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Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Titel: Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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dich selbst zu bemitleiden, nur weil du allen Grund dazu hattest. Tatsächlich glaubte ich manchmal sogar, dass die Menschen dich nicht wegen deiner Krücken oder deines Rollstuhls anstarrten, sondern weil du über Fähigkeiten verfügtest, von denen sie nur träumen konnten.
    Das Telefon klingelte erneut. Kurz träumte ich davon, dass es der Vorstandsvorsitzende der Versicherung war, der sich persönlich bei mir entschuldigen wollte. Aber es war Piper. Sie wollte nur mal nachhören. »Erwische ich dich in einer ruhigen Minute?«, fragte sie.
    »Eigentlich nicht«, antwortete ich. »Aber ruf doch in ein paar Monaten wieder an.«
    »Hat sie große Schmerzen? Hast du mit Rosenblad telefoniert?«, bombardierte mich Piper mit Fragen. »Und wo ist Sean?«
    »Ja, nein, und ich hoffe, er verdient gerade genug Geld, um die offenen Kreditkartenrechnungen aus dem Urlaub zu begleichen, den wir gar nicht gehabt haben.«
    »Hör zu. Ich werde Amelia morgen zum Schlittschuhlaufen abholen, wenn ich Emma hinfahre. Dann hast du schon mal eine Sache weniger, über die du dir den Kopf zerbrechen musst.«
    Den Kopf zerbrechen? Mir war nicht einmal bewusst gewesen, dass Amelia am nächsten Tag Training hatte. Das stand nicht einmal ganz unten auf der Liste, das stand gar nicht drauf .
    »Brauchst du sonst noch etwas?«, fragte Piper. »Lebensmittel? Benzin? Johnny Depp?«
    »Eigentlich wollte ich Valium sagen, aber jetzt nehme ich Tor 3.«
    »Das habe ich mir gedacht. Da hast du einen Kerl geheiratet, der aussieht wie Brad Pitt – nur durchtrainierter –, und worauf stehst du? Auf den langhaarigen Künstlertyp.«
    »Wie heißt es doch so schön? Die Kirschen in Nachbars Garten schmecken stets süßer.« Gedankenverloren beobachtete ich, wie du nach dem alten Laptop neben dir griffst und ihn auf dem Schoß balanciertest. Er rutschte immerzu weg, weil der Winkel des Gipses so ungünstig war; also schnappte ich mir ein Kissen und stopfte es als Unterlage auf deinen Schoß. »Im Augenblick sieht es auf meiner Seite des Zauns tatsächlich recht düster aus«, sagte ich zu Piper.
    »Ups, ich muss weg. Offensichtlich schreit mein Patient nach mir.«
    »Wenn ich für jedes Mal, wo ich das gehört habe, einen Dollar bekommen hätte …«
    Piper lachte. »Charlotte«, sagte sie, »versuch, den Zaun einzureißen.«
    Ich legte auf. Du hast eifrig mit zwei Fingern getippt. »Was machst du da?«
    »Ich richte einen E-Mail-Account für Amelias Goldfisch ein«, hast du geantwortet.
    »Ich wage stark zu bezweifeln, dass er einen braucht …«
    »Deshalb hat er ja auch mich darum geben und nicht dich  …«
    Reiß den Zaun ein. »Willow«, verkündete ich, »schalt den Laptop aus. Wir beide gehen Schlittschuh laufen.«
    »Du machst Witze.«
    »Nö.«
    »Aber du hast gesagt …«
    »Willow, möchtest du dich mit mir streiten oder Schlittschuh laufen?« Dein Gesicht leuchtete auf. So hattest du zuletzt gestrahlt, als wir in Richtung Florida fuhren. Ich zog mir ein Sweatshirt und Stiefel an und holte meinen Wintermantel aus dem Flur, um dich damit obenherum warm zu halten. Um deine Beine wickelte ich Decken, hob dich hoch und setzte dich auf meine Hüfte. Ohne den Gips warst du eine schlanke Elfe, mit hast du dreiundfünfzig Pfund gewogen.
    Für eines war der Spreizgips wirklich gut – praktisch wie dafür gemacht: Ich konnte dich damit perfekt auf der Hüfte balancieren. Du hast dich ein Stück von mir weg in meinen Arm gelehnt, und so habe ich dich durch den Flur und über die Stufen nach draußen manövriert.
    Als Amelia uns kommen sah – langsam wie eine Schildkröte zwischen Schneewehen hindurch –, hörte sie auf, Pirouetten zu drehen. »Ich gehe Schlittschuh laufen«, hast du gesungen, und Amelia starrte mich mit weit aufgerissenen Augen an.
    »Du hast schon richtig gehört«, sagte ich.
    » Du nimmst sie aufs Eis mit? Bist du nicht diejenige, die von Dad gefordert hat, er soll den Teich zuschütten, weil es angeblich eine grausame Strafe für Willow war?«
    »Ich reiße den Zaun ein«, verkündete ich.
    »Was denn für einen Zaun?«
    Ich schob die Decken unter deinen Hintern und setzte dich vorsichtig aufs Eis. »Amelia«, sagte ich, »jetzt brauche ich mal kurz deine Hilfe. Ich möchte, dass du auf sie aufpasst, während ich meine Schlittschuhe hole – lass sie nicht aus den Augen.«
    Ich rannte zum Haus zurück und blieb nur kurz auf der Schwelle stehen, um mich zu vergewissern, dass Amelia noch dicht bei dir war. Meine

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