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Zerfetzte Flaggen

Zerfetzte Flaggen

Titel: Zerfetzte Flaggen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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hatten sie jetzt noch Libby, diesen Jungen in Offiziersverkleidung. Pears machte sich mit gutem Grund Sorgen, dachte Bolitho. Es mußte ihm manchmal vorkommen, als habe er ein Korps von Schuljungen an Bord.
    »Wieviele Leute haben Sie heute aufgetrieben?«
    Bolitho erstarrte. Pears wußte alles, selbst über seine heutige Mission an Land war er im Bilde.
    »Vier, Sir.« Das klang noch dürftiger, wenn man es laut aussprach.
    »Hm. Vielleicht haben wir mehr Glück, wenn der nächste Konvoi eintrifft.« Pears rückte ein wenig auf seinem roten Kissen. »Verdammte Memmen, diese Handelsschiffmatrosen, die sich hinter der Ostindischen Kompanie oder einem verfluchten Regierungserlaß verstecken! Hölle und Teufel, man könnte meinen, es sei ein Verbrechen, für sein Land zu kämpfen! Aber ich werde ein paar von ihnen schnappen, Erlaß oder nicht.« Er lachte in sich hinein.
    »Bis Ihre Lordschaften davon erfahren, haben wir sie längst zu Seeleuten des Königs gemacht!«
    Bolitho wandte den Kopf, als das Flaggschiff jetzt hinter einem anderen Ankerlieger sichtbar wurde.
    Es war die Resolute, ein Zweidecker mit bereits fünfundzwanzig Jahren Dienstzeit, bestückt mit neunzig Geschützen. Schon lagen mehrere Boote an ihrer Backspier, woraus Bolitho schloß, daß es eine ziemlich große Versammlung werden würde. Er blickte zu der schlaff vom Kreuztopp hängenden Flagge empor und versuchte sich vorzustellen, was für ein Mensch wohl ihr Gastgeber war.
    Konteradmiral Graham Coutts, Befehlshaber des Küstengeschwaders, hatte das Geschick der Trojan seit ihrer Ankunft in New York gelenkt. Bolitho hatte ihn noch nie gesehen und war neugierig: vielleicht ein zweiter Pears, standfest wie ein Fels und unerschütterlich?
    Er lenkte seine Aufmerksamkeit wieder der Routine ihrer Ankunft zu: die Seesoldaten an der Pforte, der Glanz von Stahl, das geschäftige Hin und Her von Blau und Weiß, gedämpfte Kommandoworte… Pears saß wie vorher, aber Bolitho bemerkte, daß seine sehnigen Fäuste sich um seine Degenscheide aus Haifischleder krampften, das erste Zeichen von Erregung, das er je bei ihm gesehen hatte. Es war ein prächtiger Degen und mußte ein Vermögen gekostet haben, eine Ehrengabe, Pears wohl für persönliche Tapferkeit oder für einen Sieg über Feinde Englands verliehen.
    »Auf Riemen!« Hogg beugte sich etwas vor, seine Finger schienen die Pinne zu liebkosen, als er jetzt zum Anlegen ansetzte. »Die Riemen – hoch!«
    Wie eine Wand standen im selben Augenblick die Riemen mit den tropfenden Blättern in zwei genau ausgerichteten Reihen nach oben; Wasser rieselte ungehindert auf die Knie der Ruderer.
    Pears nickte der Bootscrew zu und stieg dann gelassen das Fallreep hinauf, wo er unter dem schrillen Seitepfeifen und dem üblichen Zeremoniell beim Anbordkommen eines Kommandanten seinen Hut abnahm.
    Bolitho zählte bis zehn und stieg dann ebenfalls hinauf, wo ihn ein spitznasiger Offizier mit einem Teleskop unterm Arm begrüßte, der ihn musterte, als sei er soeben einem Stück alten Käses entstiegen.
    »Sie müssen nach achtern gehen, Sir.« Dabei zeigte er zur Schanze, wo Pears soeben in Gesellschaft des Flaggschiffkommandanten dem Schatten zustrebte.
    Bolitho sah sich auf dem Achterdeck um, das dem der Trojan fast glich: Reihen festgezurrter Geschütze, die Taljen säuberlich belegt, das Tauwerk aufgeschossen auf den schneeweißen Decksplanken.
    Seeleute verrichteten ihre Arbeit, ein Fähnrich, das Glas auf eine einlaufende Brigg gerichtet, bewegte beim Entziffern ihrer Kennung lautlos die Lippen. Unten auf dem Batteriedeck stand ein Seemann neben einem Korporal der Marineinfanterie, während ein anderer Fähnrich einem Offizier Meldung machte. Wurde der Mann gleich zur Bestrafung abgeführt? Zur Beförderung oder zur Degradierung? Es war eine alltägliche Szene, die vielerlei bedeuten konnte. Bolitho seufzte. Wie auf der Trojan, und doch auch wieder völlig anders.
    Er ging langsam weiter nach achtern und war überrascht, Musik und gedämpftes Lachen von Männern und Frauen zu hören. Sämtliche Trennwände waren entfernt, die Admiralsräume dadurch in einen großen Saal verwandelt worden. An den offenen Heckfenstern spielten ein paar Geiger mit großer Konzentration, und zwischen der dichtgedrängten Menge von Seeoffizieren, Zivilisten und Damen eilten Stewards in roten Jacken mit Tabletts voller Gläser hin und her, während andere an einem langen Büffet diese so rasch wie möglich nachfüllten.
    Pears war in der

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