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Zentaurengelichter

Zentaurengelichter

Titel: Zentaurengelichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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schienen Sonne, Freiheit und frische Luft tausend Jahre und Meilen entfernt zu sein. Wir kamen immer langsamer voran, weil wir jeden Winkel nach einem Hinterhalt absuchten.
     
    Es sah aus wie eine vertrocknete Leiche. Mit offenem Mund, leeren Augenhöhlen, das Haar grau und wild. Eine Bussardkralle schlug aus einem Spalt nach mir. Ich wich zurück und schlug eine wilde Rückhand mit der steinernen Seite meines Schwertes. Knochen spalteten sich wie trockenes Holz.
    Das Ding, das diese alten Knochen bewegt hatte, sprang hervor.
    Der Speer eines Grolls durchdrang es. Trübe Augen starrten mich an, als es vornüber in das Einhornhorn stürzte, das ich ihm entgegenhielt. Kalter, kranker Atem schlug mir ins Gesicht. Wieder sah ich, was ich vor Jahrhunderten auf jener Kuppe gesehen hatte: verlorene Unsterblichkeit.
    Es versuchte, mir seine Zähne in den Hals zu schlagen. Sie waren noch nicht weit entwickelt. Die Krankheit war nur mäßig fortgeschritten.
    Trotzdem war ich entsetzt.
    Dojangos Zehen trafen ihn am Kopf.
    Ich packte den Luziferstein und stand auf. Weder der alte Knochen noch der Blutsklave taten es mir nach. Dafür hatten sich einige Brüder des letzteren eingefunden.
    Ihre Waffen waren Zähne, Krallen, Bösartigkeit und die Überzeugung, unbesiegbar zu sein. Nichts davon half ihnen.
    Morpheus und ich hielten sie in Schach. Dojango zog sich hinter seine Brüder zurück und steckte eine Fackel an. Die Nachtwesen gaben ein leises Quieken von sich und hielten sich die Pfoten vor die Augen. Kurz darauf war alles vorbei.
    Sie waren nur zu viert, dazu einer, der schon Jahre tot war. Wie ein ganzes Bataillon waren sie uns vorgekommen.
    Morpheus und ich suchten uns gegenseitig nach Verletzungen ab. Er hatte eine leichte Wunde, winkte aber ab. Er war nicht menschlich genug, daß er sich darum hätte Sorgen machen müssen.
    Der Feind war besiegt. Wir hatten ihn im ersten Sturm überwältigt. Unsere Nerven kamen zur Ruhe. Unsere Angst war gebändigt. Dojango war stolz auf sich. Er hatte bewiesen, daß er trotz seines Entsetzens denken konnte.
    Wir atmeten durch und gingen weiter. Ohne den Zentauren Zeck Zack. Keiner konnte sagen, wann er geflohen war. Wahrscheinlich im Durcheinander, als er sicher sein konnte, daß niemand es bemerkte.
    Hinter uns brannte die Fackel herunter. Die Fledermäuse beruhigten sich. Die Luft wurde kälter.

 
46. Kapitel
     
    Der zweite Wachtrupp war hartnäckiger als der erste, obwohl auch ihm der Erfolg versagt blieb. Diese Blutsklaven hatten den roten Pfad etwas weiter beschritten. Sie waren schwerer zu töten, aber mit einer Blendung ebenso zu verletzen und empfindlicher gegenüber der Macht des Einhornhornes.
    Der dritte Haufen war übel.
    Es wurde klar, daß wir uns dem Nest näherten. Es waren Blutsklaven, die allen Fallstricken und -gruben entkommen waren und deren Krankheit so weit fortgeschritten war, daß sie mit ihren Herren und Meistern fast auf einer Stufe standen. Sie waren beinah so schnell und stark und tödlich wie die beiden, die wir auf der Kuppe ausgeschaltet hatten. Nachdem wir einen auf ein Horn gespießt hatten, erwies es sich als fast unmöglich, die drei anderen zu erwischen, obwohl sie im Fackelschein halb blind waren. In der Finsternis, in der sie lebten, machten Augen wenig Sinn. Sie ignorierten den Schmerz und benutzten ihre Ohren.
    Einer drängte sich zwischen Morpheus und mir hindurch. Die Grolle spießten ihn mit ihren Speeren auf und gaben ihm mit den Einhornhörnern den Rest. Dojangos angstgesteuerter Arm lieferte uns die beiden anderen. Er traf sie mit Feuerbomben. Wir machten sie fertig, während sie in den Flammen um sich schlugen und schrien wie am Spieß.
    »Soviel zum Element der Überraschung«, sagte Morpheus. »Falls es das war.«
    »Jep.«
    Es waren die ersten Worte, die wir seit unserem Abstieg in die Unterwelt sprachen, abgesehen von einem grollischen Fluch aus Doris’ Mund, weil er ein Horn zerbrochen hatte, als er einen Blutsklaven auf den Boden nagelte.
    Die Flammen erstarben. Wir machten uns bereit. »Nicht mehr weit«, vermutete ich. Morpheus grunzte. »Unsere Chancen müßten jetzt besser stehen«, sagte ich. Wieder grunzte Morpheus. Ein echter Gesprächspartner. Er sah seltsam aus im Licht des Luzifersteins. Würde er gleich aus den Latschen kippen?
    Er ordnete sein Inneres, trat vor, schlug die flache Seite seines Schwertes an sein Horn und lauschte dem Echo. Nach etwa fünfzig Schritten war kein Echo mehr zu hören.
    Ich ließ Licht

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