drachen aus der Phantasiewelt irgendeines Wahnsinnigen zu schlagen? Ich komme nicht in Frage?«
»Siehst du? Romantische Vorstellungen. Doch warum sollte es dir etwas ausmachen, für Nüsse zu arbeiten, wenn es Geld zu verdienen gibt? Einen Besessenen kann man melken, wie eine Spinne eine Fliege melkt.«
»So funktioniere ich nicht.«
»Ich weiß. Du willst Jungfern wirklich retten und dich für Benachteiligte und aussichtslose Fälle einsetzen … solange du genug Schmieröl hast, daß dir die Gelenke deiner Rüstung nicht einfrieren.«
»Hin und wieder trinke ich auch ein Bier.«
»Du hast keinen Ehrgeiz, Garrett. Das ist dein Fehler.«
»Du könntest ein Buch über all die Dinge schreiben, die dich an mir stören, Morpheus.«
»Lieber würde ich über Dinge schreiben, die in Ordnung sind. Es wäre weit weniger Arbeit. Nur eine kurze kleine Fabel: Er ist nett zu seiner Mutter. Schlägt seine Frau nicht. Seine Kinder müssen im Winter nicht barfuß laufen.«
»Sarkastisch heute, ja?«
»Ich hab keine Lust mehr. Wie lange wollen wir noch nach den Geistern dessen suchen, was einmal gewesen ist?«
Nicht nur sarkastisch, sondern auch oberschlau. Wahrscheinlich konnte ich mich ihm ebensogut offenbaren. »Ich bin nicht romantisch. Ich habe mich verfahren.«
»Verfahren? Ich dachte, du kennst diese Gegend wie deine Westentasche?«
»Kannte ich auch. Aber sie hat sich verändert. All diese Bäume und Büsche, die früher Orientierungspunkte waren, sind gefällt worden oder …«
»Dann werden wir wohl jemanden fragen müssen. Yo!« rief er einem Gärtner zu, der eine Hecke stutzte. »Wie heißt der Mann, den wir suchen, Garrett?« Der Gärtner unterbrach seine Arbeit und glotzte uns mißtrauisch an. Er sah aus wie ein wirklich netter Mann. Der einen mit seinem Lächeln vergiften konnte.
»Klaus Kronk.«
Morpheus machte sich einen Spaß daraus, den Namen zu verballhornen. Er stieg ab und näherte sich dem Gärtner.
»Sagt mir, guter Mann, wo finden wir Senator Klaue Kronk?«
Der gute Mann sah ihn mit einem verwirrten Blick an, der schnell zu einem Hohngrinsen wurde. »Sehen wir erst mal, welche Farbe deine Münzen haben, Schwarzer Mann.«
Ruhig hob Morpheus ihn hoch und warf ihn über die Hecke, sprang ihm nach und schleuderte ihn zurück, trommelte ein wenig auf ihm herum, verdrehte seine Gliedmaßen und brachte ihn zum Stöhnen, dann sagte er: »Sagt mir, guter Mann, wo finden wir Senator Klaue Kronk?« Er atmete nicht mal schwer.
Der Gärtner kam zu dem Schluß, daß mindestens einer von uns ein Psychopath sein mußte. Er stammelte Anweisungen.
»Danke«, sagte Morpheus. »Ihr wart ungemein großzügig und hilfreich. Als Zeichen meiner Dankbarkeit wollt Ihr doch hoffentlich diese kleine Zuwendung annehmen.« Er legte dem Mann zwei Münzen in die Hand, schloß dessen Finger darum, dann gesellte er sich wieder zu mir auf unser Gefährt. »Die erste links, dann bis ganz nach oben auf den Hügel.«
Ich sah mich nach dem Gärtner um, der noch immer neben der Straße hockte. Ein Funke von Bosheit blitzte aus seinen hervorquellenden Augen.
»Findest du es klug, dir hier draußen Feinde zu machen, Morpheus?«
»Von dem
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