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Zentaurengelichter

Zentaurengelichter

Titel: Zentaurengelichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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von ihnen hatte ich an einem Tisch in Full Harbor gegenübergestanden, in einem Haus, in dem ich einst eine andere geliebt hatte, deren Krankheit erst wenige Jahre gereift und noch umzukehren war. Neben ihr stand ein Mann, dessen Gesicht ihn als denjenigen verriet, der mir die Nachricht zugesteckt hatte. Sie erschauerte, als sich unsere Blicke trafen, und suchte nach seiner Hand.
    Aus dem Loch hinter uns sagte Dojango: »Sie haben die Lampe. Und die Fackeln sind aus. Sieht aber nicht so aus, als wollten sie hier drinnen Pause machen.«
    »Schätze, wir haben schon Ärger genug. Ist sie hier, Garrett?«
    »Jep.«
    »Trenn sie von der Herde und dann nichts wie weg.«
    Ich winkte Kayean.
    Sie kam, die Augen niedergeschlagen, den Mann im Schlepptau. Die anderen Bräute und die etwa acht Blutsklaven, die bei ihnen waren, zischten und scharrten mit den Füßen.
    Die Spitze von Morpheus’ Einhornhorn hielt Kayeans Freund zurück. »Wo ist er, Clement?«
    »Töte ihn hier, Ahrm. Bring ihn nicht zurück.«
    »Wenn ich ihn nicht zurückbringe, werden sie mich töten. Wo ist er?«
    Das war alles höchst interessant.
    Was, zum Teufel, ging hier vor?
    »Da hinten.« Die Blutsklaven deuteten auf die Bräute. »Versteckt sich bei den Kindern. Du wirst ihn nicht rauslocken können, ohne die Meister zu wecken.« Er starrte mich an, mit flehendem Blick. »Bringt sie hier raus. Bevor sie aufwachen.«
    Ein ausgezeichneter Vorschlag, und dazu einer, den ich gern in die Tat umgesetzt hätte. Nur waren wir – wenn auch unausgesprochen – mit der Absicht gekommen, daß wir sie, sollten wir jemals wieder ans Tageslicht gelangen, tot zurücklassen würden.
    Das hatte weniger mit Gefühlen als mit purer Notwendigkeit zu tun. Wenn wir sie leben ließen, wären sie uns auf den Fersen, sobald die Sonne unterging. Wir würden ihnen nicht entkommen. Und sie würden uns nicht laufen lassen. Die karentinische Armee würde sich über sie hermachen, sobald wir den Standort ihres Nestes verraten hätten.
    »Wir müssen reden, Morpheus.«
    »Später. Komm raus da, Valentin.«
    Etwas rührte sich hinter den Bahren und zischte. Das Zischen formte Worte, die kaum hörbar waren. »Hol mich.«
    Ich sagte: »Kinder, jeden Augenblick wird es hier ungemütlich. Einige werden eines echten Todes sterben. Ihr wollt doch nicht, daß ihr es seid. Ich suche Freiwillige, die raus in die große Höhle schleichen. Wenn wir es schaffen, könnt ihr in ein anderes Nest umziehen.« Wenn nicht, wären wir ihr nächtlicher Imbiß.
    Nach ein paar Sekunden trat uns eine der neueren Frauen gesenkten Blickes entgegen. Die meisten Blutsklaven werden das, was sie sind, aus eigenem Entschluß. Frauen allerdings nur selten. Sie werden auserwählt und von Menschenhändlern wie Zeck Zack für ihre Herren eingesammelt.
    Eine der alten Frauen protestierte. Sie versuchte, die Abtrünnige aufzuhalten.
    Dojangos Bolzen traf sie mitten in die Stirn und bohrte sich zehn Zentimeter tief in ihr Hirn.
    Sie fiel um und zappelte. Der Bolzen reichte nicht aus, um sie zu töten, gab ihr aber zu denken.
    Ich ließ die Freiwillige durch. »Noch jemand?«
    Die alten Frauen sahen die Gefallene, lauschten dem Knarren der gespannten Armbrust, zischten hin und her und beschlossen, uns der Gnade ihrer Herren zu überlassen. Nach und nach löste sich die Menge auf. Auch die Kleinen gingen.
    Loyalität bedeutet ihnen nichts.

 
47. Kapitel
     
    »Tötet das Ding«, schnarrte Morpheus. Er wiederholte es auf Grollisch.
    Marsha schlug auf die zappelnde Frau ein, bis sie still war.
    »Valentin, komm raus.«
    Wieder ein Zischen. Ich hob den Luziferstein über meinen Kopf, damit ich einen Blick auf dieses Wesen werfen konnte, das Morpheus Ahrm sosehr interessierte.
    Dann wurde mir so manches klar.
    Ich kannte das Gesicht. Valentin Permanos.
    Vor sechs Jahren waren die rechte Hand des Oberbosses, ein gewisser Valentin Permanos, und sein Bruder Clement mit dem halben Vermögen ihres Chefs verschwunden. Die Gerüchte sagten, sie seien nach Full Harbor geflohen. Morpheus würde noch mehr Zahlen nennen müssen, damit die Rechnung aufging, aber ich verstand genug, um mich in Gesellschaft meiner neuen Verbündeten entspannen zu können.
    »Tun wir es«, sagte Ahrm und packte sein Einhornhorn mit beiden Händen.
    Valentin Permanos begann, eine der reglosen Gestalten zu schütteln.
    Seine Miene zeigte reines Entsetzen. Man sagt, das Fortschreiten der Krankheit sei abhängig von der Willenskraft des Opfers. Valentin hier

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