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Zerfetzte Flaggen

Zerfetzte Flaggen

Titel: Zerfetzte Flaggen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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und distanziert von allem.
    Es half ihm nicht gerade, dachte Bolitho, daß dicht unter dem Horizont die Südostküste von Puerto Rico lag, so nah der Stelle, wo Coutts sie alle in eine aussichtslose Schlacht verwickelt hatte. In mancher Beziehung wäre es besser gewesen, wenn die Argonaute den Kampf nicht abgebrochen hätte. Wenigstens wäre dann eine klare Entscheidung gefallen. Vielleicht machten auch die Franzosen jetzt ihren Kommandanten zum Sündenbock?
    Aber, so hatte Cairns gesagt, es war besser, auf See zu sein und voll ausgelastet, als vor Anker zu liegen und darüber nachzudenken, was hätte sein können.
    Bolitho blickte hinunter zum Batteriedeck, auf das Gewimmel von roten Uniformen und Waffen, als d’Esterre und der Hauptmann, der das Kontingent befehligte, alles zum hundertsten Male inspizierten.
    »An Deck!«
    Bolitho blickte auf, die Sonne brannte auf seinem Gesicht wie heißer Sand.
    »Segel Steuerbord voraus!«
    Dalyell hatte Wache, und in Augenblicken wie diesem kam seine Unerfahrenheit zum Vorschein» »Was, wo?« Er schnappte sich ein Teleskop von Fähnrich Pullen und lief zu den Steuerbordwanten.
    Die Stimme des Ausgucks. verwehte mit dem Wind. »Kleines Segel, Sir! Anscheinend Fischer!«
    Sambell, Steuermannsmaat der Wache, bemerkte säuerlich: »Gut, daß Admiral Coutts nicht hier ist, sonst müßten wir jetzt den blöden Fischer jagen!«
    Dalyell blickte ihn an. »Entern Sie auf, Mr. Sambell. Melden Sie mir, was Sie sehen.« Er sah Bolitho an und lächelte verlegen.
    »So lange ohne jeden Kontakt, ich war nicht darauf gefaßt.«
    »So schien es, Sir.« Pears schritt über das Achterdeck, seine Schuhe quietschten auf dem Teer der Decksnähte. Er musterte die Stellung der Segel und trat dann zum Kompaß. »Hm.«
    Dalyell blickte zu Sambell hinauf, der eine Ewigkeit brauchte, um den Aufstieg zu schaffen.
    Pears ging zur Reling und musterte die Marineinfanteristen. »Ein Fischer? Mag sein. Aber diese kleinen Inseln bieten gute Versorgungschancen an Wasser und Feuerholz, es ist nicht zu gefährlich, wenn man die Augen offenhält.«
    Er runzelte die Stirn, als Sambell schrie: »Er fällt ab, steuert eine der Inseln an, Sir.«
    Dalyell leckte sich die trockenen Lippen und beobachtete den Kommandanten. »Hat uns gesichtet, glauben Sie nicht, Sir?«
    Pears hob die Schultern. »Unwahrscheinlich. Unsere Mastspitze bietet einen viel besseren Überblick als ein tiefliegender Schiffsrumpf.
    «
    Er rieb sich das Kinn, und Bolitho meinte, einen seltsamen Schimmer in Pears Augen zu sehen. Plötzlich sagte er heiser: »An die Brassen! Mr. Dalyell, wir ändern den Kurs um drei Strich.
    Steuern Sie Nordwest zu West.« Er schlug die riesigen Hände zusammen.
    »Los, beeilen Sie sich, Sir! Das muß aber noch schneller werden!«
    Die Kommandos und das Getrampel brachten Cairns an Deck, der seine Augen bald überall hatte, während er zugleich nach einem Schiff Ausschau hielt.
    Pears sagte: »Segel Steuerbord voraus, Mr. Cairns. Könnte ein Fischerboot sein, ist aber wenig wahrscheinlich. Sie fahren in diesen unsicheren Zeiten meist zu mehreren.«
    »Ein Kaperschiff, Sir?«
    Cairns sprach sehr vorsichtig. Bolitho vermutete, daß er während der vergangenen Wochen allerhand von Pears zu hören bekommen hatte.
    »Möglich.«
    Pears rief nach d’Esterre, der von den eingeschifften Marineinfanteristen gestoßen und angerempelt wurde, als diese den Seeleuten an den Brassen auszuweichen versuchten.
    »Hauptmann d’Esterre!« Pears blickte nach oben, als die Rahen herumflogen und das Schiff sich auf dem neuen Kurs überlegte.
    »Wie beabsichtigen Sie, Ihre Leute auf Jamaika zu landen, wenn dort Rebellion herrscht?«
    D’Esterre erwiderte: »In Booten, Sir. Wir landen gruppenweise außerhalb des Hafens und besetzen sofort die Höhen, bevor wir Kontakt mit dem örtlichen Kommandeur aufnehmen.«
    Pears lächelte beinahe. »Einverstanden!« Er zeigte hinüber zum Bootsdeck. »Wir werden später das Ausschiffen bei Dämmerung üben.« Er ignorierte d’Esterres erstaunten Blick. »Auf einer dieser Inseln dort drüben.«
    Bolitho hörte ihn zu Cairns sagen: »Wenn dort ein verdammtes Piratennest ist, können wir es dabei mit Marineinfanteristen übe rschwemmen.
    Noch dazu wird es eine gute Übung für die Leute sein. Wenn die Trojan schon als Truppentransporter eingesetzt wird, dann soll sie das auch gut machen. Nein, besser als gut.«
    Cairns lächelte, froh über Pears alten Enthusiasmus. »Ave, Sir.«
    Der Rudergänger

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