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Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Titel: Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Haar das macht«, sagte ich und schaute zu, wie die Locke wieder in ihre ursprüngliche Form zurücksprang. »Es ist, als hätte es ein eigenes Gedächtnis.«
    »Dann wohl eher einen eigenen Willen «, meinte sie und schüttelte ihr Haar, bevor sie sich übers Becken beugte, um sich den Mund auszuspülen. Als sie sich wieder aufrichtete, küsste ich sie.
    »Minzfrisch«, sagte ich.
    Sie lachte. »Habe ich etwas verpasst? Wird hier gerade eine Zahnpastareklame gedreht?«
    Unsere Blicke trafen sich im Spiegel. Ich habe mich schon immer gefragt, ob sie das Gleiche sieht wie ich, wenn ich sie anschaue, oder, wenn wir schon dabei sind, ob sie bemerkt, dass mein Haar am Ansatz dünner wird. »Was willst du?«, fragte sie.
    »Woher weißt du denn, dass ich etwas will?«
    »Weil ich seit sieben Jahren mit dir verheiratet bin?«
    Ich folgte Charlotte ins Schlafzimmer und schaute zu, wie sie das Handtuch fallen ließ und sich das Nachthemd überwarf, ein übergroßes T-Shirt. Ich weiß, du möchtest das nicht hören – welches Kind will das schon? –, aber das war noch so etwas, was ich an deiner Mutter geliebt habe. Auch nach sieben Jahren noch drehte sie sich beim Umziehen von mir weg, als würde ich nicht schon längst jeden Zoll von ihr kennen.
    »Ich möchte, dass du und Willow morgen mit mir kommt«, sagte ich. »Zu einem Anwalt.«
    Charlotte ließ sich auf die Matratze fallen. »Weshalb das denn?«
    Ich versuchte, meine Gefühle in erklärende Worte zu fassen. »Es geht um die Art, wie wir behandelt worden sind. Die Verhaftung. Ich kann denen das nicht einfach durchgehen lassen.«
    Sie starrte mich an. »Warst du nicht derjenige, der gesagt hat, er wolle einfach nur nach Hause und normal weiterleben?«
    »Ja, und weißt du, was das heute für mich bedeutet hat? Das ganze Revier lacht über mich. Ich werde für immer der Cop sein, der es geschafft hat, verhaftet zu werden. Das Wichtigste in meinem Job ist mein Ruf, und den haben sie ruiniert.« Zögernd setzte ich mich neben Charlotte. Ich war ein Verfechter der Wahrheit, auch wenn ich sie nicht immer aussprach, besonders nicht, wenn ich danach vollkommen nackt dastand. »Sie haben mir meine Familie weggenommen. Als ich in der Zelle war, habe ich an euch gedacht und wollte am liebsten jemanden in der Luft zerreißen. Ich wollte mich in den Menschen verwandeln, für den sie mich ohnehin gehalten haben.«
    Charlotte schaute mir in die Augen. »Wen meinst du mit ›sie‹?«
    Ich nahm ihre Hand. »Nun«, sagte ich, »ich hoffe, das wird uns der Anwalt sagen.«
    Die Wände des Wartezimmers in der Kanzlei von Robert Ramirez waren mit den Kopien von Abfindungsschecks tapeziert, die er für seine Klienten erstritten hatte. Die Hände hinter dem Rücken verschränkt, ging ich an der Wand entlang und las ein paar. »350.000 Dollar«, »1,2 Millionen Dollar«, »890.000 Dollar«. Amelia beschäftigte sich mit der Kaffeemaschine, einem raffinierten kleinen Ding, in das man eine Tasse stellen konnte, und nach dem Druck auf einen Knopf bekam man den Geschmack, den man wollte. »Mom«, fragte sie, »darf ich einen haben?«
    »Nein«, antwortete Charlotte. Sie saß neben dir auf der Couch und versuchte zu verhindern, dass du mit deinem Gips von dem glatten Leder rutschst.
    »Aber es gibt hier auch Tee und Kakao.«
    »Nein heißt nein, Amelia!«
    Die Sekretärin erhob sich hinter ihrem Tisch. »Mr. Ramirez ist jetzt bereit, Sie zu empfangen.«
    Ich hob dich auf meine Hüfte, und wir folgten der Sekretärin den Flur hinunter zu einem Konferenzzimmer mit Wänden aus Milchglas. Sie hielt uns die Tür auf; trotzdem musste ich seitwärtsgehen, um mit dir durchzupassen. Dabei blickte ich Ramirez an. Ich wollte sehen, wie er auf deinen Anblick reagiert. »Mr. O’Keefe«, sagte er und streckte die Hand aus.
    Ich schüttelte sie. »Das hier sind meine Frau Charlotte und meine beiden Töchter, Amelia und Willow.«
    »Meine Damen«, sagte Ramirez und drehte sich dann zu seiner Sekretärin um. »Briony, holen Sie uns doch bitte ein paar Crayola-Stifte und ein Malbuch.«
    Hinter mir hörte ich Amelia verächtlich schnauben. Ich wusste, was sie dachte: dass dieser Kerl ja keine Ahnung hatte. Malbücher waren für kleine Kinder und nicht für Mädchen, die schon Sport- BH s trugen.
    »Der einhundertmilliardste Crayola-Stift war lavendelblau«, hast du gesagt.
    Ramirez hob die Augenbrauen. »Gut zu wissen«, erwiderte er; dann deutete er auf die Frau, die außer uns anwesend war. »Ich möchte Sie

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