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Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Titel: Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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wehtun.«
    » Warum? «
    »Ich weiß es nicht. Weil das das Einzige ist, was ich richtig machen kann.«
    Er packte mich am Kinn und zwang mich, ihm in die Augen zu sehen. »Ich bin nicht wütend, weil ich dich hasse«, sagte mein Vater gereizt. »Ich bin wütend, weil ich dich verdammt noch mal liebe .« Und dann schlang er die Arme um mich und mein Handtuch, und es war nicht peinlich, sondern einfach eine verzweifelte Umarmung. »Das hört sofort auf, hast du verstanden? Es gibt Therapien dafür … und du wirst wieder in Ordnung kommen. Aber bis dahin werde ich auf dich aufpassen. Ich werde auf dich aufpassen wie ein Luchs.«
    Je mehr er brüllte, desto fester drückte er mich an sich. Und weißt du, was das Komischste ist? Jetzt, wo das Schlimmste passiert war, wo ich entlarvt war … da war es gar keine Katastrophe mehr. Es war, na ja, unvermeidlich. Mein Vater war wütend, aber ich, ich konnte nicht aufhören zu lächeln. Du siehst mich , dachte ich und schloss die Augen. Du siehst mich.

Charlotte
    In dieser Nacht schlief ich auf dem Stuhl neben deinem Krankenhausbett, und ich träumte von Piper. Wir waren wieder auf Plum Island und mit den Bodyboards draußen, aber die Wellen waren rot von Blut und hatten unsere Haare und unsere Haut verfärbt. Ich ritt auf einer so majestätischen, kraftvollen Welle, dass das Ufer bebte. Ich schaute nach hinten. Piper wurde von der Welle begraben, wurde vom Board gerissen und auf den Felsen zermalmt. Charlotte , schrie sie, hilf mir! Ich hörte sie, ging aber weg.
    Sean rüttelte an meiner Schulter und weckte mich so. »Hey«, flüsterte er und schaute zu dir. »Hat sie die Nacht durchgeschlafen?«
    Ich nickte und dehnte meine Nackenmuskeln. Und dann bemerkte ich Amelia hinter ihm. »Sollte Amelia nicht in der Schule sein?«
    »Wir drei müssen reden«, sagte Sean in einem Tonfall, der keine Diskussion zuließ. Wieder schaute er zu dir. »Meinst du, sie kommt zurecht, während wir uns einen Kaffee holen?«
    Ich gab den Stationsschwestern Bescheid und folgte Sean in den Aufzug; Amelia lief uns kleinlaut hinterher. Was zum Teufel war zwischen den beiden vorgefallen?
    In der Cafeteria holte Sean Kaffee für uns beide, während Amelia sich ein Müsli aussuchte. Wir setzten uns an einen Tisch. Um diese Zeit am Morgen war der große Raum voll mit Assistenzärzten, die sich noch schnell eine Banane oder einen Caffè Latte genehmigten, bevor sie auf Visite gingen. »Ich muss auf Toilette«, sagte Amelia.
    »Kannst du aber nicht«, erwiderte Sean.
    »Wenn du etwas zu sagen hast, Sean, dann können wir auch warten, bis sie …«
    »Amelia, sag doch deiner Mutter, warum du nicht auf die Toilette kannst.«
    Sie schaute in ihre leere Plastikschüssel. »Er hat Angst, dass ich … dass ich mich wieder erbreche.«
    Ich blickte Sean fragend an. »Hat sie einen Virus?«
    »Versuch es mal mit Bulimie«, antwortete Sean.
    Ich war auf dem Stuhl wie festgewurzelt. Sicher hatte ich das falsch verstanden. »Amelia ist nicht bulimisch. Glaubst du nicht, wir wüssten das?«
    »Jaja, genau wie wir wussten, dass sie sich nun schon seit einem Jahr die Haut ritzt und dass sie alles Mögliche klaut – einschließlich Rasierklingen –, wodurch dann auch Willow eine in die Finger bekommen hat.«
    Mir klappte die Kinnlade herunter. »Ich verstehe nicht.«
    »Ja«, sagte Sean und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Ich verstehe das auch nicht. Ich kann einfach nicht verstehen, warum ein Kind, das von seinen Eltern geliebt wird, das ein Dach über dem Kopf und ein verdammt gutes Leben hat, sich selbst so sehr hassen kann, dass es das alles tut.«
    Ich schaute Amelia an. »Stimmt das?«
    Sie nickte, und mir zog sich das Herz zusammen. War ich blind gewesen? Oder war ich so sehr auf deine Knochenbrüche fixiert, dass ich gar nicht mehr bemerkt hatte, wie meine ältere Tochter seelisch in die Brüche ging?
    »Piper ist gestern Abend vorbeigekommen und hat mir gesteckt, dass Amelia ein Problem haben könnte. Offensichtlich haben wir es nicht gesehen … aber Emma. Wiederholt.«
    Piper. Ich erstarrte. »Sie ist zu uns gekommen? Und du hast sie hereingelassen?«
    »Um Himmels willen, Charlotte …«
    »Du darfst nicht ein Wort von dem glauben, was Piper sagt. Weißt du, das ist vielleicht alles nur Teil eines perfiden Plans, damit wir die Klage wieder zurückziehen.« Natürlich hatte ich gehört, wie Amelia sich zu den Vorwürfen bekannte, doch das war nicht mehr wichtig. Ich sah nur noch Piper in

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