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Zerfetzte Flaggen

Zerfetzte Flaggen

Titel: Zerfetzte Flaggen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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zu, die Peitsche klatschte dumpf auf des Mannes nackten Rücken. Bolitho hörte ihn keuchen, als die Luft aus seinen Lungen entwich.
    »Eins«, zählte der Wachtmeister.
    In der Nähe warteten der Arzt und seine Gehilfen, um sich des Mannes anzunehmen, falls er zusammenbrechen sollte.
    Bolitho zwang sich, das Ritual der Bestrafung zu verfolgen, obwohl sein Herz so schwer war wie Blei. Alles schien so unwirklich: das graue Licht, das heftig schlagende Großsegel mit den deutlich erkennbaren Flicken, vom Segelmacher kürzlich erst aufgenäht.
    Die Peitsche hob sich und zischte nieder, die Striemen auf dem Rücken des Schweden schwollen an und wurden bald zu einer blutigen Masse zerfetzten Fleisches, als das Auspeitschen andauerte.
    Etwas Blut war in das blonde Haar des Mannes gespritzt, der Rest floß herab und mischte sich, blasser werdend, mit dem Sprühregen auf den Decksplanken.
    » Einundzwanzig!«
    Bolitho hörte das leise Schluchzen eines Fähnrichs und sah Forbes, den Jüngsten an Bord, sich am Arm seines Nebenmannes festklammern.
    Carlsson hatte kein einziges Mal geschrien, aber als der letzte Hieb auf seinen zerfetzten Rücken krachte, brach er zusammen und begann zu stöhnen.
    »Abschneiden!«
    Bolitho blickte von Pears Profil in die Gesichter der Besatzung.
    Zwei Dutzend Hiebe waren nichts im Vergleich zu dem, was manche anderen Kommandanten verhängten. Aber in diesem Falle konnte es ausreichen, um den Mann zu zerbrechen. Er bezweifelte, daß Carlsson mehr als höchstens ein paar Worte der Kriegsartikel verstanden hatte.
    Die Gehilfen des Arztes traten jetzt heran und trugen den schluchzenden Mann nach unten, zwei Seeleute wischten das Blut auf, einige andere schlugen auf Tolchers Geheiß die Gräting ab und verstauten sie.
    Die Seesoldaten marschierten in zwei Kolonnen die Treppen hinunter, und Hauptmann d’Esterre steckte seinen glänzenden Säbel in die Scheide, während die Mannschaft abrückte, um ihre jeweiligen Arbeiten wieder aufzunehmen.
    Sparke sagte zu Bolitho: »Wir sollten den Angriff nochmals durchsprechen, damit jeder weiß, was er zu tun hat.«
    Bolitho hob die Schultern. »Aye, Sir.«
    Vielleicht war Sparkes Haltung die richtige. Bolitho mochte Carlsson, er war gehorsam, freundlich und ein guter Arbeiter. Aber angenommen, man hätte einen der wirklichen Unruhestifter beim Schlafen auf Wache erwischt. Hätte er dann wohl das gleiche Unbehagen verspürt?
    Sparke stützte sich auf die Schanzreling und blickte auf die beiden Kutter, die schon aus der Reihe der anderen Boote ausgesondert und klar zum Ausschwingen gemacht worden waren.
    Dann sagte er: »Ich habe nicht allzuviel Hoffnung«, und indem er auf die vibrierenden Wanten und Pardunen zeigte, fuhr er fort: »Mr.
    Bunce hat im allgemeinen recht, aber diesmal…«
    Aus dem Großtopp ertönte ein Ruf: »An Deck! Das andere Schiff fällt ab, Sir!«
    Dalyell, der Wache hatte, ergriff ein Glas und stieg in die Luvwanten.
    Nach kurzer Zeit schrie er: »Bei Gott. Es stimmt. Der Schoner fällt ab, nicht viel, aber er wird bald für alle an Deck sichtbar sein!«
    Er lachte Bolitho ins Gesicht. »Dieser Schuft besitzt allerhand Dreistigkeit!«
    Bolitho beschattete die Augen gegen das diffuse Licht und sah ein kurzes Aufleuchten über dem bewegten Wasser. Vielleicht glaubte der Kapitän des Schoners wie Bunce an Nebel und schloß näher heran, um das große Wild nicht aus den Augen zu verlieren.
    Oder er versuchte lediglich, den Kommandanten zu einer törichten Affekthandlung zu provozieren. Als sich Bolitho jedoch an dessen Gesicht beim Verlesen der Kriegsartikel erinnerte, verwarf er diesen Gedanken. Dazu bestand keinerlei Aussicht.
    Sparke führte weiter aus: »Es muß blitzschnell gehen. Vielleicht haben sie Enternetze ausgebracht, aber ich glaube es nicht. Sie würden ihre Leute mehr behindern als uns.«
    Er denkt laut, sieht bereits seinen Namen und den Bericht in der Gazette, folgerte Bolitho. Man konnte es am Funkeln seiner Augen erkennen, sie glänzten wie im Fieber.
    »Ich gehe noch mal zum Master.« Sparke eilte von dannen, das Kinn vorgeschoben wie den Bug einer Galeere.
    Stockdale tauchte von irgendwoher auf und rieb sich die Stirn.
    »Ich habe die Waffen überprüft, Sir, habe alle Entermesser und Enterbeile noch mal über den Schleifstein gezogen«, keuchte er.
    »Wir fahren doch, Sir?«
    Bolitho schritt zur anderen Seite und ließ sich vom Fähnrich der Wache dessen Glas geben.
    »Hoffentlich.«
    Dann sah er, daß der Fähnrich

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