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Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Titel: Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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sind die Notizen, die ich für Charlotte O’Keefes Patientenakte angefertigt habe.«
    »Haben Sie sie noch im Kopf?«
    »Eigentlich nicht. Natürlich habe ich sie mir noch einmal durchgelesen, um mich auf diese Verhandlung vorzubereiten, aber da war nichts Außergewöhnliches, an das ich mich sofort erinnert hätte.«
    »Was steht in diesen Notizen?«, fragte Booker.
    Ich las von den Seiten ab. »Oberschenkellänge bei der sechsten Perzentile. Alles im normalen Bereich. Gehirn des Fötus ungewöhnlich klar.«
    »Das ist Ihnen also ungewöhnlich vorgekommen, ja?«
    »Ungewöhnlich, ja«, antwortete ich, »aber nicht anormal. Es war ein neues Gerät, und alles andere sah wunderbar aus. Basierend auf dieser Ultraschallaufnahme in der achtzehnten Woche, bin ich fest davon ausgegangen, dass das Kind gesund geboren werden würde.«
    »Hat Sie die Tatsache beunruhigt, dass Sie das Innere des Schädels so klar haben sehen können?«
    »Nein«, antwortete ich. »Wir sind ausgebildet, Dinge zu erkennen, die falsch aussehen, nicht zu richtig.«
    »Haben Sie je etwas gesehen, das diesem Sonogramm von Charlotte O’Keefe geähnelt hätte?«
    »Ja, als wir eine zweite Ultraschallaufnahme in der siebenundzwanzigsten Woche gemacht haben.« Ich schaute zu Charlotte und erinnerte mich an den Moment, als ich den ersten Blick auf den Bildschirm geworfen und versucht hatte, in dem Bild etwas anderes zu erkennen, als darauf zu sehen war. Ich wusste noch gut, wie mich der Mut verließ, als mir klar wurde, dass ich es ihr würde sagen müssen. »Es waren verheilende Frakturen an Oberschenkel und Schienbein zu erkennen sowie mehrere gebrochene Rippen.«
    »Was haben Sie dann getan?«
    »Ich habe ihr gesagt, sie müsse zu einem anderen Arzt gehen, zu jemandem, der für eine Hochrisikoschwangerschaft besser ausgerüstet ist.«
    »War die Ultraschallaufnahme aus der siebenundzwanzigsten Woche der erste Hinweis darauf, dass mit dem Baby der Klägerin etwas nicht in Ordnung sein könnte?«
    »Ja.«
    »Dr. Reece, hatten Sie auch andere Patienten, bei denen Sie Anomalien in utero diagnostiziert haben?«
    »Mehrere«, antwortete ich.
    »Haben Sie je einem Paar geraten, die Schwangerschaft abzubrechen?«
    »Ich habe Familien auf diese Option hingewiesen, wenn schwerwiegende lebensbeeinträchtigende Missbildungen aufgetreten sind.«
    Ich hatte einmal einen Fall von einem Fötus in der zweiunddreißigsten Woche mit schwerem Hydrocephalus gehabt. Er hatte so viel Wasser im Gehirn, dass das Baby nicht auf normalem Wege geboren werden, geschweige denn überleben konnte. Ein Kaiserschnitt war die einzige Option, doch aufgrund des übergroßen Kopfes hätte der Schnitt so groß sein müssen, dass der Uterus der Mutter vollkommen zerstört worden wäre. Sie war noch jung, und es war ihre erste Schwangerschaft. Ich erklärte ihr die verschiedenen Optionen, und schließlich ließen wir die Flüssigkeit aus dem Kopf des Fötus ab, indem wir eine Nadel hineinstachen. Das wiederum hatte eine Gehirnblutung zur Folge. Das Baby starb wenige Minuten nach der Geburt. Ich weiß noch, wie ich an dem Abend mit einer Flasche Wein in der Hand zu Charlotte gegangen bin. Ich muss den Tag »wegsaufen«, sagte ich zu ihr. Hinterher habe ich auf ihrer Couch geschlafen, und als ich wieder aufwachte, stand sie da mit einem dampfenden Becher Kaffee und zwei Aspirin für meine Kopfschmerzen. »Arme Piper«, meinte sie damals. »Du kannst sie nicht alle retten.«
    Zwei Jahre später kam dasselbe Paar wieder zu mir, als es erneut schwanger war. Diesmal brachten sie zum Glück ein vollkommen gesundes Kind zur Welt.
    »Warum haben Sie den O’Keefes nicht zu einem Schwangerschaftsabbruch geraten?«, fragte Guy Booker.
    »Es gab keinen unumstößlichen Beweis dafür, dass das Kind tatsächlich schwerstbehindert geboren werden würde«, antwortete ich. »Außerdem hätte ich nie gedacht, dass das für Charlotte eine Option war.«
    »Warum nicht?«
    Ich schaute zu Charlotte. Verzeih mir , dachte ich.
    »Aus demselben Grund, aus dem sie schon die Fruchtwasseruntersuchung wegen des Downsyndroms abgelehnt hatte«, antwortete ich. »Da hatte sie mir nämlich gesagt, dass sie dieses Kind um jeden Preis haben will.«

Charlotte
    Es war schwer, hier zu sitzen und zuzuhören, wie Piper die Geschichte unserer Freundschaft erzählte. Ich nahm an, für sie war es genauso hart gewesen, als ich im Zeugenstand gesprochen hatte. »Waren Sie auch nach der Geburt noch eng mit der Klägerin befreundet?«,

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