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Zerfetzte Flaggen

Zerfetzte Flaggen

Titel: Zerfetzte Flaggen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Forbes war, der sich während des Auspeitschens an seinem Freund festgehalten hatte.
    »Alles in Ordnung, Mr. Forbes?«
    Der Junge nickte unglücklich und schluckte. »Aye, Sir.«
    »Gut.« Bolitho schob das Glas durch die Maschen des Netzes.
    »Es ist hart, einen Mann so bestraft zu sehen. Also müssen wir ständig aufpassen, daß keiner Grund zur Bestrafung gibt.«
    Er hielt den Atem an, als die Toppsegel des anderen Schiffes über dem Horizont auftauchten, als sei der Rumpf unter Wasser.
    Ein rotes Viereck war auf das Großsegel genäht – ein Behelfsflikken oder ein Erkennungssignal? Er fröstelte, als der Regen ihm in den Kragen sickerte und ihm das Haar an die Stirn klebte. Es war unheimlich, diese rumpflosen Masten zu sehen, nichts von dem Schiff und seiner Besatzung zu wissen.
    Als er sich nach Stockdale umwandte, war dieser verschwunden, so lautlos, wie er aufgetaucht war.
    Dalyell kämpfte sich das schrägliegende Deck hinauf und sagte heiser: »Sieht so aus, als ob du uns erhalten bleibst, Dick.« Er grinste ohne Mitgefühl. »Bin nicht traurig darüber. Ich habe keine Lust, George Probyns Arbeit zu tun, wenn er einen Rausch hat!«
    Bolitho grinste. »So sieht es jeder aus einem anderen Blickwinkel.
    Ich gehe nach unten.« Er warf noch einen Blick auf den lustlos pendelnden Wimpel im Großtopp. »Sieht wirklich so aus, als müßte ich noch die Nachmittagswache gehen.«
    Der Kommandant war jedoch anscheinend anderer Meinung und immer noch voll Vertrauen zu seinem Master. Bolitho wurde vom Wachegehen dispensiert und verbrachte die meiste Zeit damit, einen Brief an seinen Vater abzufassen. Er schrieb ständig weiter an demselben langen Brief, sobald er Zeit dazu hatte, und brach ihn abrupt ab, wenn sich eine Gelegenheit zum Absenden in die Heimat bot. Dadurch hielt er Verbindung mit seinem Vater, wenngleich es für diesen bestimmt schwer war, über die täglichen Ereignisse auf See, das Sichten von Schiffen oder Inseln, zu lesen – alles Dinge, die es im Leben von Kapitän James nicht mehr gab.
    So saß Bolitho also auf seiner Seekiste und überlegte, was er Neues berichten könnte.
    Kälte schien ihm plötzlich über den Rücken zu kriechen, als hätte ein Geist die kleine Kabine betreten. Er blickte überrascht auf und sah die Deckenlampe flackern. Aber stimmte das auch? Er starrte seine Sachen an, die ruhig von der Stange herabhingen, obwohl sie einen Augenblick vorher noch geschwankt und gequietscht hatten.
    Er stand auf, dachte rechtzeitig daran, den Kopf einzuziehen, und lief in die Messe. Die Heckfenster waren stumpf und grau, gestreift von getrocknetem Salz.
    Er preßte das Gesicht dagegen und rief aus: »Mein Gott, der Weise hatte recht!«
    Schnell eilte er an Deck, wo er sofort der stillen Gestalten gewahr wurde, die in den undurchdringlichen Nebel starrten, während die Segel lustlos herabhingen und sich kaum noch blähten.
    Cairns, der Wache hatte, blickte ihn ernst an. »Da ist er, Dick, der Nebel.«
    Bolitho beobachtete, wie sich die Dünung zu glätten schien, kaum waren noch Wellenkämme zu sehen.
    »An Deck! Der Schoner ist außer Sicht, Sir!«
    Pears Stimme beendete alle Spekulationen: »Zwei Strich höher, Mr. Cairns!«
    Schrille Rufe ertönten: »An die Brassen!«
    Pears sagte zu allen, die ihn umstanden: »Wir gewinnen so noch etwa eine Kabellänge. 5 Das Rad ächzte, die Rahen gehorchten den Brassen und schwangen herum. Mit ihrer großen Segelfläche rang die Trojan dem sterbenden Wind noch ein wenig Fahrt ab und drehte den Bug gehorsam nach Luv. Über das Schlagen der Segel und Blöcke, über die schrillen Rufe der Unteroffiziere hinweg hörte man Pears Stimme, als er zu seinem Segelmeister sagte: »Gut gemacht, Mr. Bunce!«
    Dieser wandte den Blick vom Mann am Ruder und der schwankenden Kompaßrose; im trüben Licht sah man nur seine Augen und Brauen. »Es war Sein Wille, Sir«, sagte er ehrfürchtig.
    Pears blickte weg, wie um ein Lächeln zu verbergen. Dann rief er: »Mr. Sparke nach achtern! Mr. Bolitho, lassen Sie die Kutter ausschwenken!«
    Stahl klirrte, Leute strömten zu den Booten, die Arme voller Entermesser, Beile, Spieße und Gewehre.
    Bolitho beobachtete auf dem Batteriedeck, wie der schwarzge strichene Rumpf des zweiten Kutters sich hob. Als er einmal nach achtern blickte, stellte er fest, daß die Schanzreling nur noch verschwommen zu sehen war.
    Er schrie: »Lebhaft, Jungs, sonst finden wir unseren Weg nicht mehr über die Reling!« Dies rief einiges Gelächter

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