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Zerfetzte Flaggen

Zerfetzte Flaggen

Titel: Zerfetzte Flaggen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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bemerkenswerter Geschwindigkeit durch den Raum und öffnete die Tür. »Ja?«
    Es war Leutnant Fitzherbert von den Marineinfanteristen des Flaggschiffs. Er stammelte: » Wir haben den Feind gesichtet, Sir! Er kommt die Küste herauf!«
    Zusammen traten sie in das blendende Sonnenlicht, und Paget ließ sich in aller Ruhe von einem Ausguckposten ein Fernrohr geben. Nach einer vollen Minute reichte er es Bolitho.
    »Das ist ein Anblick! Ich glaube, Ihr Mr. Probyn wird bedauern, daß er ihm entging.«
    Bolitho vergaß sofort seine Enttäuschung und des Majors Sarkasmus, als er das Glas auf die Küste richtete. Es schien ein endloser Zug zu sein, der da dem Strand folgte und fast bis zurück nach Charlstown reichte: ein Band aus Blau und Weiß, hin und wieder unterbrochen vom Braun der Pferde und glänzenden schwarzen Flecken, die nur Artillerie sein konnten.
    Paget verschränkte die Arme und schaukelte auf den Hacken vor und zurück. »Hier kommen sie also. Damit ist jedes Täuschungsmanöver überflüssig, denke ich.« Er blickte zur Spitze des Flaggenmastes auf, seine Augen waren rotgerändert vor Anstrengung.
    »Heiß die Flagge, Sergeant! Wir wollen sie ein bißchen ärgern.«
    Bolitho senkte das Glas. Quinn war noch unten bei dem erst zum Teil zerstörten Floß und sah die drohende Marschkolonne auf der Küstenstraße nicht. Probyn draußen schien zu sehr damit beschä ftigt, von der Sandspitze freizukommen, um etwas zu bemerken.
    Vermutlich hätte es ihn auch nicht mehr interessiert.
    Er suchte den Horizont ab, seine Augen schmerzten in der gleißenden Helligkeit. Nichts unterbrach die scharfe, blaue Linie, was auf die Anwesenheit eines Segels hingedeutet hätte. Bolitho dachte an den gefangenen französischen Offizier. Wenn er Glück hatte, würde seine Gefangenschaft eine der kürzesten sein, die es je gegeben hatte.
    Paget knurrte: »Bewegen Sie sich, Sir! Hauptbatterie auf den Damm richten! Sie haben doch einen guten Läufer unter Ihren Leuten, nehme ich an? Ich möchte jedes der Geschütze voll geladen wissen. An die Arbeit, verdammt!«
    Bolitho wandte sich zum Gehen, hörte Paget aber noch wie im Selbstgespräch hinzufügen: »Es interessiert mich nicht, was sie uns anbieten oder versprechen. Wir kamen, um dieses Fort zu zerstören, und das werden wir tun, so wahr mir Gott helfe!«
    Als Bolitho den Hof erreicht hatte, blickte er noch einmal zum Turm hinauf. Paget stand barhäuptig in der Sonne und starrte den soeben gehißten Union Jack an, den die Marineinfanteristen mitgebracht hatten.
    Dann hörte er einen Seemann zu seinem Kameraden sagen: »Mr.
    Bolitho sieht nicht sonderlich beunruhigt aus, Bill. Dann kann es nicht so schlimm sein.«
    Bolitho sah die beiden an, als er vorbeiging, und sein Herz war zugleich schwer und froh. Sie fragten nicht, warum sie hier waren.
    Gehorsam, Vertrauen und Hoffnung gehörten genauso zu diesen Leuten wie ihr Fluchen und Raufen.
    Er traf Rowhurst am Tor. »Sie haben es zweifellos gehört?«
    Rowhurst grinste. »Gesehen auch, Sir. Eine ganze verdammte Armee auf dem Marsch! Und das nur für uns!«
    Bolitho lächelte knapp. »Wir haben genügend Zeit, alles zu ihrem Empfang vorzubereiten.«
    »Aye, Sir.« Rowhurst blickte beredt auf den Stapel von Pulve rfässern und Zunder. »Eins ist sicher – beerdigen müssen sie uns nicht. Sie brauchen nur die paar übriggebliebenen Fetzen aufzusammeln!
    «

Nachtgefecht
    Bolitho betrat den Raum oben im Turm, wo der frühere Fortkommandant spartanisch einfach gelebt hatte, und fand Paget mit d’Esterre über eine Karte gebeugt, lebhaft diskutierend.
    Bolitho fragte: »Sie haben nach mir geschickt, Sir?«
    Kaum erkannte er seine eigene Stimme wieder. Die Müdigkeit war fast totaler Erschöpfung gewichen. Den ganzen Tag über war er von einer Aufgabe zur anderen gehetzt, sich ständig der blauweißen Schlange bewußt, die an der Küste entlang auf sie zukam, bald in und bald außer Sicht. Zur Zeit war sie ganz verschwunden, und es schien, als biege die Straße scharf ins Landesinnere ab, bevor ein Seitenweg zur Insel hin abzweigte.
    Paget blickte auf. Er hatte sich rasiert und sah in seiner gut gebügelten Uniform frisch und adrett aus.
    »Ja. Es wird nicht mehr lange dauern.« Er deutete auf einen Stuhl. »Alles erledigt?«
    Bolitho setzte sich steif. »Erledigt.« Was für ein endloses Durcheinander von Aufgaben und Arbeiten sie bewältigt hatten! Tote mußten begraben, Gefangene an einen Platz geschafft werden, wo man sie mit der

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