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Zerfetzte Flaggen

Zerfetzte Flaggen

Titel: Zerfetzte Flaggen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Menge verschwunden; Bolitho nickte einigen Leutnants zu, die wie er nur stillschweigend geduldet waren.
    Eine hohe Gestalt erschien aus dem Gedränge, und Bolitho erkannte Lamb, den Kommandanten der Resolute. Er war ein Mann mit ruhigem Blick und strengen Gesichtszügen, die sich aber völlig veränderten, wenn er lächelte.
    »Sie sind Mr. Bolitho, nicht wahr?« Lamb streckte ihm die Hand entgegen. »Willkommen an Bord. Ich habe von Ihren Taten im März gehört und wollte Sie gern kennenlernen. Wir brauchen mutige Männer, die bereits erfahren haben, was Krieg bedeutet. Es ist eine harte Zeit, aber sie bietet jungen Leuten wie Ihnen große Chancen. Wenn der Augenblick kommt, packen Sie zu. Glauben Sie mir, Bolitho, eine Chance kommt selten zweimal.«
    Bolitho dachte an den schnittigen Schoner, an die plumpe Thrush. Seine Chance war schon gekommen und hatte ihn gleich wieder übergangen.
    »Ich werde Sie dem Admiral vorstellen.« Lamb bemerkte Bolithos Ausdruck und lachte. »Er wird Sie nicht auffressen!«
    Gedränge, gerötete Gesichter, laute Stimmen. Es war schwer, sich vorzustellen, daß der Krieg nur ein paar Meilen entfernt tobte.
    Bolitho sah mächtige blaue Schultern und einen goldberänderten Kragen: schwerfällig, plump. Eine Enttäuschung.
    Aber der Kommandant schob den schwergewichtigen Mann beiseite und enthüllte eine schlanke Gestalt, die dem Dicken allerdings nur knapp bis zur Schulter reichte.
    Konteradmiral Graham Coutts sah eher wie ein Leutnant als wie ein Flaggoffizier aus. Sein dunkelbraunes Haar trug er im Nacken lose zusammengebunden. Er hatte ein junges Gesicht, faltenlos und ohne die Maske der Autorität, die man sonst so oft zu sehen bekam.
    Der Admiral streckte die Hand aus. »Bolitho, nicht wahr?« Er nickte und lächelte gewinnend. »Ich bin stolz, Sie kennenzulernen.
    « Dann winkte er einem Steward nach Wein und fuhr leichthin fort: »Ich weiß alles über Sie und vermute, wenn Sie diesen Bootsangriff geführt hätten, wäre die Brigantine möglicherweise in unsere Hand gefallen!« Er lächelte. »Auf alle Fälle zeigt es, was man leisten kann, wenn der Wille da ist.«
    Eine elegante Erscheinung in blauem Samtanzug löste sich aus einer lauten Gruppe bei der Heckgalerie, und der Admiral erklärte: »Sehen Sie diesen Herrn dort, Bolitho? Das ist Sir George Helpman aus London.« Seine Lippen schürzten sich ein wenig. »Ein „Experte“ für unsere Malaise hier, eine wichtige Persönlichkeit, auf die alle hören sollten.«
    Plötzlich war er wieder Admiral. »Amüsieren Sie sich gut, Bolitho, lassen Sie sich reichen, was Ihnen zusagt. Das Essen ist heute ausgezeichnet!«
    Er wandte sich ab, und Bolitho sah, wie er den Mann aus London begrüßte, den er nicht sonderlich zu mögen schien. Sein Hinweis hatte fast wie eine Warnung geklungen, obwohl Bolitho nicht ganz einsah, was ein Leutnant wie er damit zu tun haben sollte.
    Er dachte über Coutts nach, der keineswegs dem Bild entsprach, das er sich von ihm gemacht hatte. Schon jetzt empfand er für den Admiral Bewunderung und Loyalität, wenn er sich das auch nach diesen wenigen Minuten des Kennenlernens selbst noch nicht eingestehen wollte.
    Es wurde schon dunkel, als die Gäste aufbrachen. Einige waren so betrunken, daß man sie in ihre Boote tragen mußte, andere torkelten mit gläsernem Blick allein zum Fallreep, vorsichtig jeden Schritt erzwingend, um sich keine Blöße zu geben.
    Bolitho wartete und beobachtete vom Achterdeck, wie die Gäste hinuntergeleitet, einige auch mit Taljen über die Reling gehievt und in die längsseits liegenden Boote gefiert wurden.
    Er kam an einer Kabine vorbei, deren nicht ganz geschlossene Tür einen kurzen Blick ins Innere ermöglichte. Eine kichernde Frau hatte die nackten Arme um den Hals eines Offiziers geschlungen, der ihr das Kleid abstreifte. Ihr Mann oder Begleiter lag womöglich betrunken in einem der Boote, dachte Bolitho und lächelte. War er schockiert, war er neidisch? Er wußte es selber nicht.
    Ein Bootsmaat rief eifrig: »Ihr Kommandant kommt, Sir!«
    »Aye. Rufen Sie das Boot.« Bolitho überprüfte den Sitz seines Degengurtes und rückte den Hut zurecht.
    Pears erschien mit Kapitän Lamb. Sie schüttelten sich die Hände, dann folgte Pears Bolitho in ihr Boot.
    Als es abgelegt hatte und in die starke Strömung hinaussteuerte, bemerkte Pears: »Widerlich, das Ganze!«
    Drauf verfiel er in Schweigen und bewegte sich nicht, bis sie die erleuchteten Stückpforten der Trojan dicht vor

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