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Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Titel: Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Vergleich zu der emotionalen Last, die Sie Tag für Tag mit einem kranken Kind tragen müssen«, erwiderte Ramirez, und Charlotte sah ihm in die Augen. Der Anwalt lächelte sie mitfühlend an. »Ich meine, es muss eine große Herausforderung sein.« Er beugte sich vor und legte leicht die Stirn in Falten. »Ich weiß nicht viel über … Wie heißt das? Osteo…«
    »Osteogenesis imperfecta. Die Glasknochenkrankheit«, sagte Charlotte leise.
    »Wie viele Knochenbrüche hat Willow schon gehabt?«
    »Zweiundfünfzig«, hast du geantwortet. »Und haben Sie gewusst, dass der einzige Knochen, den sich noch nie ein Mensch beim Skifahren gebrochen hat, im Innenohr liegt?«
    »Nein, das habe ich nicht gewusst«, erwiderte Ramirez erstaunt. »Ihr Kind ist wirklich etwas Besonderes.«
    Ich zuckte mit den Schultern. Du warst eben Willow. So jemanden wie dich gab es nicht noch einmal. Das hatte ich schon in dem Augenblick gewusst, als ich dich zum ersten Mal im Arm hielt, eingewickelt in Schaumstoff, damit ich dich nicht verletzen konnte. Deine Seele war stärker als dein Körper, und egal was die Ärzte mir immer wieder sagten, ich war der festen Überzeugung, das war der Grund für deine Knochenbrüche. Welches Skelett kann schon ein Herz halten, das so groß ist wie die Welt?
    Marin Gates räusperte sich. »Wie ist Willow gezeugt worden?«
    »Iiih!«, sagte Amelia. Ich hatte ganz vergessen, dass sie da war. »Das ist ja ekelig.« Ich drehte mich zu ihr um und schüttelte warnend den Kopf.
    »Wir hatten eine schwere Zeit«, antwortete Charlotte. »Wir wollten es schon mit künstlicher Befruchtung versuchen, als ich plötzlich schwanger wurde.«
    »Das wird ja immer ekeliger«, sagte Amelia.
    » Amelia! « Ich gab dich deiner Mutter und zog deine Schwester vom Stuhl hoch. »Du kannst draußen warten«, knurrte ich.
    Die Sekretärin schaute uns an, als wir wieder ins Wartezimmer kamen, sagte aber kein Wort. »Über was wollt ihr als Nächstes reden?«, forderte Amelia mich heraus. »Eure Erfahrungen mit Hämorriden?«
    »Das reicht«, sagte ich und bemühte mich, vor der Sekretärin nicht die Beherrschung zu verlieren. »Wir sind gleich wieder da.«
    Während ich den Flur hinunterging, hörte ich die hohen Absätze der Sekretärin klappern. »Möchtest du eine Tasse Kakao?«, fragte sie Amelia.
    Als ich den Konferenzraum betrat, redete Charlotte noch. »… aber ich war achtunddreißig Jahre alt«, sagte sie gerade. »Wissen Sie, was sie auf Ihr Krankenblatt schreiben, wenn Sie achtunddreißig sind? ›Geriatrische Schwangerschaft‹. Ich hatte Angst, ein mongoloides Kind zu bekommen; von OI hatte ich noch nicht einmal gehört .«
    »Hat man Ihr Fruchtwasser untersucht?«
    »Bei einer Fruchtwasseruntersuchung stellt man nicht automatisch fest, dass das Kind unter OI leidet. Man muss schon gezielt danach suchen, und das wird nur gemacht, wenn es in der Familie schon einmal so einen Fall gab. Bei Willow handelt es sich jedoch um eine spontane Mutation. Es ist nicht vererbt.«
    »Dann haben Sie also bis zu Willows Geburt nicht gewusst, dass sie an OI leidet, korrekt?«, fragte Ramirez.
    »Wir erfuhren es bei der zweiten Ultraschalluntersuchung, weil mehrere gebrochene Knochen zu sehen waren«, antwortete ich. »Sind wir hier fertig? Wenn Sie den Fall nicht übernehmen wollen, sollten wir jetzt …«
    »Erinnerst du dich noch an diesen seltsamen Kommentar bei der ersten Ultraschalluntersuchung?«, fragte Charlotte und drehte sich zu mir um.
    »Was für ein seltsamer Kommentar?«, hakte Ramirez nach.
    »Die Sonografin sagte, das Bild des Gehirns sähe zu klar aus.«
    »So etwas wie ›zu klar‹ gibt es nicht«, erklärte ich.
    Ramirez und seine Mitarbeiterin schauten einander an. »Und was hat Ihr Arzt gesagt?«
    »Nichts.« Charlotte zuckte mit den Schultern. »Niemand hat OI auch nur erwähnt, bis wir siebenundzwanzig Wochen später noch einmal zu einer Ultraschalluntersuchung gegangen sind und die Brüche gesehen haben.«
    Ramirez drehte sich zu Marin Gates um. »Schau mal nach, ob OI in utero je so früh diagnostiziert worden ist«, sagte er und wandte sich wieder Charlotte zu. »Wären Sie bereit, Ihre Krankenakte für uns freizugeben? Wir müssen noch ein paar Dinge überprüfen, um festzustellen, ob Sie einen Grund zur Klage haben …«
    »Ich dachte, wir hätten keinen«, sagte ich.
    »Vielleicht doch, Sergeant O’Keefe.« Robert Ramirez schaute dich an, als wollte er sich dein Gesicht einprägen. »Nur nicht den, an den

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